«Doomsday Clock»: Noch 90 Sekunden bis zum Weltuntergang

Noch nie war es so spät: Die «Weltuntergangsuhr» rückt auf 90 Sekunden vor Mitternacht vor

Wissenschafter haben die Menschheit noch nie so kurz vor dem Abgrund gesehen. Ursache ist vor allem die Gefahr einer nuklearen Eskalation des Kriegs in der Ukraine.

«90 Sekunden bis Mitternacht»: Die Forscherinnen und Forscher des «Bulletin of the Atomic Scientists» haben am Dienstag die symbolische Zeit bis zum Weltuntergang veröffentlicht.

«90 Sekunden bis Mitternacht»: Die Forscherinnen und Forscher des «Bulletin of the Atomic Scientists» haben am Dienstag die symbolische Zeit bis zum Weltuntergang veröffentlicht.

Leah Millis / AP

Angesichts der Drohungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin sind die Zeiger der sogenannten «Weltuntergangsuhr», mit der Forscher auf die Gefahren für die Menschheit aufmerksam machen, auf 90 Sekunden vor Mitternacht vorgestellt worden. Erstmals seit drei Jahren änderten die Forscherinnen und Forscher des «Bulletin of the Atomic Scientists» am Dienstag die symbolische Zeit bis zum Untergang der Erde. Zuvor zeigte sie 100 Sekunden vor Mitternacht an.

«Die nuklearen Risiken sind im vergangenen Jahr erheblich gestiegen, hauptsächlich aufgrund der grundlosen Invasion Russlands in die Ukraine», sagte Professor Steve Fetter von der University of Maryland beim Umstellen der Uhr in Washington. Putin habe wiederholt mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht, um das Eingreifen der Nato-Allianz im Ukraine-Krieg zu verhindern. «Das ist kein Bluff», so deutete Fetter Putins Aussagen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Konflikt ausser Kontrolle gerate, bleibe weiterhin hoch.

Der symbolische Stand der Uhr wird jährlich gegen Ende Januar mitgeteilt. 2018 und 2019 hatte die Uhr jeweils 2 Minuten vor zwölf angezeigt. Im Corona-Jahr 2020 war die Uhr erstmals symbolisch auf 100 Sekunden vor Mitternacht vorgestellt worden. Die Gefahr, dass sich die Menschheit selbst auslöscht, ist für die Wissenschafter damit so gross wie nie seit Erfindung der Uhr im Jahr 1947.

Nicht nur der Krieg, sondern auch das Klima ist bedrohlich

Die Forscher sehen nicht nur den Krieg in Europa als Gefahr, sondern auch «die anhaltenden Bedrohungen durch die Klimakrise». Daneben sei auch der «Zusammenbruch globaler Normen und Institutionen» zu beobachten, die dazu benötigt würden, mit Bedrohungen durch technologische Entwicklungen oder Pandemien wie Covid-19 umzugehen, sagten die Wissenschafter weiter.

«Wir leben in einer Zeit beispielloser Gefahr, und die Weltuntergangsuhr spiegelt diese Realität wider», sagte die «Bulletin»-Chefin Rachel Bronson.

Die Vorstandsmitglieder des «Bulletin of the Atomic Scientists» hätten sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, die Uhrzeiger so nah an Mitternacht heranzurücken wie nie zuvor, sagte sie. Die Organisation, die auch ein gleichnamiges Fachmagazin herausgibt, wurde 1945 vom Physiker Albert Einstein und Wissenschaftern der Universität von Chicago gegründet.

Nach dem Kalten Krieg war es 23 Uhr 43

In ihrer Geschichte wurde die Uhr nicht immer nur vor-, sondern manchmal auch zurückgestellt. In ihrem Gründungsjahr 1947 hallten der Zweite Weltkrieg, die Zerstörung in Europa und die angeschlagene finanzielle und wirtschaftliche Lage vieler Kriegsparteien immer noch nach. Die Uhr wurde dann auf 7 Minuten vor Mitternacht gestellt.

Während des Kalten Krieges bewegte sich der Zeiger stetig nach vorne und blieb zwischen 1953 und 1959 wegen eines drohenden Nuklearkrieges zwischen Amerika und der Sowjetunion bei 2 Minuten vor Mitternacht und zwischen 1984 und 1987 wegen der Gefahr eines atomaren Konflikts und der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl (1986) bei 3 Minuten vor Mitternacht stehen. Nach dem Ende des Kalten Kriegs schien die Gefahr eines Weltuntergangs für die Forscher am geringsten: 1991 stellten sie die Zeit auf 23 Uhr 43 – weiter war sie nie von Mitternacht entfernt.

Dass die «Weltuntergangsuhr», im Englischen auch «Doomsday Clock» genannt, nun so knapp vor Mitternacht steht wie nie zuvor, scheint nicht nur die Wissenschafter in den USA zu beunruhigen, sondern auch die russische Führung, die mit dem Einmarsch in die Ukraine die derzeit unstabile und unsichere Weltlage zu verantworten hat. In einer Mitteilung zeigte sich der Kreml «wirklich alarmiert und besorgt» über «die späte Uhrzeit». Es gelte für alle Parteien, bedacht zu handeln und mit Wachsamkeit das Risiko eines Atomkriegs zu verhindern, damit die Uhr nicht irgendwann Mitternacht anzeige.

Mitternacht auf der «Weltuntergangsuhr», so heisst es zumindest laut den Forschern des «Bulletin of the Atomic Scientists», bedeutet nicht weniger als der theoretische Untergang der Welt und die komplette Auslöschung der Menschheit.

Mit Agenturmaterial.

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