Flucht der Topleute: Das Beben bei OpenAI – Kündigungen und ...

8 Stunden vor

Auf dem Absprung: Technikchefin Mira Murati verlässt OpenAI

Foto: Philip Pacheco / Bloomberg / Getty Images

Es wird langsam einsam um Sam Altman (39). Dem Co-Gründer und CEO von OpenAI laufen die Topleute weg. Am Mittwoch kündigte mit Technologiechefin Mira Murati (35) eine seiner prominentesten Mitarbeiterinnen überraschend ihren Rückzug an. Die CTO, die seit sechseinhalb Jahren bei OpenAI war und im vergangenen November während des am Ende gescheiterten Putschversuchs gegen Altman sogar kurz als Interims-CEO inthronisiert worden war, will gehen. Es gebe nie einen idealen Zeitpunkt für einen solchen Schritt, erklärte sie auf der Plattform X . Sie wolle etwas eigenes Aufbauen.

Mira Murati - Figure 1
Foto manager-magazin.de

Gleichzeitig verlassen zwei leitende Entwickler das aus künstliche Intelligenz (KI) spezialisierte Unternehmen. Bob McGrew war bislang als Chief Research Officer der Forschungschef von OpenAI. Barret Zoph, ein ehemaliger Google-Forscher, war für das sogenannte Post-Training zuständig. Die Abgänge sind nicht weniger als ein Beben für das Unternehmen.

Altman sah sich noch am Mittwochabend zu einem beruhigenden Statement genötigt: Die drei hätten ihre Entscheidung unabhängig voneinander getroffen, schrieb er in einem Brief an die Belegschaft, den er auch auf X veröffentlichte. Der Wechsel von Führungskräften sei normal für ein Unternehmen – aber er wolle nicht so tun, als ob auch so abrupte Wechsel normal seien.

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Damit setzt sie die Reihe prominenter Topabgänge bei OpenAI weiter fort – und das in einer heiklen Phase für das Unternehmen. OpenAI war 2015 explizit als Non-Profit-Organsiation gegründet worden, um die KI-Technologie nicht den großen Techkonzernen wie Google zu überlassen und die Entwicklung einer „sicheren Künstlichen Allgemeinen Intelligenz“ (Artificial General Intelligence, AGI) sicherzustellen. Schritt für Schritt wurde diese Struktur jedoch immer weiter in eine gewinnorientierte Organisation verwandelt – was intern zu heftigen Debatten geführt und immer wieder hochrangige Führungskräfte vertrieben hat. Bis heute kontrolliert die gemeinnützige Organisation über einen Verwaltungsrat auch das Geschäft, auch nachdem der US-Konzern Microsoft insgesamt rund 13 Milliarden Dollar in das Unternehmen gepumpt hat.

Dieses Konstrukt soll nun offenbar weiter umgekrempelt werden, um OpenAI Insidern zufolge für Investoren attraktiver zu machen. Die gemeinnützige Organisation soll demnach künftig nur noch eine Minderheit halten. Über die Details werde aber noch verhandelt, hieß es in einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters. Außerdem werde die bisher geltende Obergrenze für die Rendite von Investoren aufgehoben. OpenAI, das gerade über eine neue Finanzierungsrunde frisches Kapital bei Investoren einzusammeln versucht, könnte damit mehr wie ein gewöhnliches Start-up agieren. Kritiker befürchten allerdings, dass OpenAI dadurch die Tests für mögliche negative Folgen von KI vernachlässigen und die ursprüngliche Mission vernachlässigen könnte, eine sichere KI im Dienste der gesamten Menschheit zu entwickeln.

Im Rahmen der Restrukturierung soll auch Firmenchef Sam Altman Aktien des gewinnorientierten Unternehmensteils. Altman hat bislang keine Anteile an OpenAI, nun sollen ihm angeblich rund 7 Prozent übertragen werden, so die Nachrichtenagentur Bloomberg. Das Unternehmen strebt bei der Finanzierungsrunde eine Bewertung von bis zu 150 Milliarden Dollar an. Altmans Anteil wäre demnach rund 10 Milliarden Dollar wert.

