54-Jähriger nach Pfefferspray-Attacke: „Ich bin kein Reichsbürger“

31 Jan 2023

Er soll ein Reichsbürger sein und sich auf den Weltuntergang vorbereitet haben – so heißt es jedenfalls in den Medien, wenn über jenen Fall aus der Obritzer Kellergasse berichtet wird, der international für Aufsehen sorgte.

Die NÖN sprach mit dem beschuldigten Thomas Landon über die Vorkommnisse inklusive der Pfefferspray-Attacke gegen zwei Beamte und den darauf erfolgten Polizeieinsatz.

NÖN: Wie geht es Ihnen und Ihrer Familie gerade?

Thomas Landon: Wir haben alle einen Schock erlebt. Dass es so weit ausufert, hat niemand erwartet. Ich werde in den Medien als eine Art von Josef Fritzl betrachtet. Das ist ein totaler Unsinn!

Sie werden als Reichsbürger bezeichnet, sind Sie das?

Landon: Nein, das ist genauso eine glatte Lüge. Weder bin ich ein Reichsbürger noch ein Verschwörungstheoretiker oder glaube an den Weltuntergang. Ich war viele Jahre als Pressefotograf tätig und bin viel auf der Welt herumgekommen.

Warum haben Sie diese Presshäuser gekauft?

Landon: Mein Wunsch war immer, meinen Kindern ein sicheres Zuhause zu bieten. Deshalb habe ich hier sechs Presshäuser gekauft, und ich möchte, dass jedes Kind ein Presshaus mit einer Kellerröhre bekommt. Mein Wunsch war, hier ein friedliches Familienleben zu führen. Weil ich nicht von hier bin, habe ich sicher mehr bezahlt als den ortsüblichen Preis. Ich bin aber in Niederösterreich geboren.

Warum ist Ihnen die Sicherheit Ihrer Kinder so wichtig?

Landon: Ich habe selbst eine sehr schlimme Kindheit gehabt. Mein Vater war Alkoholiker. Wir Kinder haben von ihm viele Schläge, Fußtritte und Demütigungen erlebt. Liebe habe ich von meinem Vater nie erfahren. Aber eines Tages hat er meine beiden Hände genommen und Folgendes gesagt: ‚Bub, werde bitte niemals so wie ich!‘ Dafür habe ich ihn dann geliebt und konnte ihm verzeihen. Man muss wissen, sein Vater, also mein Großvater, war Otto Kaltenbrunner, ein schlimmer Nazi und der Cousin von Ernst Kaltenbrunner [der bei den Nürnberger Prozessen zum Tode verurteilt wurde, Anmerkung NÖN]. Ich verurteile jegliches nationalsozialistische Gedankengut aufs Schärfste. Was kann ich dafür, was meine Vorfahren Schlimmes getan haben? Ich bin 1968 geboren worden. Ich habe 1995 deswegen auch eine Namensänderung beantragt.

Warum haben Sie den Pfefferspray gegen die Beamten verwendet?

Landon: Letzten Donnerstag, am späteren Nachmittag hörte ich, wie jemand ,Landon!‘ rief, dann bin ich raus und da standen zwei mir völlig unbekannte Männer, die ins Presshaus wollten, um meine Kinder zu sehen. Der größere mit einem Nasenring sagte, dass er von der Bezirkshauptmannschaft sei, der andere sagte kein Wort.

Was ist dann geschehen?

Landon: Ich bat um das Vorzeigen eines Dienstausweises, was aber nicht passierte. Ich sagte: ,Nein, Sie kommen nicht in mein Haus.‘ Dann kamen sie näher, ich hatte einen Pfefferspray in meiner Hosentasche und habe versucht, sie damit zu verjagen. Sie sind dann gleich weggerannt und dürften dann die Polizei gerufen haben. Meine Frau meinte gleich, das sei aber gar nicht gut gewesen.

Wenig später wurde unsere Haustür gewaltsam geöffnet und die Polizei stürmte herein. Unsere Kinder erlitten einen Schock.

Wie ging es für Sie und Ihre Familie an diesem Tag weiter?

Landon: Ich musste mit auf die Polizeidienststelle in Haugsdorf und wurde dort über den Hergang befragt. Ich war nie in Haft, wie es in manchen Medien stand. Wir wurden auch nicht von unseren Kindern getrennt. Meine Frau war bei ihnen und später auch ich. Es tut mir sehr leid, weil dem zweiten Mann [Amtsleiter von Hadres, Anmerkung NÖN] wollte ich nichts tun, er hat gar nichts gesagt, er stand nur dabei. Der Mann von der Bezirkshauptmannschaft hat sich sehr unfreundlich benommen, und ich wusste ja nicht, ob sie wirklich von einer Behörde waren.

440_0008_8584425_hol05pul_tom_landon_c_privat.jpg

Thomas Landon hat mit seiner Pfefferspray-Attacke internationales Aufsehen erregt.

Foto: privat

Es wurden bei Ihnen auch Waffen gefunden. Welche besitzen Sie und warum?

Landon: Ja, ich habe drei Luftdruckgewehre, ein altes Repetiergewehr und auch eine Armbrust. Ich habe mit den Luftdruckgewehren und der Armbrust in einer langen Kellerröhre aus Spaß auf Papppapier gezielt. Diese Waffen sind wegen der Kinder immer sicher verwahrt worden.

Warum haben Sie an Ihren Presshäusern Überwachungskameras montiert?

Landon: Ich wollte Vandalismus an meinen Presshäusern und dem Grundstück vermeiden. Tatsächlich gab es ein Video, das einen Anrainer zeigt, der versuchte, von mir gepflanzte Edelkastanien auszureißen. Ich denke, von daher kam die Anzeige, es würden hier sechs Kinder wohnen. Wir wohnen hier nicht permanent, und meine Kinder sind nicht schulpflichtig.

Was planen Sie für die Zukunft?

Landon: Meine Frau, sie ist gebürtige Berlinerin, und meine Kinder sind nach diesem Ereignis natürlich geschockt und fühlen sich nicht mehr sehr wohl hier. Sie würden am liebsten wegziehen. Ich bedauere es sehr, denn ich würde sicherlich auch viel Geld verlieren, wenn wir hier die Zelte wieder abbrechen.

Keine Nachrichten aus Hollabrunn mehr verpassen?

Mit dem NÖN-Newsletter bleibt ihr immer auf dem Laufenden und bekommt alle zwei Wochen die Top-Storys direkt in euer Postfach!

Gratis anmelden

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten
Die beliebtesten Nachrichten der Woche