Ostern: Karfreitag: Evangelische drängen weiter auf Feiertag

30 Tage vor
Karfreitag-Feiertag

Ostern

Aus der evangelischen Kirche kommen dieser Tage wieder zahlreiche Stimmen, die sich für den Karfreitag als Feiertag aussprechen. Bischof Michael Chalupka mahnte beispielsweise gegenüber der „Wiener Zeitung“ einmal mehr einen zusätzlichen Feiertag für alle ein.

Online seit heute, 13.38 Uhr

Die evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer im Burgenland fordern in einem offenen Brief, den Karfreitag als Feiertag für alle Österreicherinnen und Österreicher einzuführen. Der Kärntner evangelische Superintendent Manfred Sauer hält gegenüber der „Kleinen Zeitung“ fest, man kämpfe weiter für den Karfreitag, „nicht nur für Protestanten, sondern für alle Christen“.

Der Karfreitag ist seit 2019 für evangelische und altkatholische Christinnen und Christen kein Feiertag mehr – es sei denn, man macht ihn zum „persönlichen Feiertag“, dann hat man einen Anspruch auf Urlaub an diesem Tag, der Arbeitgeber kann ihn nicht ablehnen. Einen zusätzlichen Urlaubstag gibt es dafür allerdings nicht. Der persönliche Feiertag muss drei Monate zuvor beim Arbeitgeber angemeldet werden.

Individuelle Freizeit ist zu wenig

Der evangelische Bischof Michael Chalupka hielt gegenüber der „Wiener Zeitung“ fest, dass man die bestehenden kirchlichen Feiertage für alle behalten wolle, weil sie auch aus seiner Sicht den Alltag und das Jahr strukturieren. Er trete aber für jeweils einen zusätzlichen Feiertag für alle ein, „um vor allem auch den religiösen Minderheiten in Österreich eine Gelegenheit zu geben, ihre speziellen Feiertage in Gemeinschaft begehen zu können“. Sprich: Evangelische könnten dann den Karfreitag als zusätzlichen Feiertag wählen, Muslime das Opferfest, Jüdinnen und Juden Pessach oder Jom Kippur und so weiter.

Wichtig dabei sei: Der Feiertag dürfte nicht vom Urlaubskontingent abgezogen werden und müsste für alle Betroffenen gelten. „Individuelle Freizeit“, so Chalupka, „ist nicht dasselbe, als wenn eine ganze Gesellschaft Atem holt, und dadurch auch die Unterbrechung der Arbeit signalisiert wird.“

Offener Brief zur Situation

In einem Offenen Brief zur Situation des Karfreitags plädieren die evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer des Burgenlands dafür, den Karfreitag als Feiertag für alle Österreicherinnen und Österreicher zu etablieren. Durch Petitionen, meinungsbildende Maßnahmen, oder eine Unterschrift „bitten wir alle, dieses Anliegen zu unterstützen“, heißt es in dem Schreiben. Die Abschaffung des Karfreitags als gesetzlicher Feiertag für evangelische, methodistische und altkatholische Christinnen und Christen sei „bis heute in schmerzlicher Erinnerung“.

Heuer würden Europa- und Nationalratswahl die Zukunft dauerhaft prägen, heißt es in dem Offenen Brief weiter. „Für uns, als Protestantinnen und Protestanten, ist es darum an der Zeit, erneut ein Zeichen für den Karfreitag zu setzen. Die Evangelischen Kirchen verstehen sich als integraler Teil der Gesellschaft und haben im Laufe der Geschichte einen wertvollen Beitrag zu deren Zusammenhalt geleistet.“ Gleichsam hätten sie aus den schmerzhaften Episoden sowie ihren eigenen historischen Fehlern gelernt und erfüllten ihre Rolle daher mit großem Verantwortungsbewusstsein.

Der Karfreitag habe nicht nur eine zentrale Bedeutung in der Evangelischen Kirche, sondern bringe „Chancen für die Gesellschaft“. Daher wollen sich die Pfarrerinnen und Pfarrer dafür einsetzen, den Karfreitag als Feiertag für alle Österreicherinnen und Österreicher zu etablieren bzw. einen zusätzlichen Urlaubstag für alle zu erreichen, der auf religiöse Festtage gelegt werden kann.

