Oppositionskandidat Faye führt bei Präsidentschaftswahl in Senegal

25 Mär 2024

Unterstützer von Faye jubeln in der senegalesischen Hauptstadt Dakar. Reuters / Luc Gnago

Senegal - Figure 1
Foto DiePresse.com

Faye war auch im Senegal bis vor mehreren Monaten noch unbekannt - bis der beliebte Oppositionsführer Sonko, der nicht antreten durfte, ihn quasi zu seinem Ersatzkandidaten ernannt hatte.

Bei der Auszählung der verspäteten Präsidentschaftswahl in Senegal liegt der Oppositionskandidat Bassirou Diomaye Faye nach ersten Ergebnissen vor dem Regierungskandidaten, dem ehemaligen Ministerpräsidenten Amadou Ba.

Mehrere der insgesamt 18 Oppositionskandidaten erklärten am Sonntag ihren Konkurrenten Faye zum Sieger der Wahl. Anhänger der Opposition feierten bereits in den Straßen. Die vorläufig endgültigen Auszählungsergebnisse werden am Dienstag erwartet. Sollte kein Kandidat mehr als 50 Prozent der Wählerstimmen erreichen, gibt es eine Stichwahl.

Späte Wahlen nach wochenlangen Turbulenzen

Die Präsidentschaftswahlen hatten nach wochenlangen politischen Turbulenzen in Senegal mit einem Monat Verspätung begonnen. Die Wähler hatten die Wahl zwischen 19 Kandidaten. Der amtierende Präsident Macky Sall konnte nach zwei Amtszeiten nicht noch einmal zur Wahl antreten. Zu Beginn des vergangenen Monats hatte Sall zudem für eine schwere politische Krise in dem westafrikanischen Land gesorgt, als er wenige Stunden vor dem offiziellen Beginn des Wahlkampfes die ursprünglich für den 25. Februar angesetzte Abstimmung wegen angeblicher Streitigkeiten über die Kandidatenliste absagte. Er wollte die Wahl auf Ende des Jahres verlegen und somit faktisch seine Amtszeit verlängern. Der Verfassungsrat hatte das Vorgehen kurz darauf jedoch für verfassungswidrig erklärt. Der Vorgang löste eine Protestwelle und gewaltsame Unruhen aus. Salls Regierungskoalition wählte daraufhin den ehemaligen Premierminister Amadou Ba, 62, zu ihrem Kandidaten.

In dem Land mit rund 18 Millionen Einwohnern waren etwa 7,3 Millionen Menschen zur Wahl aufgerufen. Schon am Sonntagmorgen hatten sich vor den Wahllokalen lange Schlangen gebildet. Die Wahllokale schlossen um 19 Uhr (MEZ). Es wurden am Wahltag keine größeren Zwischenfälle gemeldet.

Beliebter Oppositionsführer durfte nicht antreten

Der nun laut ersten im Fernsehen verkündeten Ergebnissen führende Oppositionskandidat, der 43-jährige ehemalige Steuerprüfer Bassirou Diomaye Faye, war bis vor kurzem noch weitgehend unbekannt. Das änderte sich, als der in großen Teilen der Bevölkerung populäre Oppositionsanführer Ousmane Sonko ihn quasi zu seinem Ersatzkandidaten erkor.

Der für seine populistischen Brandreden bekannte Sonko wurde bei der Präsidentschaftswahl 2019 Dritter, darf aber diesmal aufgrund einer Verurteilung wegen Verleumdung nicht antreten. Der 49-Jährige saß bis vor kurzem noch in Haft, ebenso wie Faye, dem ebenfalls Verleumdung sowie Gerichtsmissachtung vorgeworfen wurde. Beide wurden erst kürzlich entlassen, nachdem Präsident Sall zur Beruhigung des politisch aufgeladenen Klimas in Senegal eine Generalamnestie für Häftlinge angestoßen hatte, denen im Zusammenhang mit Anti-Regierungsprotesten Verbrechen vorgeworfen wurden.

Faye verspricht, gegen Ungleichheit und Korruption vorzugehen. Er hat Reformen in der Geldpolitik und auf institutioneller Ebene vorgeschlagen, ebenso wie die Neuverhandlung von Öl-, Gas- und Bergbauverträgen. (Reuters)

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