Duell mit Eintracht Frankfurt: Das besondere Geschäftsmodell des ...

Midtjylland – Eintracht Frankfurt

Der bekannteste Mensch im FCM-Universum wohnt in einem schlossähnlichen Anwesen nahe Aarhus, besitzt Wald in Rumänien sowie Grund und Boden in Schottland. Anders Holch Povlsen ist nicht nur der bekannteste Mensch im Universum der dänischen Fußballfirma FC Midtjylland A/S aus Herning in der Mitte Jütlands.

Der 52 Jahre alte Milliardär gilt auch als reichster Mann des kleinen Königreichs, ist er doch alleiniger Eigentümer der Bekleidungskette „Bestseller“, zu der die hierzulande bekannten Marken „Jack & Jones“ und „Vero Moda“ gehören.

Mit seinem Vermögen hat Povlsen im August 2023 den FCM glücklich gemacht, als er (ihm gehörten da schon 25 Prozent der Anteile) zum Hauptanteilseigner wurde. Sein Invest in den modern, nachhaltig und professionell geführten Klubs dürfte nun bei mehr als 30 Millionen Euro liegen.

Tragische Berühmtheit erlangte die Familie Povlsen, als am Ostersonntag 2019 drei ihrer vier Kinder bei den Anschlägen von Sri Lanka starben. Danach brachte Povlsens Frau Anne Storm Pedersen im März 2020 Zwillinge und einen Jahr später einen Sohn zur Welt.

Biederer Stil, Tore durch Standards

Wenn die Eintracht an diesem Donnerstag (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Europa League und bei RTL) in die jütländische Heide reist, um in der schmucken MCH-Arena außerhalb Hernings an einer Autobahnauffahrt weitere Europa-League-Punkte zu sammeln, wird sie dennoch auf keine stargespickte Mannschaft von Povlsens Gnaden treffen.

Günstig einkaufen, teuer verkaufen gehört zum Geschäftsmodell des FCM, was auch Trainer beinhaltet: Sowohl der Augsburger Jess Thorup als auch Bo Henriksen (Mainz) haben hier trainiert. Die Millionen des Milliardärs fließen stattdessen in den Frauenfußball, die Stadionrenovierung, die Umgestaltung des Geländes in einen Freizeitpark und in den Nachwuchs der dünnbesiedelten Region. Mit dieser Infrastruktur will der FCM in den kommenden fünf Jahren zu den besten 50 Klubs Europas gehören.

Derzeit stehen die „Wölfe“ auf dem zweiten Platz der dänischen Superliga; sie haben zuletzt Punkte liegengelassen und Trainer Thomas Thomasberg durch ungewohnte Abwehrschwächen unglücklich gemacht. Der dänische Meister von 2023 ist für einen biederen Stil bekannt, der auf Tore nach Standards und zweiten Bällen setzt. Das Ganze basiert auf datengestütztem Scouting wie man es aus der Premier League kennt, was daran liegt, dass der vormalige Besitzer, Matthew Benham, auf diese Methode schwor.

Dabei herausgekommen sind seit 2014 bunte Teams mit hoher Konterkraft, die arrivierten Gegnern lästig fallen können. Aus dem aktuellen Jahrgang ragen Stürmer Franculino aus Guinea-Bissau, der chilenische Rechtsaußen Dario Osorio und Außenverteidiger Kevin Mbabu aus der Schweiz heraus.

Es lohnt sich, einen Spielabend beim FCM zu erleben. Da sind lokale Live-Musik, Food-Trucks mit regionalen Produkten, ideenreiche Kinderbetreuung und tagesaktuelle Merch-Produkte. Der Fußball soll nur Teil der Unterhaltung in der jütländischen Heide sein.

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