US Open 2024: Auch eine plötzliche Fliegen-Invasion bringt Zverev ...

2 Sep 2024
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US Open 2024

Auch eine plötzliche Fliegen-Invasion bringt Zverev nicht aus dem Konzept

Stand: 10:21 UhrLesedauer: 5 Minuten

Zverev - Figure 1
Foto DIE WELT

Im Achtelfinale bei den US Open hat Alexander Zverev nur im ersten Satz Schwierigkeiten. Danach übersteht er auch einen Schreckmoment und eine Insektenplage. Nun bietet sich die Chance zur Revanche. Im Viertelfinale trifft er auf einen alten Bekannten.

Alexander Zverev schlenderte in Olympia-Badelatschen durch die New Yorker Dunkelheit und fieberte bereits der Chance auf die große Revanche bei den US Open entgegen. Unter dem Jubel der Fans hatte er zuvor nach dem souveränen Viertelfinaleinzug beim obligatorischen Siegerinterview auf dem Platz über seinen großen Traum vom ersten Grand-Slam-Titel gesprochen. Zum vierten Mal in Serie hat die deutsche Nummer eins der Tenniswelt nun bei den US Open die Runde der besten Acht erreicht. Er bezwang den Amerikaner Brandon Nakashima mit 3:6, 6:1, 6:2, 6:2.

Alles scheint bestens zu laufen für den ersten großen Titelgewinn auf der ATP-Tour, denn Zverev gab später nach dem Match auch Entwarnung wegen einer möglichen Blessur an seinem rechten Fuß. Im vierten Satz hatte er sich beim Stand von 3:1 den Fuß vertreten und humpelte kurzzeitig. „Ich habe einen komischen Schritt gemacht, bin leicht umgeknickt. Aber es ist alles in Ordnung, nichts worüber man sich sorgen muss“, sagte der 27-Jährige nach der Partie.

Auch eine plötzliche Fliegen-Invasion kurz vor Schluss des vierten Durchgangs überstand er schadlos. Als die Insekten in Scharen durch das Louis Armstrong Stadium flogen, musste Zverev seinen Aufschlag abbrechen. Er wedelte sie weg und holte ein Exemplar unter seinem ärmellosen Shirt hervor. „Das waren so Riesendinger, das habe ich hier das erste Mal gesehen“, berichtete er. „Das waren keine Mücken, keine Bienen – ich weiß nicht, was das war: fliegende Ameisen oder so?“. Aber Zverev ließ sich nicht aus dem Konzept bringen.

28 Grad, hohe Luftfeuchtigkeit

Durch den Sprung ins Viertelfinale hat sich Zverev auch für die ATP Finals der besten acht Tennisprofis der Saison Mitte November in Turin qualifiziert. Das teilte die Profi-Organisation ATP nach der Partie mit. Dies hatte zuvor erst der Weltranglistenerste Jannik Sinner aus Italien geschafft.

Bei anfangs 28 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit hatte Zverev im Achtelfinale gegen den Außenseiter nur im ersten Satz Probleme. Nach 2:36 Stunden verwandelte er seinen ersten Matchball und feierte seinen 450. Sieg auf der ATP-Tour. „Ich war sehr defensiv zu Beginn des Spiels. Ich bin sehr froh, dass ich weiter bin“, sagte Zverev – und hofft auf drei weitere Siege in New York. „Ich tue alles dafür, was ich kann. Ich gebe alles, hoffentlich ist es an einem Punkt meiner Karriere so weit.“

Im Viertelfinale der US Open trifft Zverev erneut auf Fritz

Bei der großen persönlichen Mission Titelgewinn kommt Zverev zugute, dass als große Konkurrenten der Serbe Novak Djokovic und Carlos Alcaraz aus Spanien bereits ausgeschieden sind. Nach den US Open wird er mindestens wieder unter die ersten Drei der Weltrangliste zurückkehren.

„Er hat sich nicht nach dem verlorenen ersten Satz aus der Ruhe bringen lassen. Was er im dritten und vierten Satz zelebriert hat, habe ich von ihm seit Langem nicht gesehen“, sagte Legende Boris Becker als Experte bei Sportdeutschland.TV über Zverevs Leistung gegen Nakashima. Das sei „Tennis auf höchstem Niveau“ gewesen, lobte Becker.

Der 27 Jahre alte Hamburger trifft nun auf US-Profi Taylor Fritz, dem er diese Saison im Wimbledon-Achtelfinale unterlegen war. Der Amerikaner bezwang den an Nummer acht gesetzten Norweger Casper Ruud 3:6, 6:4, 6:3, 6:2 und erreichte das zweite Mal das Viertelfinale von New York.

Von neun Duellen mit Fritz gewann Zverev fünf – das bislang letzte entschied jedoch der Amerikaner für sich. In Wimbledon drehte Fritz noch einen Zwei-Satz-Rückstand zum Sieg. Damals hatte Zverev mit einer Knieverletzung aus dem vorigen Match zu kämpfen. „Jetzt bin ich gesund, das ist der große Unterschied“, sagte er, „ich freue mich auf einen weiteren harten Kampf“. Fritz selbst gab sich betont locker. „Zwischen uns geht es immer hin und her“, sagte der 26-Jährige über seine sportliche Rivalität mit Zverev: „Wir spielen knappe Matches. Es kann in jede Richtung gehen. Es hängt viel vom Aufschlag ab.“

Starker Aufschlag bei Zverev gegen Nakashima

Im Achtelfinale lief es mit dem Service bei Zverev, der 1,98 Meter große Hüne startete mit souveränen Aufschlagspielen. Erst beim Stand von 3:4 wackelte er plötzlich einmal – und kassierte nach mehreren Rückhandschlägen ins Netz und einem Doppelfehler prompt das erste Break. Zverev schimpfte in Richtung seines Anhangs auf der Tribüne.

Das Publikum wurde aus der sommerlichen Lethargie der Anfangsphase gerissen, feuerte den US-Profi immer wieder mit lauten „Let‘s Go, Brandon“-Rufen an. Nach 45 Minuten feierte Nakashima den Gewinn des ersten Satzes und heizte die Fans weiter an.

Zverev spielte zu Beginn des zweiten Durchgangs zwar einmal zur Freude der Zuschauer durch die eigenen Beine, ansonsten blieb das Spiel bei zahlreichen Fehlern aber zunächst auf überschaubarem Niveau. Die deutsche Nummer eins nutzte durch eine verschlagene Rückhand des Gegners den neunten Breakball zum 2:0.

Nakashima ließ deutlich nach, Zverev wurde wie schon in der dritten Runde gegen den Argentinier Tomás Martin Etcheverry nach verlorenem ersten Satz immer sicherer. Souverän zog er davon, konterte die Angriffe seines Gegners immer wieder mit passgenauen Passierbällen.

Nach dem Gewinn des zweiten Durchgangs holte er sich stark verschwitzt bei seinem Vater und Trainer Alexander Zverev Senior ein neues Paar Schuhe. Frisch umgezogen lief es immer besser. Nakashima fand kein Mittel mehr gegen das druckvolle Grundlinienspiel von Zverev.

Zu Beginn des vierten Durchgangs bäumte sich der 23-jährige Amerikaner noch einmal kurz auf, doch spätestens mit dem Break zum 1:2 war alle Gegenwehr gebrochen. Mit großem Selbstbewusstsein zog Zverev sein Spiel durch und durfte jubeln.

dpa/pk

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