Die Woche: Wie der 125. Geburtstag von Bertolt Brecht gefeiert wird

5 Feb 2023

Bertolt Brecht war erst 23 Jahre alt, als er 1921 in sein Tagebuch schrieb, dass er anfange, „ein Klassiker zu werden.“ Auch wenn dem zu diesem Zeitpunkt noch nicht so war und der junge Brecht vor allem sein Selbstbewusstsein demonstrierte; und auch wenn Max Frisch nach seinem Tod unkte, er habe „die durchschlagende Wirkungslosigkeit eines Klassikers“ - ein Klassiker ist Brecht geworden und geblieben.

Wirkungslosigkeit eines Klassikers?

Egal wie groß die Wirkmacht ist: Runde Geburtstage eines Klassikers werden gefeiert, selbst wenn sie nicht wirklich rund sind. Am Freitag jährt sich Brechts Geburtstag zum 125. Mal, und weil inzwischen wirklich so gar kein Jubiläum mehr ausgelassen wird, kein 90stes, kein 175stes, ein 50stes, 100stes oder 200stes sowieso nicht (in Krisenzeiten ist die Neigung zur kulturellen Selbstvergewisserung groß), steht diese Woche im Zeichen von Brecht.

Die Stadt Augsburg, wo er geboren wurde, würdigt den Dramatiker und großen Lyriker mit einem zehntägigen Festival. Dessen Zentrum liegt in dem eher migrantisch geprägten Stadtteil Lechhausen. Hier soll es neben Aufführungen auch ein Bankett, eine Parade und eine Wrestling-Show geben. 

Das dürfte ganz im Sinn von Brecht sein. Mehr noch als Erzieher war er ein leidenschaftlicher Verführer. Auf die Frage, wie ernst es ihm sei mit seinem Theater, soll Brecht gesagt haben: „Ich denke ja auch zu viel an Artistisches, an das, was dem Theater zugute kommt, als dass es mir ganz ernst sein könnte.“

Natürlich feiert man ihn auch in Berlin, seiner Wirkstätte. Die Akademie der Künste (wo sein Archiv untergebracht ist), stellt am Donnerstag eine Brecht-Briefmarke, eine Brecht-Münze und einen Interviewband vor. Das Brecht-Haus (wo er von 1953 bis zu seinem Tod 1956 gewohnt hat) feiert am Freitag von morgens an, u.a. auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof. Und das von Brecht gegründete Theater, das Berliner Ensemble, begeht das Jubiläum mit Aufführungen seiner Stücke und Podiumsdiskussionen. 

„Ändere die Welt, sie braucht es“ sind letztere überschrieben. Es wird um seine Aktualität gehen, darum, wie man sein Werk auf die Gegenwart anwenden kann. Brechts Gedicht „An die Nachgeborenen“ endet mit der Bitte: „Gedenkt unserer mit Nachsicht“. Gut möglich, dass jüngere Generationen diese Nachsicht nicht mehr haben.   

Gerrit Bartels ist stellvertretender Ressortleiter Kultur und blickt jeden Montag an dieser Stelle im Wechsel mit Katrin Sohns in die kommende Woche

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