„Wir lassen nichts unversucht“

Der Schmerz sitzt nach wie vor tief", räumte auch der Kärntner Superintendent Manfred Sauer gegenüber der „Kleinen Zeitung“ im Blick auf die Abschaffung des Feiertags 2019 ein. Sauer: „Wir kämpfen kräftig weiter für den Feiertag, nicht nur für Protestanten, sondern für alle Christen.“ Auf breiter Ebene wolle man in Wien und in den Bundesländern vor der Wahl nicht nur mit den Spitzenkandidaten der Parteien sprechen, sondern auch die künftigen Nationalratsabgeordneten persönlich informieren. „Wir lassen nichts unversucht“, so der Superintendent.

Der Wiener Superintendent Matthias Geist hat in einem Schreiben an die Wiener evangelischen Pfarren ebenfalls den besonderen Stellenwert des Karfreitags hervorgehoben: „Der Karfreitag hat seine Bedeutung in dieser Gesellschaft. Daher rufen wir als Evangelische weiterhin alle politisch und gesellschaftlich Verantwortlichen dazu auf, dass dieser Tag auch auf politischer Ebene ernst genommen wird – als zeichenhafte Mahnung an uns alle. Es ist und bleibt wichtig, diesen Tag im Sinne eines Gedenkens an Leid und Ohnmacht unserer Zeit aufrecht zu erhalten.“

Pfarrer: Karfreitag statt Pfingstmontag frei

Der evangelische Pfarrer von Dornbirn Michael Meyer spricht sich im ORF-Vorarlberg-Interview für die Wiedereinführung des Karfreitags als allgemeinen Feiertag aus. Im Gegenzug kann er sich vorstellen, den Pfingstmontag als Feiertag abzuschaffen – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Muslime für zusätzlichen Feiertag

Gegen die Einführung eines zusätzlichen Feiertags je nach Religionszugehörigkeit hätte auch die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) nichts einzuwenden. Dies würde aus Sicht der IGGÖ der real existierenden Vielfalt religiöser und kultureller Identitäten in Österreich Rechnung tragen, so IGGÖ-Sprecherin Valerie Mussa gegenüber der „Wiener Zeitung“.

Und sie könnte dazu beitragen, eine gerechtere und inklusivere Arbeitsumgebung zu schaffen. Schließlich sind es oft Muslim:innen, die die Schichten an den christlichen Feiertagen übernehmen. – Für Muslime gibt es schon jetzt eine Sonderregelung: Auch sie können die islamischen Feste als persönliche Feiertage definieren – die aber eben vom bestehenden Urlaubsanspruch abgezogen werden.

Den Wert gemeinsamer Feiertage betonte gegenüber der „Wiener Zeitung“ auch Wilfried Apfalter, Präsidiumsmitglied der Atheistischen Religionsgesellschaft in Österreich (ARG). Gemeinsame Feiertage seien „durchaus positiv für eine Gesellschaft, die sich eh schon um Gemeinsames bemühen muss“. Allerdings würde er sich dafür eine „religiös neutrale staatliche Benennung“ wünschen.

In der Feiertagsdebatte hat sich auf Anfrage der „Wiener Zeitung“ auch der Generalsekretär der katholischen Österreichischen Bischofskonferenz, Peter Schipka, zu Wort gemeldet und sich gegen eine Umwandlung von allgemeinen Feiertagen in persönliche Feiertage ausgesprochen, wie dies derzeit auch diskutiert wird.

Schipka: Allgemeine Feiertage wichtig

„Arbeitsfreie Feiertage haben wie die Sonntage im Allgemeinen einen hohen religiösen, sozialen und kulturellen Wert für die Gesellschaft und jeden einzelnen Menschen in ihr“, so Schipka: „Eine Umwandlung von allgemeinen Feiertagen in persönliche Feiertage würde einen Verlust dieser für das Zusammenleben wichtigen gemeinsamen freien Zeit bedeuten und käme daher einem Etikettenschwindel gleich.“

Die katholische Kirche halte daher an den christlichen Feiertagen fest, die laut Schipka nicht nur allen Menschen zugutekommen, sondern auch „größtenteils völkerrechtlich abgesichert sind“. Er bezeichnet sie als „ein Geschenk des Himmels“, das „den Zusammenhalt in Familien, Beziehungen, Gemeinschaften und in der ganzen Gesellschaft“ stärke.

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten
Die beliebtesten Nachrichten der Woche