Supervulkan-Doku schockt Italien: Experte äußert sich ...

13 Tage vor
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Stand: 19.04.2024, 05:16 Uhr

Von: Richard Strobl

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Der Supervulkan nahe Neapel löst Besorgnis aus. Eine Dokumentation aus der Schweiz zeigt nun schockierende Animationen. Italiens Vulkan-Institut interveniert.

Supervulkan Italien - Figure 1
Foto kreiszeitung.de

Neapel – Im Süden Italiens bebt in den vergangenen Monaten immer wieder die Erde. Für besondere Besorgnis sorgt dabei zumeist nicht der Vulkan Vesuv, sondern der naheliegende sogenannte Supervulkan, der an den Phlegräischen Feldern liegt. Die Angst vor einer enormen Katastrophe in dem bewohnten Gebiet ist groß. Gerade erst bebte die Erde 90 Mal an nur einem Tag. In dieser Lage, in der sich viele Italiener und Touristen um den Vulkan Gedanken machen, sorgt nun ein Dokumentarfilm für Aufregung.

„Eine RSI-Dokumentation versetzt die breite Öffentlichkeit in Angst und Schrecken“, schreibt die italienische La Repubblica zu dem Film. Produziert wurde die Doku mit dem Titel „Neapel, der Supervulkan, der Europa bedroht“ vom italienischsprachigen Schweizer Radio und Fernsehen. Und sie schlägt enorm alarmistische Töne an. „Der Supervulkan könnte Neapel keine Chance lassen. Sogar Europa bedrohen“, heißt es in dem Film. Zudem wird vor „verheerenden Folgen“ und laut Repubblica „kaum Fluchtmöglichkeiten“ gewarnt.

Blick über den Golf von Neapel auf den Vesuv. © IMAGO / Bridgeman ImagesSupervulkan beunruhigt Italien: Schweizer Doku sorgt für Schrecken

In dem Film wird mittels Computer-Animationen ein möglicher Ausbruch des Vulkans unter den Phlegräischen Feldern bebildert. „Die Katastrophe könnte jeden Moment über uns hereinbrechen“, heißt es schon zum Start. In der apokalyptischen Animation zieht eine zerstörerische Aschewolke über Neapel, Gesteinsbrocken treffen die Sehenswürdigkeiten der Stadt, animierte Risse durchziehen Aufnahmen der Stadt – all dies unterlegt von dramatischer Musik. Gepaart wird diese Darstellung einer möglichen Vulkan-Katastrophe mit Experten-Aussagen.

Der Vulkanologe Patrick Allard sagt etwa, dass, falls es zu einem großflächigen Ausbruch kommen würde, große Aschesäulen entstehen würden. Diese würden mehrere Kilometer weit aufsteigen – bis in die Stratosphäre. Die Asche würde auf Neapel, Italiens Süden und womöglich auch noch weit entfernt herunterregnen. Dies würde Menschenopfer und gewaltige Zerstörung mit sich bringen. Zudem wirft die Dokumentation auch Zweifel am Evakuierungsplan der Behörden für den Katastrophenfall auf. Diego Perugini, Direktor der Abteilung Physik und Geologie der Universität Perugia, sagt in dem Film, dass ein Ausbruch womöglich zu spät vorhergesagt werden könne. Innerhalb von mehreren zehn Minuten könne dann die Eruption erfolgen. „30 Minuten sind wenig, um eine Stadt zu evakuieren“, heißt es anschließend in der Dokumentation.

„Die Wahrscheinlichkeit, dass in unmittelbarer Zukunft passiert, ist gering - aber nicht null“, lautet das Fazit am Ende des Films.

Supervulkan in Italien vor Ausbruch? Institut widerspricht Darstellung

Die Dokumentation ist seit Anfang April im Umlauf und sorgt in Italien für große Aufregung. So groß, dass sich Italiens Nationales Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) gezwungen sieht der Darstellung zu widersprechen. Und das obwohl die INGV selbst in der Dokumentation als Experte zu Wort kommt. „Dies sind Informationen, die nicht auf Daten basieren und die alle wichtigen wissenschaftlichen und planerischen Aktivitäten, die Wissenschaftler und Katastrophenschutz gesehen haben und immer noch sehen, völlig außer Acht lassen“, zitiert die La Repubblica die INGV. Die Dokumentation fasse lediglich zusammen, was bei den größten Eruptionen des Vulkans vor Tausenden von Jahren passiert sei und erzeuge so „große Effekte“.

Der Vulkan werde permanent durch ein Multiparameter-Überwachungssystem abgedeckt: Es sei zwar richtig, dass die Phlegräischen Felder seit 2005 vom sogenannten Bradyseismischen Phänomen (langsam ablaufende Bodendeformationen größeren Ausmaßes) betroffen seien, das zu Erdbeben, Erdstößen und fumarolischen Emissionen führe. Aber: „Alle von diesem System bereitgestellten Daten lassen derzeit keine Hinweise auf einen bevorstehenden Vulkanausbruch erkennen, geschweige denn auf einen Vulkanausbruch größeren Ausmaßes“, heißt es in der Klarstellung des INGV weiter.

Das Fazit der Vulkan-Experten des Instituts: „Die Eruptionsgeschichte und die aktuellen Daten, die an den Phlegräischen Feldern aufgezeichnet wurden – erzählen eine andere Geschichte“. Dennoch ist die Sorge in Italien durchaus real. Eine Gemeinde baut nun sogar eine neue Evakuierungsstraße. (rist)

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