„Warum habt ihr ihn nicht gefunden?“: Mögliche Leiche von Arian in ...

25 Jun 2024
Arian

Bei Mäharbeiten entdeckte ein Bauer in Niedersachsen einen Leichnam auf einer Wiese, die Wochen zuvor bereits von Suchtrupps abgegangen worden war. Ein DNA-Test soll klären, ob es sich um den seit zwei Monaten vermissten sechsjährigen Arian A. handelt.

Manchmal saß Arian A. kurz nach dem „Sandmännchen“ im Fernsehen noch ein paar Minuten auf der Treppe. Um zur Ruhe zu kommen, wie später in deutschen Medien stehen sollte. Arian, sechs Jahre alt, hatte eine autistische Erkrankung. Ein Bub, der gerade gelernt hatte, wie man Türen öffnet. Es war am 22. April 2024 nach 19 Uhr, kurz nach dem „Sandmännchen“, als Arian verschwand.

Später sollte er auf der Überwachungskamera eines Nachbarn zu sehen sein, wie er alleine die Straße entlangläuft. Am nahen Fluss Oste fanden Suchtrupps später Fußspuren eines Kindes. Die Polizei organisierte 1200 Menschen, die Wiesen, Wälder, Äcker und Flussufer rund um das kleine Elm durchsuchten – einen Ortsteil der niedersächsischen Stadt Bremervörde, in dem Familie A. wohnt. Das Aufgebot umfasste Hunde, Pferde, Helikopter, Drohnen, ein Flugzeug, ein Amphibienfahrzeug, Boote und Taucher.

Weil die Sucher wussten, dass Arian wegen seiner Krankheit nicht darauf reagieren würde, wenn sie seinen Namen rufen, hängten sie Luftballons und Süßigkeiten an Zäune und auf die Felder. Sie zündeten Feuerwerke, in der Hoffnung, der autistische Bub würde neugierig aus dem Wald kommen. „Wir waren fast dabei zu versprechen, wir werden ihn finden“, sagte ein niedersächsischer Polizist später.

Arian kam nicht. Die Polizisten fanden ihn nicht. Eine Woche, nachdem der Sechsjährige zum letzten Mal gesehen wurde, trat ein Ermittler vor die Kameras und erklärte, man werde von der „Einsatzphase in eine Ermittlungsphase übertreten“. Eine Sekunde kämpfte er mit den Tränen. Von der Einsatzphase in die Ermittlungsphase, das heißt: Die Polizei glaubt nicht mehr, dass Arian noch lebend gefunden werden kann. Eine fünfköpfige Ermittlungsgruppe ging seit Ende April jedem neuen Hinweis nach, um herauszufinden, was mit dem Sechsjährigen passiert sein könnte.

Zusammenhang „wahrscheinlich“

Am Montagnachmittag machte ein Bauer nur drei Kilometer von Arians Elternhaus entfernt einen grausigen Fund. Als er auf einer Wiese im Ort Behrste gemähtes Heu wendete, entdeckte er eine Kinderleiche. Es war der 64. Tag seit Arians Verschwinden. Die Ermittlungsgruppe der Polizei rückte an, bis in die Nacht standen die Polizisten auf dem Feld, sicherten die Beweise. Am Dienstagvormittag sagten sie, ein Zusammenhang zum Fall Arian sei „wahrscheinlich“. „Um die Identität der aufgefundenen Kindesleiche zweifelsfrei zu klären, ist der Leichnam in ein Rechtsmedizinisches Institut überführt worden“, schrieb die Polizeiinspektion des niedersächsischen Rotenburg in einer Mitteilung. Die Ergebnisse des DNA-Tests werden im Laufe dieser Woche erwartet.

Der Fundort der Kinderleiche befindet sich in jenem Gebiet, das von den Suchtrupps abgegangen wurde. Am Dienstag war unter anderem unklar, wie lange die Kinderleiche auf der Wiese lag und in welchem Zustand sie gefunden wurde. Hinweise auf Fremdverschulden gebe es derzeit nicht, hieß es von den Ermittlern. Ausgeschlossen wurde, dass das Kind bei Mäharbeiten erwischt wurde.

Bauer: „Die sind da überall gewesen“

Der Bauer, der die Kinderleiche gefunden hatte, bestätigte am Dienstag der Deutschen Presseagentur, die Wiese sei von Suchtrupps abgeschritten worden. „Das war das Erste, was ich zur Polizei gesagt habe: ,Warum habt ihr ihn nicht gefunden?‘“, sagte der Landwirt. „Die sind da überall gewesen.“ Als er den Leichnam zusammen mit einem Kollegen entdeckte, sei ihm sofort klar gewesen, dass es sich um den vermissten Buben handle. Er habe das T-Shirt erkannt, das Arian getragen haben soll.

Warum Arian am 22. April 2024 aus dem Haus seiner Eltern verschwand, könnte für immer ein Geheimnis bleiben. In den sozialen Medien wurde wild spekuliert, die „Sandmännchen“-Folge könnte den Buben auf die Idee gebracht haben, zum Fluss zu gehen. Für manche Unbeteiligte wurde der tragische Fall zur Mission, sie hatten zwischenzeitlich private Suchtrupps gebildet. Arians Eltern und die Polizei hatten aber gebeten, damit aufzuhören, um die Ermittlungen nicht zu behindern.

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