Polen: Zwei Festnahmen nach Angriff auf Nawalny-Vertrauten

8 Tage vor

Der russische Oppositionelle Leonid Wolkow lebt im Exil in Litauen. Dort wurde er im März angegriffen. Nun haben polnische Behörden zwei Verdächtige identifiziert.

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19. April 2024, 12:30 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, Reuters, akm

Vor seinem Haus in Vilnius wurde Leonid Wolkow im März angegriffen – in Polen wurden nun zwei Verdächtige festgenommen. © Petras Malukas/​AFP/​Getty Images

In Polen sind nach Angaben des litauischen Staatspräsidenten Gitanas Nausėda zwei Personen festgenommen worden, die den russischen Oppositionellen Leonid Wolkow in Litauen angegriffen haben sollen. Die polnischen Behörden und der litauische Geheimdienst hätten einen "wirklich guten Job" gemacht, sagte Nausėda. Die Festgenommenen würden nun nach Litauen gebracht.

Nähere Informationen zu den beiden Verdächtigen und dem möglichen Auslieferungstermin machte das Staatsoberhaupt des baltischen EU- und Nato-Landes zunächst nicht. Auch die polnische und litauische Polizei äußerten sich nicht dazu.

Wolkow war ein enger Vertrauter des gestorbenen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny. Er hatte Russland aus politischen Gründen verlassen und lebt seitdem im Exil in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Am 12. März wurde Wolkow vor seinem Haus von Unbekannten mit einem Fleischhammer angegriffen. Er habe mit der Tür seines Autos zurückgeschlagen, bis der Täter schließlich davongerannt sei, berichtete er später. Der Angriff endete für ihn mit Blessuren am Kopf, einer blutigen Wunde am Bein und einem gebrochenen Arm. 

Der litauische Geheimdienst machte dafür russische Spezialkräfte verantwortlich, die russische Regierung wollte dazu keine Stellung nehmen. Wolkow selbst sagte, Russlands Präsident Wladimir Putin stecke hinter der Tat.

Wolkow: "Wir werden die Details bald herausfinden"

Der russische Regierungskritiker begrüßte den Ermittlungserfolg der Behörden – ohne selbst Näheres zu wissen. "Ich habe gesehen, wie energisch und beharrlich die litauische Polizei im vergangenen Monat an diesem Fall gearbeitet hat, und ich bin sehr froh, dass diese Arbeit erfolgreich war", schrieb er auf der Plattform X. "Wir werden die Details bald herausfinden, ich kann es nicht erwarten." 

Immer wieder berichten russische Kritiker und Oppositionelle, die im Ausland leben, von möglichen Anschlägen. Im vergangenen Sommer machte die ehemalige Autorin der Nowaja Gazeta, Jelena Kostjutschenko, einen mutmaßlichen Giftanschlag gegen sich öffentlich, der sich im Oktober 2022 in München ereignet haben soll. Über akute Vergiftungserscheinungen klagte auch die in den USA lebende Russin Natalia Arno, Leiterin der Free Russia Foundation. Der bislang größte Fall ist der ungeklärte Mord an einem russischen Überläufer in Spanien. Der Pilot Maxim Kusminow lebte in Spanien unter einer ukrainischen Alias-Identität und wurde im Februar von Unbekannten erschossen. 

Alexej Nawalny gehörte zu den bekanntesten Kritikern von Wladimir Putin. In Russland war er zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Am 16. Februar war er in einem Straflager in Sibirien gestorben. Die Umstände seines Todes sind bis heute nicht geklärt. Laut Behörden brach er bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammen. Wiederbelebungsversuche seien erfolglos geblieben. Seine Witwe Julija Nawalnaja geht davon aus, dass ihr Mann im Lager ermordet wurde.

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