Andreas Gabalier spielt beim Salem Open Air vor ausverkaufter ...
Salem Open Air vor 8 Stunden
Dirndl-Wahnsinn-Hulapalu hieß es am Freitagabend beim letzten Salem Open Air der Saison. 5000 Besucher strömten zu Andreas Gabalier, der eher für ein Volksfest denn für einen Konzertabend sorgte.
Andreas Gabalier bei seinem Open Air im Salemer Schlosspark vor 5000 Fans. Der selbsternannte Volks-Rock ‚n‘ Roller genießt seinen Auftritt sichtlich. | Bild: Jäckle, Reiner
Die Zisterzienser, die einst das Kloster in Salem errichteten, hätten sich angesichts des Salem Open Airs mit Andreas Gabalier am Freitagabend wohl verwundert die Augen gerieben. Auf seiner Dirndl-Wahnsinn-Hulapalu-Tour stattete der österreichische Sänger und selbsternannte Volks-Rock ‚n‘ Roller dem Schlossgarten für ein Konzert einen Besuch ab. Seine Fans kamen in Scharen, in Dirndl und Lederhosen gekleidet. Die Parkplätze vor Kloster und Schloss waren voll besetzt, die Schlangen an Eingang und Getränkeständen lang.
Giovanni Procopio versorgte die Wartenden vor dem Einlass mit Eis. „Gelati Conte“ steht auf seinem Eiswagen. „Ich war auch schon drinnen mit meinem Wagen“, erzählte der Italiener. „Bei Joe Cocker, Carlos Santana, Peter Maffay und vielen mehr.“ Gefragt waren am Freitagabend eine oder zwei Kugeln Eis in der Waffel, Spezialitäten wie Spaghetti-Eis nicht so sehr. Procopio stammt aus Calabrien und verkauft sonst vor dem Frei- und Strandbad in Meersburg und nach 19 Uhr an der Birnau. Selbst isst er auch gern Eis – „egal welche Sorte“. Die Konzertbesucher am Freitagabend in Salem waren teils klassisch unterwegs mit Schokolade und Vanille, aber auch mutig mit der Geschmacksrichtung Bubblegum.
Mit 5000 Besuchern war das Open-Air-Konzert ausverkauft. Gabalier freute sich augenscheinlich, „vor ausverkaufter Hütte“ zu spielen, wie er sagte. Der 38-Jährige, der sonst Stadien füllt, hob immer wieder darauf ab. „Es ist das 17. ausverkaufte Konzert in Folge“, ließ er die Zuschauer wissen. 2024 ist auch die Rückkehr ins Olympiastadion nach München geplant. Dort haben bis zu 72.000 Besucher Platz.
Aber zurück nach Salem: Hier startete Gabalier mit einem Intro zum Dirndl-Wahnsinn-Hulapalu in den Abend, spielte in einem Medley seine wichtigsten Titel an. An Akkordeon, Gitarre und Klavier zeigte er, dass er nicht nur Sänger, sondern auch Musiker ist. Das Publikum hörte Titel wie „Zuckerpuppen“, „I sing a Liad für di“, „Bügel dein Dirndl gscheit auf“, „Superstar“ und „The Ram Sam Song“. „Handgemachte Musik aus der Steiermark“, erklärte Andreas Gabalier.
Die jüngste Zuhörerin war die neun Monate alte Laura. Mit Gehörschutz verfolgte sie das Konzert in den Armen ihrer Eltern Tobias und Ann-Sophie Auer. Die kleine Familie war aus Mühlingen angereist. Laura schaute sich interessiert um, während andere Besucher genaue Erwartungen an das Open Air hatten.
Alex Dullenkopf und Melli Heller aus Meßkirch freuten sich auf eine „gute Zeit zusammen“ sowie die Titel „Amoi seg‘ ma uns wieda“ und „Superstar“. Auf Ersteren mussten sie bis zum Ende des Konzerts warten. Es ist das Lied, das Andreas Gabalier für seinen Vater und seine Schwester schrieb, die beide Suizid begangen haben. In dem Song besingt der 38-Jährige die Hoffnung auf ein Wiedersehen.
Trotz der leisen Momente, war es ein Konzertabend, der eher an ein Volksfest erinnerte – auch mit Oimara als Vorgruppe. Der bayerische Liedermacher Beni Hafner gab unter anderem „Zebrastreifenpferd“ und „Disco Kathi“ zum Besten. Bei „Zebrastreifenpferd“ nannte Hafner selbst das Stichwort Ballermann. Die Besucher konnten beim „Lalala“ vortrefflich mitgrölen. Gesanglich war es nicht das beste Salem Open Air der Saison 2023. Da gab es andere Größen. Etwa Ryan Tedder von OneRepublic, der mit seiner Stimme eine erstaunliche Bandbreite erreichte.
Die Fans störte das aber nicht. Gerade in den vorderen Reihen hingen sie an Andreas Gabaliers Lippen. „So viele herausgeputzte Leute gibt es heute nicht mal mehr im Opernhaus“, sagte der Österreicher begeistert. Gabalier ist nicht unumstritten wegen diverser Texte und Äußerungen. In Salem streifte er die Pandemie und die Diskussion um den Begriff Indianer. „Winnetou forever“, rief Gabalier. Die Reaktionen aus dem Publikum dazu waren schwer einzuordnen. Der 38-Jährige brachte es am Ende auf mehr als zweieinhalb Stunden Spielzeit. An der Bühne wurde noch lange gejubelt, während andere den Heimweg antraten. Es war das letzte Konzert der Salem Open Airs 2023.