Die Republik legt den Bundesschatz neu auf

11 Tage vor
Bundesschatz

Veranlagung. Die Republik belebt den Bundesschatz wieder. Das Angebot ist gebührenfrei und die Zinsen ebenfalls attraktiv.

Wien. 2002 vom damaligen Finanzminister, Karl-Heinz Grasser, ins Leben gerufen und im Jahr 2020 wegen des Niedrigzinsumfelds zu Grabe getragen, erlebt das Online-Sparbuch der Republik Österreich, der Bundesschatz, nun ein Revival. „Ich hatte bereits letzte Woche das Vergnügen, mich zu registrieren, und war positiv überrascht, wie schnell und unkompliziert das gegangen ist“, zeigte sich der amtierende Finanzminister, Magnus Brunner (ÖVP), am Montag bei der Präsentation sichtlich angetan.

Unter bundesschatz.at können all jene, die über das digitale Identifikationssystem ID Austria verfügen, ein Konto bei der Republik Österreich eröffnen und dort ihr Geld investieren. Voraussetzung ist, dass die ID Austria mit einer Vollfunktion ausgestattet ist. Anleger müssen mindestens 100 Euro investieren, die Maximaleinlage ist allerdings nach oben hin offen. Das Angebot des Staats richtet sich dabei ausschließlich an Privatanleger, es ist gebühren- und spesenfrei. Einzig die Kapitalertragsteuer ist zu entrichten. Da es sich bei Bundesschätzen um Wertpapiere handelt, ist ein Satz von 27,5 Prozent fällig.

Eine Einlagensicherung, wie man sie von den Banken kennt, gibt es in dem Sinn nicht. Denn der Staat haftet für das veranlagte Kapital unbegrenzt, „weil die Republik mit ihrem gesamten Vermögen dahintersteht und die Rückzahlung absichert“, sagt Markus Stix, Geschäftsführer der Oesterreichi­schen Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA).

Verschiedene Laufzeiten

Die Anleger haben die Möglichkeit, aus fünf verschiedenen Laufzeiten zu wählen, mit jeweils unterschiedlichen Zinsen. Für eine Veranlagung von einem Monat gibt es derzeit 3,5 Prozent Zinsen, für sechs Monate 3,25 Prozent und für zehn Jahre sind es 2,5 Prozent. Anleger erhalten den Zinssatz, den sie bei der Eröffnung des Produkts angeboten bekommen haben, garantiert. Die Zinssätze für die Laufzeiten werden täglich neu festgesetzt, weil auch das Zinsumfeld nicht konstant ist. Die Zinssätze sind im Vergleich zu den Konditionen der heimischen Banken durchaus herzeigbar. Für eine Sechsmonatsbindung (auf dem Sparbuch) gibt es laut Daten der Oesterreichischen Nationalbank derzeit maximal 3,4 Prozent, im Durchschnitt sind es aber nur 2,5 Prozent.

Zwei der in Summe fünf Produkte des Bundesschatzes werden ausschließlich grün veranlagt, mit dem Geld werden nachhaltige Projekte finanziert. „Die Republik Österreich ist der erste Staat, der ein grünes Privatanlegerprodukt weltweit in Euro auf dem Finanzmarkt anbietet und es damit Anlegerinnen und Anlegern ermöglicht, kurzfristig und ohne Spesen grün zu veranlagen“, so Brunner. Wobei Stix betont, dass auch die anderen Bundesschätze durchaus nachhaltig seien, da die Republik ohnehin über gute Platzierung in diversen Nachhaltigkeitsrankings verfüge.

Die Zinsgutschrift des Bundesschatzes erfolgt jeweils am Ende der gewählten Laufzeit. OeBFA-Chef Stix beschreibt den Bundesschatz als „idealen Geldparkplatz“, dessen Kontostand man jederzeit einsehen könne. Am Ende der Laufzeit können Anleger selbst bestimmen, ob sie das Kapital zur Gänze oder nur teilweise ausbezahlt haben wollen oder ob sie es wieder veranlagen.

Dass die Produkte mit langen Laufzeiten niedriger verzinst sind, hat damit zu tun, dass der Finanzmarkt auf lange Sicht bereits Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank eingepreist hat. Diese wurden zwar noch nicht vollzogen, werden aber erwartet. Für Finanzminister Brunner erfolgt die Wiederbelebung des Bundesschatzes trotzdem nicht zu spät, „weil das aktuelle Zinsumfeld noch attraktiv ist“.

Bei der Bundesfinanzierungsagentur hofft man jedenfalls auf so viele Kunden wie möglich. Beim alten Produkt sei man im „fünfstelligen Tausenderbereich“ gewesen, so Stix. „Wir freuen uns, wenn das Produkt angenommen wird.“

Das Angebot sieht die Republik auch als Anlagealternative zu Bankprodukten. „Wir haben das mit den Banken besprochen, und die sehen das relativ entspannt“, so der Finanzminister. Ganz nach dem Motto „Wettbewerb belebt das Geschäft“.

Der Finanzminister erhofft sich, dass künftig auch Banken und Versicherungen verstärkt auf die ID Austria zurückgreifen, um den Identifikationsprozess zu vereinfachen. „Das erhöht auch die Kosteneffizienz.“

Auf einen Blick

Der Bundesschatz ist ein Geldanlageprodukt für Privatanleger. Dabei handelt es sich um Wertpapiere der Republik Österreich. Das Konto bei der Republik ist gebühren- und spesenfrei. Der Staat haftet für die Einlage unbegrenzt.
Derzeit werden den Bürgern fünf
unterschiedliche Laufzeiten (ein, sechs, zwölf Monate, vier und zehn Jahre) zu verschiedenen Zinssätzen angeboten.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:
Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten
Die beliebtesten Nachrichten der Woche