Kampf um Russlands Amazon: Noch-Ehemann der reichsten Russin ...

4 Stunden vor

Einsatzkraft bei der Schießerei am Mittwoch in Moskau. IMAGO/Ramil Sitdikov

Wildberries - Figure 1
Foto DiePresse.com

Um Russlands größten Onlinehändler, Wildberries, auch das russische Amazon genannt, ist ein wilder Kampf entbrannt. Am Mittwoch wurden dabei im Headquarter in Moskau zwei Personen erschossen. In den Kampf involviert ist auch Tschetscheniens Machthaber Ramsan Kadyrow.

Nach einer Schießerei im Moskauer Büro des russischen Online-Händlers Wildberries ist der Noch-Ehemann der Firmengründerin verhaftet und des Mordes angeklagt worden. Außerdem werde ihm versuchter Mord an einem Polizeibeamten vorgeworfen, teilten seine Anwälte am Donnerstag mit. Dies sei eine „eklatante und beispiellose Verletzung“ der Rechte ihres Mandanten.

Wladislaw Bakaltschuk, der mit seiner Frau Tatjana (hier im Interview mit der „Presse“ vor knapp drei Jahren) in Scheidung lebt, war am Mittwoch mit mehreren Begleitern in den Geschäftsräumen von Wildberries aufgetaucht. Bei einem anschließenden Schusswechsel kamen zwei Menschen ums Leben. Die Noch-Eheleute gaben sich gegenseitig die Schuld an dem Vorfall. Wladislaw, der einen Minderheitsanteil an Wildberries hält, betonte, er sei zu einem geplanten Termin gekommen, um die Zukunft des Unternehmens zu diskutieren, als Sicherheitsleute das Feuer eröffnet hätten. Tatjana bestritt dies. Es sei kein Treffen vereinbart gewesen.

Tränenreiche Botschaft von Tatjana Bakaltschuk

In einer tränenreichen Videobotschaft wandte sie sich am Donnerstag an ihren Noch-Ehemann. „Wladislaw, was machst du da? Wie willst du in die Augen deiner Eltern und unserer Kinder schauen? Wie konntest du die Situation so ad absurdum führen?“ Aufzeichnungen der Wildberries-Sicherheitskameras vom Mittwoch zeigen Personen, die auf den Eingang des Wildberries-Gebäudes zulaufen und ihre Waffen ziehen. Anschließend sind Schüsse zu hören. Der Vorfall weckt Erinnerungen an die 1990er Jahre, als tödliche Revierkämpfe in der russischen Geschäftswelt an der Tagesordnung waren.

Das russische Amazon

Tatjana und Wladislaw liegen wegen der geplanten Fusion von Wildberries mit dem Werbeflächen-Vermarkter Russ im Clinch. Tatjana soll an dem fusionierten Unternehmen rund 65 Prozent halten, während sie ihren Online-Händler bislang zu 99 Prozent besitzt. Wladislaw hatte seinerzeit gesagt, seine Frau sei manipuliert worden, um dem Deal zuzustimmen. Der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow stellte sich auf seine Seite und bezeichnete die Fusion als Vermögensraub. Tatjana hat diese Vorwürfe zurückgewiesen. Der russischen Regierung zufolge gab Präsident Wladimir Putin dem Deal grünes Licht.

Wildberries gilt als russische Antwort auf Amazon und macht jährliche Umsätze von mehreren Milliarden Dollar. Die Firmengründerin Tatjana Bakaltschuk ist dem Magazin „Forbes“ zufolge die reichste Frau Russlands. (Reuters)

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