Details der Pläne wollte OpenAI nicht kommentieren. „Wir konzentrieren uns weiterhin auf die Entwicklung von KI, die allen zugutekommt“, teilte OpenAI mit. „Die gemeinnützige Organisation ist das Herzstück unserer Mission und wird auch weiterhin bestehen.“

Protestkündigungen und Streit

Die schleichende Umstrukturierung hatte immer wieder zu Unmut unter den Topleuten bei OpenAI geführt. Bereits 2021 kam es zu ersten internen Aufständen gegen den Richtungswechsel. Im Streit über die aus ihrer Sicht mangelnde Berücksichtigung von Sicherheitsfragen verließen die Stargeschwister Dario (41) und Daniela Amodei (36) OpenAI und gründeten mit anderen Szenepromis Anthropic, heute ebenfalls ein milliardenschweres KI-Start-up.

Im vergangenen November hatte dann sogar der gemeinnützig orientierte Verwaltungsrat Firmenchef Altman wegen mangelnder Kommunikation und eines Vertrauensverlustes gefeuert. Der Putsch scheiterte jedoch , der Geschasste kehrte wenige Tage später wieder auf seinen Posten zurück – stärker als zuvor. Der Verwaltungsrat wurde neu besetzt, im Vorstand kamen erfahrene externe Manager dazu. Auf den neu geschaffenen CFO-Posten rückte im Juni Sarah Friar (51), die frühere Vorstandsvorsitzende des Nachbarschaftsnetzwerks Nextdoor; die Leitung der Produktentwicklung übernahm Kevin Weil, der zuvor unter anderem bei Twitter, Facebook und Instagram gearbeitet hatte.

Die Sorgen, dass OpenAI womöglich Fragen der Sicherheit nicht ernst genug nehmen könnte, haben seither dem gescheiterten Putsch indes zugenommen. Das sogenannte Superalignment Team, zuständig für existenzielle Sicherheitsfragen, wurde in diesem Jahr aufgelöst. Im Mai gingen dessen Leiter, der OpenAI-Mitgründer Ilja Sutskever (37), der ein eigenes, inzwischen ebenfalls mit Milliarden bewertetes KI-Start-up namens Safe Superintelligence gründete, und Jan Leike (37), der bei Anthropic anheuerte. Andere hochrangige KI-Experten, die für das Thema Security zuständig waren, sind wie das deutsche Wunderkind Leopold Aschenbrenner (22) gefeuert worden oder haben selbst gekündigt.

Im Juni warnten elf derzeitige und frühere OpenAI-Mitarbeiter in einem offenen Brief vor den „ernsthaften Risiken“ und forderten Whistleblower-Rechte ein, da es keine effektive Kontrolle der führenden KI-Entwicklerfirmen gebe. Daniel Kokotajlo (31), einer der Organisatoren der Gruppe und bis vor wenigen Monaten noch selbst bei OpenAI, ist überzeugt: OpenAI agiere „draufgängerisch“. Er habe das Vertrauen verloren, dass OpenAI verantwortungsvoll mit den mächtigen KI-Systemen umgehen werde.

In den vergangenen Wochen kündigte dann auch noch John Schulman, ebenfalls einer der Co-Gründer. Er wechselt zum Rivalen Anthropic. Und der für das Tagesgeschäft zuständige COO Greg Brockman (36), während des Putsches enger Getreuer von Altman, verabschiedete sich bis zum Ende des Jahres in ein Sabbatical.

Die jetzt freigewordenen Rollen werden mit internen Kandidaten neu besetzt. Altman beförderte Mark Chen neben Chief Scientist Jakub Pachoki zum Entwicklungschef. Matt Knight verantwortet künftig die Informationssicherheit und Josh Achiam die Einhaltung des Unternehmensziels, eine sichere KI zu entwickeln. Sie alle werden direkt an Altman berichten. „In den letzten Jahren habe ich mit die meiste Zeit um die nicht-technischen Teile unserer Organisation gekümmert", erklärte Altman. „Jetzt freue ich mich darauf, die meiste Zeit mit den technologischen und produktorientierten Teilen zu verbringen."

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