Studie in den USA: Gentrifizierung fördert Artenvielfalt in Städten

10 Tage vor
Gentrifizierung

In gentrifizierten Stadtteilen gibt es deutlich mehr städtische Wildtiere als in nicht gentrifizierten: Das legen Forschende in einer Untersuchung nahe.

Gentrifizierung meint die sozioökonomische Veränderung von Stadtvierteln: etwa durch Modernisierungen werden Stadtteile aufgewertet, wodurch eher wohlhabendere Menschen dorthin ziehen. Die Menschen, die vorher dort gelebt haben, können sich höhere Kosten oft nicht leisten und werden mitunter verdrängt.

Aber welche Folgen hat dieser Wandel für die Tierwelt? Das wollte das Team unter der Leitung des Lincoln Park Zoo in Chicago herausfinden.

An insgesamt 999 Standorten in 23 Städten im ganzen Land wurden daher Wildtierkameras installiert. Diese reagierten auf Tiere, die schwerer als 500 Gramm sind. Für die Analyse konzentrierte sich das Team auf 21 Säugetierarten, darunter verschiedene Eichhörnchen, Rehe, Füchse, Rotluchse und Biber.

Nicht nur Vorteile

Das Ergebnis: In gentrifizierten Stadtteilen gibt es die meisten Säugetier-Arten. Insgesamt leben dort durchschnittlich 13 Prozent mehr verschiedene Arten als in einem vergleichbaren, nicht gentrifizierten Teil derselben Stadt, den Autoren zufolge entspricht das etwa ein bis zwei Arten. Elf der 21 untersuchten Säugetierarten kam in gentrifizierten Stadtteilen häufiger vor.

Zu viel Gentrifizierung kann den Autoren zufolge jedoch auch problematisch sein. In Stadtzentren, wo sich in der Regel viel versiegelte Fläche findet, seien etwa besonders wenig städtische Wildtiere zu finden – sogar noch weniger, als in nicht gentrifizierten Vierteln.

Ungleicher Zugang zu Natur

Aber warum fühlen sich die Tiere in gentrifizierten Vierteln nun offenbar wohler? Dazu liefern die Forschenden einen Erklärungsansatz: Weil mit Umstrukturierungen in der Umgebung oft auch Parks oder Grünflächen angelegt würden. Vielen großen und kleinen Tierarten bieten sie eine Pause vom Stadtleben, so die Forschenden.

Es sei wichtig, solche naturnahen Flächen mitzudenken, folgert die Gruppe. Für die Tiere – aber auch für die Menschen. Jene Bevölkerungsgruppen, die sich das Leben in gentrifizierten Stadtteilen nicht leisten können, hätten oft keinen sinnvollen Zugang zur Natur, auch das zeige die Studie. »Das ist ein Problem«, sagte Hauptautor Mason Fidino. »Ich hoffe, dass diese Ergebnisse genutzt werden können, um für eine Entwicklung einzutreten, die der sozialen Gerechtigkeit und dem Zugang zu Naturräumen für alle städtischen Gemeinschaften Priorität einräumt«.

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