Assisi-Hof am Welttierschutztag in Stockerau eröffnet
Der Assisi-Hof ist offiziell eröffnet: Andreas Pichler, Heinz Scheele, Andrea Völkl und Alfons Hargassner schnitten das rote Band durch.
Foto: Karin Widhalm
Die ersten Tiere sind schon längst einzogen, heute erfolgte die offizielle Eröffnung des Assisi-Hofes in Stockerau. Die Ehrengäste verteilten Streicheleinheiten - und hörten berührende, aber auch hässliche Geschichten.
Zwei der ersten Bewohner am Assisi-Hof in Stockerau waren Aristoteles und Sokrates, jetzt haben die beiden Zwergesel eine Dame an ihrer Seite: Mary ist in der vorigen Wochen zu ihnen gezogen. Ihr Vorbesitzer hatte mehrere Tiere, die Eselstute war sein letzter Liebling. „Es war ein sehr bewegender Moment: Der Besitzer wusste, hier geht es ihr gut“, schildert Alfons Hargassner, Geschäftsführer des Österreichischen Tierschutzvereins, der den Assisi-Hof betreibt. „Und die Burschen waren sofort Feuer und Flamme, sie sind 'Verrückt nach Mary'“, deutet er den gleichnamigen Film an.
Der Tierschutzhof wurde just am heutigen Welttierschutztag offiziell eröffnet. Der Österreichische Tierschutzverein lud dazu unter anderen Bürgermeisterin Andrea Völkl, Vizebürgermeister Heinz Scheele, Architekt Helmut Hürner und Vertreter der Behörden ein. „Wir eröffnen nach einer relativ langen Bauzeit und wir sind wirklich stolz darauf“, freut sich Hargassner. „Das ist für uns ein magischer Moment.“
Derzeit können bis zu 80 Tiere auf dem Areal von 16.400 Quadratmeter (größer als zwei Fußballfelder) aufgenommen werden, die laufende Erweiterung am Gelände ist geplant. Der Umriss des zweiten Katzenhauses ist schon ausgesteckt, weitere Hundeplätze sind ebenso fix geplant. „Der Bedarf für Tiere ist da, man kann gar nicht genug Platz haben“, ergänzt Erich Goschler vom Tierschutzverein.
Dem Team schwebt ein Waldlehrpfad für Schulklassen vor - und Wanderungen mit den fünf Saanenziegen, die in Therapiestunden eingesetzt wurden. „Sie sind total sozial - und wollen die Interaktion“, sagt Assisi-Hof-Leiterin Almuth Eiböck. Nicht alle Tiere werden vermittelt: Die Huftiere nur, wenn sie einen schöneren Platz erhalten würden.
Der Standort befindet sich am Donaulände-Uferweg: Die Bäume sind Teil jener Freiflächen, auf denen sich die Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen, Hunde, Schafe und Ziegen tummeln. Das naturnahe Umfeld mit dem Hirschkäfer vor der Nase, einem vorbeiflitzenden Eisvogel oder dem plumpen Specht als Dauergast, außerdem der viele Platz für jedes einzelne Individuum - nämlich mehr als gesetzlich vorgesehen - wirken sich positiv aufs Gemüt aus. Hargassner beobachtet, dass der Erholungseffekt viel schneller eintritt.
Denn es geht auch um Tiere, die aus keinem guten Umfeld gekommen sind - aber nicht nur: Verstorbene Besitzer, Krankheitsfälle und andere Gründe können das Telefon im Tierschutzhaus läuten lassen. Klägliche Verhältnisse herrschten für die drei Shar Pei-Hunde mit den charakteristischen Falten, die seit Sommer am Assisi-Hof sind. Sie waren komplett verschreckt, jetzt zeigt sich Titus total verschmust und er kann sich kaum von seiner Betreuerin losreißen. Diese Fortschritte berühren Hargassner ganz besonders.
Warum auch die hässlichen Geschichten erzählt werdenEr erzählt diese hässlichen Geschichten, um klarzumachen, dass jedes Tier sich ein würdevolles Leben verdient hat. „Wir schauen, dass wir diese Würde wiederherstellen. Dafür sind wir da“, erklärt er. „Für mich hat das auch mit Respekt vor dem Lebewesen zu tun, da geht's auch darum, dass man sie artgerecht behandelt“, ergänzt Bürgermeisterin Andrea Völkl.
Die Stadtgemeinde hat das Gelände zur Verfügung gestellt und Eigenleistungen - etwa beim Bau des Zaunes - erbracht. „Es ist schrittweise gewachsen, wie es bei einem guten Projekt ist“, betont Völkl. „Gut Ding braucht Weile.“ 2018 erfolgte der Spatenstich, die Eröffnung musste mehrmals verschoben werden. Der Hof ist der Öffentlichkeit zugänglich, aber nur gegen Anmeldung am Samstag von 11 bis 15 Uhr.
„Wir schließen niemanden aus, aber wir sind ein Tierschutzhaus. Die Tiere brauchen Ruhe“, erklärt Hargassner. Interessierte werden in fünf- bis zehnköpfigen Gruppen durch das Gelände geführt. Das zählt zur Bildungsarbeit des Vereins: „Wir wollen Menschen mitgeben, warum Tierschutz und Tierrettung so wichtig ist“, sagt Hargassner. „Tiere sind Gefährten und bereichern das Leben“, fügt Völkl hinzu.