Indischer Musiker: Tabla-Maestro Zakir Hussain ist tot
Er war ein Virtuose an der Tabla, dem indischen Trommelpaar. Mit John McLaughlin spielte er in der Fusion-Jazzband Shakti. Im Februar gewann er gleich drei Grammys. Nun ist Zakir Hussain gestorben, er wurde 73 Jahre alt.
16.12.2024, 16.32 Uhr
Zakir Hussain lehrt einen Elfjährigen im Tablaspiel: »Offenheit und Klarheit«
Foto:Savita Kirloskar / REUTERS
Seine »tanzenden Finger« machten ihn zu einem der größten Virtuosen an der Tabla: Zakir Hussain wurde an den nordindischen Trommeln zu einer wichtigen Kraft in der zeitgenössischen globalen Musik. Der Musiker starb am Sonntag in einem Krankenhaus in San Francisco an Komplikationen einer idiopathischen Lungenfibrose, einer chronischen Lungenerkrankung, wie seine Familie mitteilte.
»Sein fruchtbares Wirken als Lehrer, Mentor und Erzieher hat bei unzähligen Musikern unauslöschliche Spuren hinterlassen«, hieß es in dem Statement über Zakir Hussain. »Er hoffte, die nächste Generation zu inspirieren, noch weiter zu gehen. Er hinterlässt ein unvergleichliches Vermächtnis als kultureller Botschafter und einer der größten Musiker aller Zeiten.«
Zakir Hussain (1951-2024): »Ein wahres Genie«
Foto: Martin Harris / Captital Pictures / picture allianceZumindest war Zakir Hussain der weltweit bekannteste Tabla-Musiker, dem Handtrommelpaar, dem wichtigsten Percussion-Instrument der indischen klassischen Musik. Hussain gelang es, die Tabla als Soloinstrument stärker zu etablieren. Er spielte aber auch mit international bekannten Musikern wie dem Ex-Beatle George Harrison, dem Jazzsaxophonisten Charles Lloyd, dem Grateful-Dead-Drummer Mickey Hart, Herbie Hancock oder dem Cellisten Yo-Yo Ma.
Das Tablaspiel war ihm in die Wiege gelegt: Schon sein Vater, Alla Rakha, war einer der Größten an den Trommeln, er begleitete unter anderem den Sitar-Virtuosen Ravi Shankar beim Woodstock-Festival. Zakir Hussain kam 1951 in Mumbai zur Welt. In einem Interview erzählte er später, sein Vater habe ihn nach der Geburt mit Tablaspiel auf der Welt begrüßt: »Ich wurde nach Hause gebracht und meinem Vater in die Arme gelegt. Die Tradition war, dass der Vater dem Baby ein Gebet ins Ohr flüstern sollte. Er nahm mich also in den Arm, legte seine Lippen an mein Ohr und flüsterte mir Tabla-Rhythmen in die Ohren«.
Schon mit zwölf Jahren ging er auf Tournee und spielte als Teenager an der Seite der Prominenz der indischen klassischen Musik. Mit 18 ging er auch im Ausland auf Konzertreisen. »Was bringe ich der Tabla?«, wurde Zakir Hussain 2018 in einer Biografie zitiert: »Ich glaube, es sind Offenheit und Klarheit. Deine musikalische Botschaft sollte mit größtmöglicher Klarheit erschaffen werden.«
Wobei Zakir Hussain nie Klarheit mit Purismus verwechselte. Im Gegenteil war er offen für wechselseitige Inspiration und Zusammenarbeit mit Musikern aus anderen Kulturkreisen. Legendär war das Projekt Shakti, das er 1973 mit dem englischen Jazzgitarristen John McLaughlin gründete. Die akustische Fusion aus Jazz und indischer Musik brachte dem westlichen Publikum einen neuen Klang nahe. Unter dem Titel »Remember Shakti« gingen die beiden Ende der Neunzigerjahre und auch 2023 wieder gemeinsam auf Tour.
Hussain mit Gitarrist John McLaughlin: »Brachte die Tabla auf die globale Bühne«
Foto: Rene Fluger / APMit Bill Laswell initiierte Hussain das Projekt Tabla Beat Science, das sein Spiel mit elektronischen Sounds paarte. Die Streichinstrumentalisten vom Kronos Quartet begleitete er bei deren Album mit Bollywood-Melodien. Den größten Stellenwert hatte für ihn aber weiterhin die indische klassische Musik.
Die internationale Anerkennung, die Zakir Hussain genoss, spiegelt sich in insgesamt sieben Nominierungen bei den Grammy Awards, viermal wurde er auch ausgezeichnet. Nach dem Preis für das beste zeitgenössische Weltmusik-Album, den er 2009 als Teil des Global Drum Project erhielt, zählte Hussain im Februar 2024 gleich dreimal zu den Grammy-Gewinnern. Der Preis für das beste zeitgenössische Instrumental-Album ging an »As We Speak«, ein Album mit Béla Fleck und Edgar Meyer, auf dem indische Klänge mit westlicher Klassik und Bluegrass vermischt werden.
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Auf »As We Speak« ist auch der Track »Pashto« enthalten, der als »Best Global Music Performance« gekürt wurde. Als »Best Global Music Album« zeichnete die Grammy-Jury »This Moment« aus, das dritte Studioalbum von Shakti, dem Projekt mit John McLaughlin.
Der indische Premierminister Narendra Modi würdigte Zakir Hussain als ein »wahres Genie, das die Welt der indischen klassischen Musik revolutionierte«. In seiner Social-Media-Botschaft bezeichnete Modi Hussain auch als »Ikone der kulturellen Einheit«. Er habe »die Tabla auf die internationale Bühne gebracht«, so der Politiker weiter: »Er fesselte Millionen mit seinem unvergleichlichen Rhythmus«.