Nach jahrzehntelangen Diskussionen hat der Bundesrat am Freitag den Weg für eine Legalisierung von Cannabis in Deutschland freigemacht. Während Skeptiker das für einen Fehler halten, sind Befürworter glücklich. Dazu gehört auch Canopy Growth. Am Freitag haussierten deren Aktien um 68 Prozent. Und zum Wochenstart geht's weiter.
Canopy Growth hat am Freitag direkt eine Presseerklärung herausgegeben. Man begrüße die Legalisierung von Cannabis in Deutschland, um die Kriminalisierung der Produkte zu beenden. "Neben der kulturellen Bedeutung der Legalisierung von Cannabis in Deutschland bieten die Änderungen eine einzigartige Gelegenheit für Canopy Growth, seine kommerzielle Präsenz in dem Land durch die in Deutschland ansässige und weltweit bekannte Verdampfer-Marke Storz & Bickel sowie das Angebot des Unternehmens an medizinischen Cannabis-Produkten durch Canopy Medical zu erweitern", heißt es in der Mitteilung der Firma aus Smith Falls in der kanadischen Provinz Ontario, nahe der Grenze zu den USA.
Für Storz & Bickel biete die Legalisierung von Cannabis für den Freizeitgebrauch sowie das erwartete Wachstum des medizinischen Cannabis-Markts in Deutschland "spannende Wachstumschancen für das komplette Verdampfer-Sortiment der Marke". Das Unternehmen ist in Deutschland vor allem mit Verdampfern aktiv, bietet aber auch diverse medizinische Cannabis-Produkte an.
Jürgen Bickel, Geschäftsführer der Storz & Bickel GmbH, sieht im deutschen Cannabis-Gesetz ein wichtiges Beispiel für ganz Europa. Verbraucher bekämen nun "ein sicheres und legales Umfeld für den Cannabiskonsum". Canopy Medical geht davon aus, dass die Einstufung von Cannabis als Nicht-Narkotikum mehr Patienten dazu veranlassen wird, proaktiv mit ihren Ärzten über medizinisches Cannabis zu sprechen, was den Weg für einen verbesserten Zugang, Aufklärung und Bewusstsein ebnen wird.
Während die Unionsfraktion im Bundestag noch hofft, das vom Bundesrat abgesegnete und weiterhin umstrittene Cannabis-Gesetz der Ampel-Koalition doch noch aufhalten zu können, knallen bei den kanadischen Cannabis-Anbietern wie Canopy Growth, Aurora Cannabis und Tilray die Champagner-Korken. Auch an der Börse wird mitgefeiert. Tilray-Papiere verteuerten sich am vergangenen Freitag an der Nasdaq um 18,5 Prozent, Aurora Cannabis um 26,5 und Canopy Growth um 68,6 Prozent auf 7,69 US-Dollar (siehe Chart).
Am Montag setzt sich der Kursrausch vorbörslich noch fort. Die Aktie von Canopy Growth liegt dabei mit einem Plus von zeitweilig 23 Prozent an der Spitze des Trios.
Die Freude bei den Firmen, die mit Cannabis- und Marihuana-Produkten in Deutschland aktiv sind, ist groß. Doch noch hängt ein Damoklesschwert über dem Gesetz. Ein erneuter Rückzug, wie er zum Beispiel auch im unregulierten Markt in Thailand angekündigt wurde, könnte schnell große Enttäuschung auslösen.
Aktionäre, die Papiere der 'großen' Anbieter halten, können ihre Papiere weiter halten. Kurzfristige Gewinnmitnahmenn können indes jederzeit auch heftige Kursabtaucher auslösen. DER AKTIONÄR rät: Engagierte Spekulanten sollten bei den marktengen Cannabis-Papieren unbedingt mit Limits und Stop-Losses arbeiten. Das Geschäft der Cannabis-Anbieter bleibt risikoreich, schwarze Zahlen sind noch Wunschtraum. Und auch kursdrückende Kapitalerhöhungen der meist hoch verschuldeten Unternehmen sind jederzeit möglich.
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