Personeller Umbruch: ZDF-Fernsehrat zu 75 Prozent mit Frauen ...

5 Jul 2024
ZDF

Hasselfeldt, die am Sonntag 74 Jahre alt wird, ist Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Sie gehört dem Fernsehrat seit 2019 als Vertreterin des DRK an, seit 2022 war sie stellvertretende Vorsitzende. Hasselfeldt war von 1987 bis 2017 Mitglied des Deutschen Bundestages, von 2005 bis 2011 Vizepräsidentin des Parlaments. In den Neunzigerjahren war sie in der Regierung von Helmut Kohl erst Bundesbauministerin, später Bundesgesundheitsministerin.

»Es ist die Aufgabe des Fernsehrates, die gesellschaftlichen Interessen gegenüber dem ZDF zu vertreten, kommt dem Sender doch gerade in Zeiten der gesellschaftlichen Polarisierung hier eine wichtige Integrationsaufgabe zu«, sagte sie nach ihrer Wahl. »Deshalb werden wir das ZDF in seinem Strategieprozess ›Ein ZDF für alle‹ konstruktiv und kritisch begleiten.«

Die aktuelle gesellschaftliche Debatte über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk habe sie zur Kandidatur bewogen, hatte sie zuvor in ihrer Bewerbungsrede gesagt. »Eine Debatte, die in meinen Augen gelegentlich mehr von Polarisierung und vor allem von Populismus geprägt ist und nicht so sehr von sachlichen Argumenten.« Das sorge sie sehr, weil der öffentlich-rechtliche Rundfunk in diesem Land eine Erfolgsgeschichte sei, die nicht schlechtgeredet werden dürfe, sondern fortgesetzt werden müsse.

»Wir brauchen mehr Effizienz«

»Ich weiß sehr wohl, dass die Öffentlich-Rechtlichen reformbedürftig sind. Das will ich gar nicht bestreiten«, sagte die aus Bayern stammende Hasselfeldt. »Wir brauchen mehr Effizienz, wir brauchen mehr Digitalisierung. Ich will gar nicht sagen: Modernisierung, auch das könnte man miteinbeziehen. Es lohnt sich, darüber zu diskutieren.« Man dürfe es aber nicht schlechtreden. Das ZDF sei schon vor Jahren ein Vorreiter der Modernisierung gewesen.

Mit Blick auf das Gremium sagte sie, sie vertrete die Meinung, dass der Fernsehrat Sachwalter der Allgemeinheit sei und keine Partikularinteressen zu vertreten habe. Der Fernsehrat des ZDF überwacht das Programm, genehmigt den vom Verwaltungsrat beschlossenen Haushalt und wählt den Intendanten oder die Intendantin des öffentlich-rechtlichen Senders. Er setzt sich aus 60 Vertreterinnen und Vertretern verschiedener gesellschaftlicher Gruppen zusammen.

Bei seiner Neukonstituierung wurden 29 der 60 Fernsehratssitze neu besetzt. Dabei kommt es nun zu einer deutlichen weiblichen Mehrheit in dem Gremium. Waren in der Amtsperiode von 2020 bis 2024 nur 24 Frauen vertreten, sind es nun 45 und damit 75 Prozent. Allein unter den von den 16 Bundesländern Entsandten sind sieben Männer ausgeschieden und durch Frauen ersetzt worden. Eine Entwicklung, die auch die scheidende Vorsitzende Thieme schon beobachtet hatte: »Der Fernsehrat ist seit 2016 weiblicher, jünger, diverser und auch staatsferner geworden. Damit bildet er die Gesellschaft umfassender ab.« Die Vielfalt der Perspektiven habe auch die Diskussionskultur verändert, so die ehemalige Vertreterin der evangelischen Kirche.

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