Vor dem ORF-Sommergespräch: Lässt sich Herbert Kickl noch ...

19 Aug 2024

FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl auf Wahlkampftour  APA / Christian Bruna

Herbert Kickl - Figure 1
Foto DiePresse.com

Der FPÖ-Chef liegt in Umfragen auf Platz eins. Als dritter Parteiobmann nimmt er heute Abend am Ufer des Traunsees im ORF-Sommergespräch Platz.

Es ist selten, dass Herbert Kickl sich für ein Interview zur Verfügung stellt. Oft wird kurz vor einem vereinbarten Gesprächstermin abgesagt, häufig die Zusage zu einem solchen erst gar nicht gegeben. Eine nahende Nationalrats- sowie zwei anstehende Landtagswahlen stellen für den FPÖ-Obmann da keine Ausnahme dar. Vielmehr wird noch penibler ausgewählt, erreicht man die Kernwählerschaft ohnedies vorrangig via Facebook und FPÖ-TV.

Ein Sommergespräch auf Puls 24 lehnte der 55-Jährige daher jüngst ebenso ab wie einen Auftritt in der ORF-Sendung „ZiB2“, wohin er stattdessen den blauen Generalsekretär Christian Hafenecker schickte. Nur die Bühne von „oe24“ nutzte der Kärntner, um der ÖVP im Allgemeinen und Karl Nehammer im Speziellen Versäumnisse in Sachen Sicherheitspolitik („Der Versager von damals ist heute Bundeskanzler der Republik“) vorzuwerfen.

Zugesagt hatte Kickl aber doch sein Kommen an den Traunsee, um mit Martin Thür ein ORF-„Sommergespräch“ zu führen. Wo könnte sich ein „Volkskanzler aus dem Volk für das Volk“, als welcher sich der Villacher gerne stilisiert, schließlich besser vermarkten, als am „geografischen Mittelpunkt Österreichs“, als den der öffentlich-rechtliche Sender seinen Ausstrahlungsort postuliert? Hinzu kommt: Kickl hat in dem Format bereits Routine: Es ist sein vierter Auftritt, erstmals aber unmittelbar vor einem österreichweiten Urnengang.

Erster bundesweiter Sieg

Die Ausgangslage könnte schlechter sein: Zwar misstrauen laut APA/OGM-Vertrauensindex 71 Prozent der Wahlberechtigten Kickl. Doch genügen ihm die Stimmen des restlichen Drittels, um am 29. September Platz eins zu holen. Und danach sieht es aus: Während sich ÖVP und SPÖ in Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz zwei liefern, liegen die Freiheitlichen seit mehr als einem Jahr ungebrochen bei um die 27 Prozent. Im Juni reüssierten sie überdies im Praxistest: Mit der EU-Wahl gewann die einstige Partei der unzufriedenen männlichen Lehrlinge und Arbeiter ihre erste Bundeswahl und vollendet damit den Wandel zur breitenwirksamen „Volkspartei“ im politikwissenschaftlichen Sinne.

Seither wird ihre Favoritenrolle sukzessive einzementiert – auch durch den Mitbewerb. Ein vereitelter Anschlag auf ein Konzert der US-Sängerin Taylor Swift in Wien ließ die Debatte aufkochen, ob die türkis-grüne Sicherheitspolitik zu lasch sei. Gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Männern mit tschetschenischen Wurzeln und syrischer Abstammung machten die gern vermischten Themen Asyl und Migration wieder aktuell. Vergessen scheint indes die Frage nach Kickls Verantwortung in der Spionageaffäre um Ex-Verfassungsschützer Egisto Ott oder der Causa „Ideenschmiede“.

Festgefahrene Partnersuche

Allein: Sowohl die erste Reihe der ÖVP als auch der SPÖ-Vorsitzende Andreas Babler haben Kickl als Partner ausgeschlossen. Auch die Grünen und die Neos wollen nicht mit den Blauen. Fest steht aber auch: Innerhalb der FPÖ deutet trotzdem nichts auf eine Bereitschaft hin, den Frontmann auszutauschen.

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