Es ist gerade einmal zwei Wochen her, als ein mutmaßlicher Islamist drei Menschen in der deutschen Stadt Solingen ersticht. Acht weitere wurden verletzt, vier davon lebensgefährlich. Jetzt ist es wieder passiert. Nach den Worten von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ist am Donnerstagvormittag „möglicherweise“ ein Anschlag auf das israelische Generalkonsulat in München geplant gewesen. Der Tatverdächtige: ein 18-jähriger Österreicher. Emrah I. hat bosnische Wurzeln und kommt aus Neumarkt am Wallersee im Salzburger Flachgau.

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Donnerstagvormittag hatte er beim NS-Dokumentationszentrum in München das Feuer eröffnet und wurde daraufhin von Polizisten erschossen. Die Beamten selbst blieben unverletzt. Emrah I. soll mit einem roten Citroen in die bayrische Hauptstadt gefahren sein. Das Auto wurde später von der Polizei sichergestellt. Für die Salzburger Staatsanwaltschaft und das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorbekämpfung war der 18-Jährige kein Unbekannter. Laut APA war er voriges Jahr wegen mutmaßlicher Nähe zur Terrororganisation Islamischer Staat angezeigt worden. Auf seinem Mobiltelefon sollen IS-Propagandamaterial sowie Daten und ein Computerspiel sichergestellt worden sein, die Nähe zu islamistisch-terroristischem Gedankengut bezeugten. Auf die Handyinhalte waren die Behörden aufmerksam geworden, nachdem der Jugendliche an seiner Schule gewalttätig gegenüber Mitschülern geworden war.

Im Ort selbst galt die Familie als unauffällig, wie ein Gemeindebewohner profil erzählt. Die Eltern des 18-Jährigen haben ein Haus in Neumarkt gebaut, dort sind der 18-Jährige und sein jüngerer Bruder aufgewachsen, die Mutter betreibt im Ort einen Friseursalon.

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Terrororganisation Al-Nusra-Front

Ersten Informationen zufolge, die profil vorliegen, soll der 18-Jährige auch mit der Terrororganisation Al-Nusra-Front sympathisiert haben. Dabei handelt es sich um einen Ableger der Al-Quaida in Syrien, die vor allem in syrischen Bürgerkrieg ab 2011 stark war. Im vergangenen Jahr habe er mehrmals in der Schule randaliert, dort von Amokläufen fabuliert und sei immer wieder dabei beobachtet worden, wie er in der Schule betete. Es hat daraufhin bei dem Mann eine Razzia gegeben. Er war dem LVT Salzburg wohlbekannt.

Der Neumarkter Bürgermeister und SPÖ-Landesparteivorsitzende, David Egger-Kranzinger, reagiert mit Entsetzen auf die Nachricht: „Der Ort steht unter Schock und es zeigt, wie schnell Terrorismus mitten unter uns sein kann. Extreme haben bei uns keinen Millimeter Platz“, sagt Egger-Kranzinger gegenüber den „Salzburger Nachrichten“. Weitere Informationen könne man derzeit aber nicht geben. Der 18-jährige Emrah I. und seine Familie leben in einer Siedlung in Neumarkt, unmittelbar in der Nähe eines Kindergartens und einer Volksschule. 

Der Ort wurde Donnerstagnachmittag großräumig abgesperrt. Polizei und Feuerwehr waren im Einsatz. Man geht davon aus, dass das Wohnhaus der Familie untersucht wird. Es wäre nicht die erste Hausdurchsuchung bei dem 18-Jährigen. Schon 2023 nahmen Ermittler sein Wohnhaus aufgrund seiner IS-Sympathien unter die Lupe.

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Natalia Anders

ist Teil des Online-Ressorts und für Social Media zuständig.

Daniela Breščaković

ist seit April 2024 Redakteurin im Österreich-Ressort bei profil. War davor bei der "Kleinen Zeitung".

Eva Sager

seit November 2023 im Digitalteam. Schreibt über Gesellschaft und Gegenwart.

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