„Wolfsschanze“: Wie kamen die fünf Leichen in Hermann Görings ...

Wenn der Begriff „Wolfsschanze“ fällt, sind immer noch eigentümlich viele Menschen elektrisiert. Bis heute ist Hitlers in Stahlbeton gegossene Bunkerburg in den masurischen Sümpfen gut für Geraune, Gerüchte und Gänsehaut, vor allem bei jenen, die eine schwiemelige Faszination für den Größenwahn der jüngeren Geschichte haben. Bis heute tummeln sich auf dem Gelände im Nordosten Polens nicht nur 200.000 Touristen im Jahr, sondern auch unzählige Schatzsucher. Zwar ist dort jede Betonplatte gefühlt schon tausendmal umgedreht worden, dennoch findet sich immer wieder irgendetwas, was das Lechzen nach vermeintlich Mysteriösem triggert.

Wolfsschanze - Figure 1
Foto FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

So auch Ende Februar, als polnische Schatzsucher, unter ihnen Oktavian Bartoszewski, der die in der Szene beliebte Zeitschrift „Relikte der Geschichte“ herausgibt, im Gebäude Nummer 15 fünf Skelette entdeckten. In dem Haus wohnte einst Hermann Göring, der „Reichsmarschall“ in Phantasieuniform, wenn er bei seinem geliebten „Führer“ weit im Osten weilte, aber auch keinen Plan hatte, wie es weitergehen sollte.

Von seinem Anwesen geblieben ist eine zugige und von der Natur überwucherte Ziegel-Beton-Ruine, die bereits gründlichst durchforscht ist. Doch weil sie angeblich Hinweisen nach einem Holzfußboden nachgehen wollten, fingen Bartoszweski und seine Schatzsucher-Kollegen Anfang des Jahres eben dort an zu graben – so schildert es Bartoszweski in einem am Montag veröffentlichten Video auf dem Youtube-Kanal seines Magazins. Was sie fanden, waren mit Asche gefüllte Abflussrohre, von denen bisher kein Mensch weiß, was und ob sie überhaupt irgendwas zu bedeuten haben.

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Warum lag die Familie zu Görings Füßen begraben?

Vor allem aber fanden sie auch fünf Skelette von zwei Männern, einer Frau sowie zwei Kindern. Die herbeigerufene Verwaltung nebst Polizei konnten jedoch kein Verbrechen jüngster Zeit feststellen, weshalb Bartoszewski und seine Leute nun kräftig spekulieren, was es mit den Toten auf sich haben könnte. Denn die Skelette lagen nur maximal 20 Zentimeter tief im Boden, und sie alle hätten keine Hand- und Fußgelenke mehr gehabt, zum Teil seien auch die Schädel deformiert gewesen, so die Schatzsucher. Dass es sich bei den gefundenen Überresten um eine Familie gehandelt haben könnte, sei sehr wahrscheinlich, erläutert Bartoszewski. Doch wie kam sie zu Tode? Und warum lag sie ausgerechnet zu Görings Füßen begraben?

Wolfsschanze - Figure 2
Foto FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Zur Erklärung hat das Team fünf Thesen aufgestellt, von denen sich bisher keine verifizieren ließ. So gab es auf dem Gelände bereits lange vor dem Krieg einen Friedhof für Bewohner aus der Umgebung. Zweitens könnte es sich um Einheimische gehandelt haben, die im Krieg verbotenerweise auf das Gelände gelangten und erschossen wurden, wobei völlig unklar ist, warum sie dann ausgerechnet in Görings Haus begraben worden sein sollten. Drittens könnte es sich um Liquidationen des polnischen oder russischen Geheimdienstes nach dem Krieg handeln, viertens auch um die Grabstätte eines Heimes für geistig Behinderte, das dort vor dem Krieg existiert haben soll, und schließlich fünftens auch um eine Art okkulte Stätte.

Bleibt als Quintessenz immerhin: Die Geschichte des Dritten Reichs muss nicht neu geschrieben werden, und: Der nächste Wolfsschanzenfund kommt bestimmt.

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