EM-Qualifikation: Österreichs Traum platzt gegen Polen
EM-Qualifikation
Österreichs Fußballnationalteam der Frauen wird nach zwei erfolgreichen Endrunden erstmals wieder nur Zuschauer bei einer Europameisterschaft sein. Das Team von Trainerin Irene Fuhrmann verpasste nach einem 0:1 im Play-off gegen Polen das Ticket für die EM in der Schweiz. Die Polinnen, die vor nur 3.200 Fans in Wien in der Nachspielzeit durch ihren Star Ewa Pajor trafen, hatten das Hinspiel mit 1:0 gewonnen und sind erstmals bei einer EM dabei.
Online seit gestern, 20.38 Uhr
Für Österreich, das 2017 noch das Halb- und 2022 das Viertelfinale erreicht hatte, ist es der Schlusspunkt einer verkorksten EM-Qualifikation, die in der Gruppenphase nur den dritten Platz gebracht hatte. Damals hatte man noch Polen hinter sich gelassen, daheim und auswärts gelang jeweils ein 3:1-Sieg, dieses Mal nicht einmal ein Tor.
Barcelona-Star Ewa Pajor traf in der 94. Minute, als Österreich schon alles nach vorn geworfen hatte. Torfrau Manuela Zinsberger bewahrte das ÖFB-Team vor einem frühen Rückstand (7.), danach hatten die Gastgeberinnen Chancen, waren aber letztlich nicht zwingend genug oder scheiterten wie Eileen Campbell und Lilli Purtscheller vor der Pause knapp. Barbara Dunst fiel zudem mit einer Verletzung aus.
Ewa Pajor verwertet einen Konter zum 1:0.
Nach der verpassten WM-Teilnahme 2023 ist nun auch das Aus in der EM-Qualifikation ein weiterer Rückschlag in der Ära Fuhrmann, deren Position nun heiß diskutiert werden wird. Während die Polinnen ihren größten Erfolg feiern, befindet sich Österreich am absteigenden Ast.
Triste Kulisse beim ShowdownStell dir vor, es geht um ein EM-Ticket, und fast keiner geht hin. Am Ende war vor allem der harte Kern dabei, also 3.200 Zuschauerinnen und Zuschauer im Viola Park, wie das Stadion der Wiener Austria in den UEFA-Bewerben heißt. Eine zum Wetter passende triste Kulisse. Vor einem Jahr schafften es noch über 10.000 zu einem Länderspiel und vor zwei Wochen mehr als 8.000 bei St. Pölten gegen Barcelona.
Nach den Leistungen in den vergangenen Jahren hätten sich die Fußballerinnen mehr Unterstützung verdientAuch beim 0:1 in Polen am vergangenen Freitag gab es eine ähnliche Kulisse. „Wir nehmen die Situation an, wie sie ist“, sagte Fuhrmann. Die 44-jährige Wienerin fügte am Vortag im selben Atemzug an, man müsse sich aber hinterfragen, ob man alles getan und das Spiel richtig promotet habe – auch irgendwie passend zum Bild, das der heimische Fußballverband in den vergangenen Wochen abgegeben hat.
Zinsberger verhindert frühen RückstandDer Stadion-DJ gab den Hoffnungsvollen („Don’t stop believing“), eine unveränderte Startelf gegenüber dem Hinspiel wollte laut Fuhrmann eine „klare Steigerung“ zeigen, Polen mit Barcelona-Stürmerin Pajor die allererste Teilnahme an einer EM-Endrunde überhaupt fixieren.
Österreich startete bemüht und hatte durch Purtscheller zwei Einschussmöglichkeiten aus aussichtsreicher Position, doch die Tirolerin stand auch beide Male im Abseits. Die erste gute Chance im Spiel hatten die Gäste. Marina Georgieva wurde der Ball abgenommen, Pajor bediente Natalia Padilla, und Zinsberger verhinderte das 0:1 (7.).
Die Torfrau macht die Chance von Padilla zunichte.
Danach entwickelte sich zunächst ein ausgeglichenes Spiel, in dem beide Teams vorerst darauf bedacht waren, keine großen Fehler zu machen. So ergaben sich zwangsläufig keine Chancen. Österreich kam zwar immer wieder gefährlich nach vorn, war aber zu unpräzise oder unentschlossen, wie Purtscheller bei einer Hereingabe von links (27.).
