Margot Friedländer auf dem Cover der deutschen „Vogue“

Mit einem Cover auf der deutschen „Vogue“ will die Zeitschrift Margot Friedländer ehren. Das Heftcover der Doppelausgabe für Juli und August wird die 102 Jahre alte Holocaustüberlebende in einem roten Mantel zeigen, wie die Zeitschrift am Montag mitteilte. Insgesamt viermal habe sich die Redaktion für ein mehrseitiges Porträt mit Friedländer getroffen und mit ihr über die Schrecken des Nationalsozialismus, ihre Rückkehr nach Deutschland und ihr Engagement als Holocaustüberlebende gesprochen.

Margot Friedländer - Figure 1
Foto FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Die Ausgabe stehe unter dem Motto Liebe. „Die positivste Person, die ich kenne, ist in dieser Ausgabe auf unserem Cover“, sagte „Vogue“-Chefin Kerstin Weng laut Mitteilung über Friedländer. „Vielen ist sie als Holocaustüberlebende bekannt, doch sie hat nicht nur die Nazis überstanden, sondern auch Verrat und Verlust. Sie hätte jeden Grund, verbittert zu sein, bleibt aber aufgeschlossen.“

Auch für die preisgekrönte F.A.Z.-Kampagne „Dahinter steckt immer ein kluger Kopf“ stand Friedländer in diesem Jahr vor der Kamera. Sie war der 100. kluge Kopf, der sich für die F.A.Z. ablichten ließ. Das Jubiläumsmotiv war zum Holocaustgedenktag am 27. Januar erschienen – fotografiert wurde Friedländer von Regisseur Wim Wenders, umgeben von den mehr als 2700 Betonstelen in Berlin, die an die ermordeten Jüdinnen und Juden in Europa erinnern.

„Die Verantwortung des Menschseins“

In einem Post auf Instagram schrieb die Zeitschrift über Friedländer: „Sie lässt sich auf keine Seite ziehen, ihre einzige Maxime ist die Liebe zu Menschen. Der Respekt vor Leben und die Verantwortung des Menschseins sind die Kernbotschaften von Margot Friedländer.“

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Friedländer ist eine der wenigen noch lebenden Zeitzeugen der Verfolgung und Ermordungen von Jüdinnen und Juden während der Nazizeit. Die Nationalsozialisten ermordeten ihre Familie in Auschwitz. Sie selbst überlebte das KZ Theresienstadt. Dort traf sie ihren Bekannten Adolf Friedländer wieder, den sie kurz nach der Befreiung des Konzentrationslagers heiratete. Mit ihm begann sie ein neues Leben in New York. Nach seinem Tod im Jahr 1997 zog sie zurück nach Berlin.

Für ihre Arbeit gegen das Vergessen ist sie bereits mehrfach ausgezeichnet worden. Sie geht regelmäßig in Schulen, um aufzuklären. Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober fragten sie immer mehr Jugendliche, ob sie für Israel oder Palästina sei, berichtete sie der „Vogue“. Sie allerdings wolle von solchen Kategorien nichts wissen. „Schaut nicht auf das, was euch trennt. Schaut auf das, was euch verbindet. Seid Menschen. Seid vernünftig“, zitiert die „Vogue“ sie auf ihrer Website.

Das erste Treffen mit Friedländer habe im Januar 2024 anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar stattgefunden. Dieses Interview wurde schon im Winter veröffentlicht. Drei Monate später seien das zweite und das dritte Treffen für die Anprobe und das Shooting gefolgt. Ende April sei es zum vierten Treffen und einem abermaligen Interview gekommen.

Beim ersten Treffen sei sie wegen einer kurz zurückliegenden Grippeerkrankung noch gesundheitlich angeschlagen gewesen: „Von Mal zu Mal scheint Margot Friedländer energiergeladenerer zu werden“, schreibt die „Vogue“. „Als würde ihr Geist einer umgekehrten Zeitrechnung folgen.“

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