Altkanzler Schröder wird 80 – Scholz gratuliert nur per Brief

Frank-Walter Steinmeier und Olaf Scholz gratulieren Gerhard Schröder nur per Brief – der AfD-Chef Tino Chrupalla lobt ihn für seine Russlandpolitik

Gerhard Schröder - Figure 1
Foto Neue Zürcher Zeitung - NZZ

Der Altkanzler feiert seinen 80. Geburtstag. Wegen seiner Freundschaft zum russischen Präsidenten hat Schröder es sich mit vielen SPD-Weggefährten verscherzt.

Der Anwalt Gerhard Schröder in seiner Kanzlei in Hannover.

NDR Presse

«Es sind alle Mitglieder der SPD gleich. Ich bin ein Gleicher unter Gleichen», hatte Schröder im Oktober 2023 vor seiner Ehrung zu 60 Jahren Mitgliedschaft in der SPD dem Fernsehsender Welt gesagt. Das dürften schon damals viele Parteigenossen anders gesehen haben. Am Sonntag feiert der deutsche Bundeskanzler von 1998 bis 2005 seinen 80. Geburtstag.

Schröder liegt mit seiner Partei seit dem Ausbruch des russischen Angriffskrieges in der Ukraine im Streit: Seine langjährige Freundschaft mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin will er seither nicht aufkündigen. Der Versuch der Partei, ihn loszuwerden, scheiterte.

Steinmeier und Scholz schicken förmliche Briefe

Sein 80. Geburtstag stellt daher mehrere prominente Parteimitglieder vor die schwierige Frage, wie sie mit dem runden Geburtstag ihrer einstigen Parteigrösse umgehen sollen. Der sozialdemokratische Bundeskanzler Olaf Scholz schickte lediglich ein Gratulationsschreiben. Eine Regierungssprecherin teilte der DPA mit, dass der Bundeskanzler seinem Amtsvorgänger «wie üblich» schriftlich gratuliert habe.

Wie die «Bild» exklusiv wissen will, hat auch der sozialdemokratische Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seinem ehemaligen Vertrauten Schröder nur in einem «förmlichen» Brief gratuliert. Laut dem Boulevardblatt soll das Schreiben ausser den Worten «Lieber Gerd» und «dein Frank Steinmeier» nicht von Hand geschrieben worden sein. Der Brief, der «Bild» vorliegt, liest sich unpersönlich. Steinmeier geht auf keinerlei politische Verdienste Schröders ein.

Steinmeier war während Schröders erster Amtszeit als Bundeskanzler zeitweise der Chef des Bundeskanzleramtes. Er prägte die Russlandpolitik Schröders sowie auch jene von dessen Nachfolgerin Angela Merkel als Aussenminister mit, gestand aber nach Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine seine Fehler ein – im Gegensatz zu Schröder.

AfD-Chef Chrupalla lobt Schröders Russlandpolitik

Der Altkanzler hielt an seiner engen Freundschaft zu Wladimir Putin fest, reiste im Jahr 2022 sogar zu ihm nach Moskau. Vergangene Woche sprach Schröder in der «Süddeutschen Zeitung» über eine mögliche diplomatische Lösung mit Russland: «Ich bin fest davon überzeugt, dass auch Putin ein Interesse daran hat. Was soll er denn mit der ganzen Ukraine?» Seinen letzten runden Geburtstag feierte er im Jahr 2014 gemeinsam mit dem russischen Präsidenten in St. Petersburg, 2004 war Putin zu Schröders 60. Geburtstag in Deutschland zu Gast. Bislang hat Putin dem Altkanzler noch nicht öffentlich gratuliert.

Weniger genehm dürften dem Altkanzler die Glückwünsche des AfD-Chefs Tino Chrupalla sein, der Schröders fragwürdige Beziehungen mit Moskau lobt. Der AfD-Politiker gratulierte dem Altkanzler am Sonntagvormittag auf X mit den Worten: «Als Kanzler setzte er sich für eine strategische Partnerschaft mit Russland ein und bereitete Nord Stream, der Lebensader unserer Industrie, den Weg. Sein Lebenswerk wird einst vollendet.» Die Rechtsaussenpartei war in der Vergangenheit immer wieder durch ihre Russlandnähe aufgefallen.

Schröders Ex-Frau gratuliert

Auch die niedersächsische SPD-Abgeordnete Doris Schröder-Köpf schickte laut «Bild» ihrem Ex-Mann per Brief Glückwünsche. Das Schreiben soll ein «Mix aus privaten und offiziellen Glückwünschen» sein, schreibt das Blatt. Schröder-Köpf adoptierte mit ihrem Ex-Mann zwei russische Kinder, wohl auch mithilfe des russischen Präsidenten Putin. Schröders jetzige Frau, So-yeon Schröder-Kim, gratulierte ihrem Mann über ihren viel beachteten Instagram-Account.

Die SPD-Vorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil haben Schröder laut «Zeit online» ebenfalls per Brief gratuliert. Der SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert hatte bereits angekündigt, Schröder nicht gratulieren zu wollen. Der Altkanzler hatte ihn in einer ARD-Dokumentation, die am Montag ausgestrahlt werden soll, als «armen Wicht» bezeichnet.

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