ASFINAG testet weltweit erste Entsalzungsanlage von ...

2 Tage vor
ASFINAG

An der S 10 Mühlviertler Schnellstraße in der Gemeinde Kefermarkt (Oberösterreich) hat die ASFINAG mit einer Entsalzungsanlage von Straßenabwässern jetzt ein einzigartiges Pilotprojekt gestartet. Der Hintergrund: um bei tiefen Temperaturen gefährliche Straßenglätte zu verhindern, ist auf Autobahnen der Einsatz von Salz (Natriumchlorid) als Auftaumittel unumgänglich. Die ASFINAG bringt dieses äußert sparsam und effizient auf - beispielweise als Sole, also in Wasser gelöster Form, und verringert somit Streuverluste. Im Sinne des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit gilt es auch, den Eintrag in Gewässer neben der Strecke möglichst gering zu halten. Dort reinigen sogenannte Gewässerschutzanlagen (GSAs) die Straßenabwässer von Reifengummiabrieb, Öl und Schwermetallen – aber ausgerechnet das Chlorid kann durch diese Anlagen bislang noch nicht zurückgehalten werden.   

Um sensible Gewässerlebensräume und das Grundwasser zu schützen, kann das salzhaltige Wasser nur in geringen Mengen über einen längeren Zeitraum und in Gewässer mit ausreichendem Abfluss abgeleitet werden. Geeignete Gewässer sind jedoch nicht überall vorhanden, daher müssen große Rückhaltebecken oder lange Pumpstrecken errichtet werden, was mit hohen Kosten und Flächenverbrauch verbunden ist. Diese Bauwerke sind zudem aufwändig im Bau und Betrieb. „Vor dieser Herausforderung stehen sämtliche Straßenbetreiber mit Winterdienst weltweit. Als nachhaltiger Mobilitätspartner setzen wir daher aktuell beim Thema Streusalz auf eine vielversprechende Innovation. Unser neues F&E Projekt einer Entsalzungsanlage zielt auf vier wesentliche Verbesserungen ab. Diese betreffen Umweltschutz, weniger Flächenverbrauch, weniger Energieverbrauch und die Wiederverwertung des gewonnen Recycling-Salzes auf der Straße“, sagt Tamara Maria Christ, Geschäftsführerin der ASFINAG Service GmbH.

Test von zwei technischen Verfahren

Im Rahmen einer Forschungskooperation der ASFINAG mit der TU Wien, ILF Consulting Engineers und dem Büro ORCA wurde eine technische Versuchsanlage entwickelt, die das Salz aus den gesammelten Wässern entfernen und dieses einer Wiederverwendung zuführen soll. In drei unscheinbaren Containern bei der Gewässerschutzanlage „Galgenbach“ (S 10 Richtungsfahrbahn Freistadt) verbirgt sich geballte High Tech zur Salzentfernung, mit der unterschiedliche Verfahren getestet und miteinander verglichen werden. Eines basiert auf sogenannter Elektrodialyse, das zweite auf dem Prinzip der Umkehrosmose.

Bei der Elektrodialyse werden nur geladene Teilchen entfernt, dazu zählen die beiden NaCl-Bestandteile Natrium und Chlorid. Die beiden gelösten Bestandteile des Salzes bewegen sich in einem elektrischen Feld, wodurch sie aus dem behandelten Wasser entfernt werden. Es entsteht so ein salzhaltiges Konzentrat, das abermals im Winterdienst eingesetzt werden könnte. Bei der Umkehrosmose erfolgt die Entfernung über die Größe der Stoffe. Alle Inhaltsstoffe, die so groß wie Salz oder größer sind, werden dabei in einem Konzentrat zurückgehalten. Im Labor ist das alles bereits erfolgreich gelungen, jetzt testet die ASFINAG den weltweit einzigartigen „Echtbetrieb“ am Autobahnnetz.

Der Reinigungsablauf im Detail

Die zu behandelnden Straßenwässer durchlaufen zuerst die vorhandene Gewässerschutzanlage und werden dort gemäß den Bewilligungsbescheiden gereinigt. Die aus der Gewässerschutzanlage kommenden Wässer werden nun in der Versuchsanlage des Forschungsprojektes zur Entfernung des Salzes geleitet. Es entsteht dabei das sogenannte „Reinwasser“, das frei von Salz ist und ein Salzkonzentrat, das in einem Tank gesammelt wird. Dabei soll eine bestimmte Konzentration erreicht werden, um das Salz wieder im Winterdienst als Sole einsetzen zu können. Dadurch gelangt deutlich weniger Auftausalz in die Umwelt und die Wiederverwendung hat auch betriebswirtschaftliche Vorteile. Begleitet wird der bis Herbst 2026 auf zwei Jahre angesetzte Versuchsbetrieb von einem umfangreichen Messprogramm. Die ASFINAG investierte in die vom niederösterreichischen Unternehmen GWT hergestellte Anlage rund 1,1 Millionen Euro.

Grundsätzlich sind Entsalzungsanlagen mit Osmosetechnologie zur Herstellung von Trinkwasser nichts Neues, während die Elektrodialyse für dieses Einsatzgebiet absolut innovativ ist. Die technischen Herausforderungen bei Meer und Straße sind jedoch nicht vergleichbar. Meerwasser ist viel sauberer und verfügt über eine konstant hohe Salzkonzentration – während im Straßenabwasser der Salzanteil ein Vielfaches niedriger ist, je nach Wetterlage unterschiedliche Konzentrationen aufweist und auch zusätzliche unerwünschte Stoffe enthält.

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