Dunst fällt in Drangphase ausPajor verzog noch einmal knapp (35.), ehe die letzten Minuten in der ersten Hälfte klar den Österreicherinnen gehörten. Verena Hanshaw gab einen Schuss (39.) ab, ehe sich Dunst das Knie verdrehte und vor der Pause von Julia Hickelsberger-Füller ersetzt werden musste.
Noch vor Halbzeit hatten Fuhrmanns Frauen die Chance auf das 1:0, doch ein polnisches Geschenk konnte Eileen Campbell nicht verwerten, Wiktoria Ziniewicz klärte das Leder vor der Linie (42.), wenig später verzog Purtscheller im Strafraum knapp, aber doch.
Erst Campbell, dann Purtscheller verpassen die Führung.
Österreich kam unverändert aus der Kabine und gab durch Campbell einen Warnschuss ab (46.), die allein gelassene Martyna Wiankowska vergab nach einem Freistoß per Kopf die bessere Möglichkeit (49.). Wenig später verfehlte Tanja Pawollek aus der Distanz nur knapp.
Österreicherinnen laufen an, Polen trifftDanach versuchten die Österreicherinnen alles, aber liefen sich immer wieder im Strafraum gegen die defensiv sattelfesten Polinnen fest. Viele einfache Fehler im Aufbauspiel halfen freilich auch nicht immer, aber es ergaben sich Chancen, keine hundertprozentigen, aber welche, die man in einem „Finale“ nützen muss. Campbell setzte einen Kopfball nach einer Ecke drüber (60.), Purtscheller schoss knapp vorbei (66.).
Starspielerin Pajor beförderte Polen endgültig erstmals zur EMFuhrmann brachte im Finish Laura Wienroither, die wiedergenesene Viktoria Pinther und Laura Feiersinger, um noch das notwendige Tor für die Verlängerung zu erzielen. Doch die Schüsse wie von Feiersinger und Hanshaw fielen alle zu harmlos aus. In der Gruppenphase hatte Österreich noch sechs Treffer in den Spielen gegen Polen erzielt, dieses Mal null. In der Nachspielzeit sorgte dann Pajor in einer bereits aufgelösten ÖFB-Defensive für das alles entscheidende Tor zur EM.
Stimmen zum Spiel:Irene Fuhrmann (ÖFB-Teamchefin): „Wenn man in zwei Spielen kein Tor erzielt, hat man es nicht verdient. Am Ende müssen wir schauen, wie viel unsere Spielerinnen Leistungsträgerinnen bei ihren Vereinen sind, wie viele nicht bei 100 Prozent sind. Das sind alles Rädchen, die reinspielen. Wir sind nie in einen Flow gekommen. Trotzdem muss man sehen, dass die Quali mittlerweile so schwierig ist wie noch nie. Im Grunddurchgang waren wir im Soll, in der Play-off-Phase leider nicht.“
Verena Hanshaw (ÖFB-Spielerin): „Es ist schlimm, aber die Leistung hat nicht gereicht. Es war einfach nicht gut genug. Wir sind nicht an unsere Leistungsgrenze gekommen. In der Qualigruppe haben wir es geschafft, da haben wir auch gesehen, wie einfach es sein kann. Alle werden besser, auch wir müssen besser werden. Wir müssen herausfinden, warum uns das nicht gelingt, und daran arbeiten.“
EM-Qualifikation, Play-off, Rückspiel
Dienstag:
Österreich – Polen 0:1 (0:0)Wien, Viola Park, 3.200 SR Projkovska (MKD)
Tor: Pajor (94.)
Österreich: Zinsberger – Schasching (72./Wienroither), Georgieva, Kirchberger, Hanshaw – Zadrazil, Puntigam – Purtscheller (77./Pinther), Höbinger (77./Feiersinger), Dunst (44./Hickelsberger-Füller) – Campbell
Polen: Szemik – Zieniwicz (85./Adamek), Szymczak, Wos, Wiankowksa – Achcinska (46./Kokosz), Pawollek, Kamczk (85./Brodzik) – Padilla (85./Grabowska), Pajor, Krezyman (67./Jedlinska)
Gelbe Karte: Purtscheller, Schasching bzw. Achcinska, Jedlinska
Hinspiel 0:1, Polen mit Gesamtscore von 2:0 bei EM 2025 in Schweiz