GM, Ford, Stellantis: US-Streik bei großen Autokonzernen startet

15 Sep 2023

GM, Ford, Stellantis

Die einflussreiche US-Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) hat Freitagfrüh den Streikbeginn für Werke der drei großen Autobauer – General Motors (GM), Ford und Stellantis – verkündet. Das ist ein bisher einmaliger Schritt. Dauert der Streik länger, könnte das die US-Wirtschaft spürbar belasten. Nicht umsonst schaltete sich US-Präsident Joe Biden bereits ein.

Stellantis - Figure 1
Foto ORF

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Die Arbeitsniederlegungen begannen um Mitternacht (Ortszeit), nachdem die Frist für Tarifverhandlungen ausgelaufen war. Die UAW mit rund 150.000 Mitgliedern fordert in den Verhandlungen eine Erhöhung der Einkommen um 36 Prozent über vier Jahre verteilt. Die Autobauer waren zu Zuwächsen von bis zu 20 Prozent über eine Laufzeit von viereinhalb Jahren bereit.

Der neue UAW-Vorsitzende Shawn Fain betonte jedoch, die Angebote seien unzureichend angesichts der hohen Inflation und der guten Gewinnlage der Unternehmen. Neben allgemeinen Lohnerhöhungen werden die Wiedereinführung des Teuerungsausgleichs, die Abschaffung der unterschiedlichen Lohngruppen für Fabrikjobs sowie eine 32-Stunden-Woche mit Lohn für 40 Stunden gefordert.

"Enough is enough. It’s time to decide what kind of a world we want to live in. And it’s time to decide what we are willing to do to get there." - UAW President Shawn Fain pic.twitter.com/0b76HY5JZj

— UAW (@UAW) 15. September 2023
Ausweitung der Streiks nicht ausgeschlossen

Die Streiks finden zunächst im Bronco-Montagewerk von Ford in Wayne im US-Bundesstaat Michigan, im Montagewerk für mittelgroße Pick-ups von GM in Wentzville in Missouri und im Jeep-Montagewerk von Stellantis in Toledo in Ohio, statt. Sie sind entscheidend für die Produktion einiger der rentabelsten Fahrzeuge der Unternehmen, darunter der Jeep Wrangler.

Mit der Arbeitsniederlegung in diesen drei Werken will die Gewerkschaft den Druck auf die Unternehmen erhöhen. Laut Fain ist es aber nicht ausgeschlossen, dass die Streiks sich auf weitere Fabriken und damit weit mehr Menschen ausweiten könnten. „Wenn wir aufs Ganze gehen müssen, werden wir das tun“, so der Gewerkschaftspräsident.

UAW-Chef Fain (vorne Mitte) schließt eine Ausweitung der Streiks nicht aus

Shains Strategie ist nicht ohne Risiko. Denn ein wochenlanger Streik würde auch die Arbeiter und Arbeiterinnen treffen, die von Lohn zu Lohn leben, während die Firmen über mehr finanzielle Rücklagen und Lagerbestände verfügen. Derzeit legen rund 12.700 Beschäftigte ihre Arbeit nieder. Die UAW umfasst insgesamt 146.000 Mitglieder. Würden alle Mitglieder streiken, würde der mit 825 Millionen Dollar dotierte Streikfonds nach elf Wochen leer sein.

Stellantis „extrem enttäuscht“

Die Gewerkschaft habe es nicht auf die großen Cashcows der Unternehmen abgesehen, d. h. auf die großen Pick-ups und Geländewagen, sondern auf die Werke, die Fahrzeuge mit geringeren Gewinnspannen herstellen, erklärte der Ökonom Marick Masters an der Wayne State University in Detroit: „Sie wollen den Unternehmen etwas Raum geben, ohne sie an die Wand zu drängen.“

Stellantis, eigentlich ein europäischer Konzern, der aber unter anderem die US-Marken Chrysler und Dodge umfasst, zeigte sich dennoch „extrem enttäuscht“ über den Streik. Man werde „angemessene strukturelle Entscheidungen zum Schutz unserer nordamerikanischen Aktivitäten treffen“, teilte das Unternehmen Freitagfrüh mit. Ford sagte in einer Erklärung, dass die jüngsten Vorschläge der UAW seine Arbeitskosten in den USA verdoppeln würde. Eine Arbeitsniederlegung könne bedeuten, dass die Gewinnbeteiligung der UAW für dieses Jahr „dezimiert“ werde.

Streik in drei US-Autowerken

Nach dem Ablauf einer Frist um Mitternacht hat die Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) den Beginn eines Streiks in drei Autowerken von General Motors (GM), Ford und Stellantis in den USA bekanntgegeben. „Wenn wir aufs Ganze gehen müssen, werden wir das tun“, so der Gewerkschaftspräsident Shawn Fain.

Von GM hieß es bereits am Donnerstag in einem Brief an die Beschäftigten, dass das Unternehmen historische Lohnerhöhungen anbiete. Das Angebot von GM entspreche dem, „was Sie uns gesagt habe, was für Sie am wichtigsten ist, trotz der hitzigen Rhetorik der UAW-Führung“. Nach Angaben der Autohersteller stehen sie mit der Entwicklung und dem Bau neuer Elektrofahrzeuge und der gleichzeitigen Herstellung von Verbrennern vor noch nie da gewesenen Herausforderungen.

Berichte über Nothilfen für Zulieferer

Dauern die Arbeitsniederlegungen länger, könnte den Händlern die Fahrzeuge ausgehen und die Preis steigen. Nach Schätzungen der Deutschen Bank würde ein Vollstreik die Gewinne jedes betroffenen Automobilherstellers um 400 bis 500 Millionen US-Dollar pro Woche Produktionsausfall beeinträchtigen.

Der Arbeitskampf bringt auch Präsidenten Biden in Schwierigkeiten: Er gibt sich traditionell als sehr gewerkschaftsfreundlich, ein Rückschlag für die US-Wirtschaft könnte aber seine Hoffnungen auf eine Wiederwahl in gut einem Jahr schmälern.

Laut US-Präsidialamt sprach Biden daher noch am Donnerstag mit der Gewerkschaft sowie den Vorständen der Automobilunternehmen über den Stand der Tarifverhandlungen. Einem Bericht der „Washington Post“ zufolge bereitet die Regierung derzeit Nothilfen vor, um kleineren Autozulieferern im Falle eines Streiks bei den großen amerikanischen Pkw-Herstellern unter die Arme greifen zu können. Das Weiße Haus hat sich dazu noch nicht geäußert.

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