Weltrisikobericht 2024: Wasserkrise macht Länder besonders ...

9 Sep 2024

Katastrophen gefährden laut dem Weltrisikobericht 2024 vor allem Länder in Amerika und Asien. China verbessert seine Position deutlich, Deutschland bleibt im Mittelfeld.

WeltRisikoBericht 2024 - Figure 1
Foto ZEIT ONLINE

9. September 2024, 9:02 Uhr

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Länder wie Äthiopien mit hoher klimasensibler Exposition dürften dem Weltrisikobericht zufolge in Zukunft ein besonders hohes Risiko für schwere Krisen aufweisen. © Yasuyoshi Chiba/​AFP/​Getty Images

Lateinamerikanische und asiatische Länder haben weltweit das größte Risiko für schwere Krisen und Katastrophen. Zu diesem Schluss kommt der vom Bündnis Entwicklung Hilft und dem Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Ruhr-Universität Bochum vorgelegte Weltrisikobericht 2024. An der Spitze der Rangliste gibt es im Vergleich zum Vorjahr wenige Veränderungen: Die Philippinen, Indonesien und Indien bleiben demnach Risikohotspots. Auch Russland, Mexiko und Kolumbien befinden sich weiterhin in den Top Ten. Allerdings zeigt sich den Autorinnen und Autoren zufolge, dass der Klimawandel sowie die Anpassungsfähigkeit von Gesellschaften langfristig zu einer Verschiebung der Risiken führen: Länder mit klimasensibler Exposition und hoher Vulnerabilität sind demnach besonders gefährdet.                  

Als stark exponiert bezeichnen die Studienautoren Länder, die besonders häufig schweren Naturereignissen wie Erdbeben, Tsunamis, Stürmen sowie Überschwemmungen oder Dürren ausgesetzt sind. Als vulnerabel gelten unter anderem Länder mit geringer politischer Stabilität, schlechter Infrastruktur und Gesundheitsversorgung sowie mangelnder Katastrophenprävention. Eine Rolle für die Vulnerabilität spielen dem Bericht zufolge aber auch Faktoren wie Bildung, geschlechtsspezifische Ungleichheit und die Zahl von Geflüchteten und Binnenvertriebenen. Der Weltrisikoindex, auf dem die Rangliste basiert, beruht sowohl auf den Werten für Exposition als auch von Vulnerabilität aller 193 untersuchten Länder.

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China verringert Risiko deutlich

Dass Länder die Folgen von auch klimawandelbedingten Extremwettereignissen durch Anpassungsmaßnahmen abfedern können, zeigen dem Bericht zufolge Länder wie Südkorea, Italien, Japan oder die USA. Zuletzt habe sich dieser Effekt aber auch bei China gezeigt, dem "höchst exponierten Land der Welt": Die Volksrepublik rutscht im neuen Ranking auf Platz 22 – nach Platz zehn im vergangenen Jahr. Die Studienautoren erklären den Abstieg Chinas auf der Rangliste mit einer deutlichen Verbesserung der Anpassungskapazitäten, insbesondere durch den Ausbau und Erhalt medizinischer Infrastruktur im Zuge der Coronapandemie.              

Im Gegensatz dazu stünden afrikanische Länder wie die Zentralafrikanische Republik, der Südsudan, der Tschad und die Demokratische Republik Kongo, deren Verschlechterung im Bereich Vulnerabilität lediglich aufgrund ihrer sehr niedrigen Exposition bisher nicht zu deutlich höheren Risikowerten führten.    

Leicht verbessern konnte sich auf der Rangliste auch Deutschland, das um vier Plätze auf Platz 98 absteigt. Global bewegt sich Deutschland damit weiterhin im Mittelfeld. Die geringsten Risikowerte in Europa haben dem Bericht zufolge Belarus, Liechtenstein, Luxemburg, San Marino, Andorra und Monaco.

Krisen bedingen sich zunehmend gegenseitig

Besonderen Fokus legt der Bericht auf die zunehmende Verschränkung und Wechselwirkung zwischen verschiedenen Risikofaktoren. Dabei spielen negative Auswirkungen des Klimawandels den Studienautoren zufolge eine tragende Rolle. Vor allem der weltweit zunehmende Wassermangel verstärkt demnach andere Krisenfaktoren wie Ernährungsunsicherheit und Flucht und werde damit zu einem zentralen Faktor bei der Entstehung multipler Krisen. Naturkatastrophen im Zusammenhang mit der Wasserkrise können dem Bericht zufolge auch verhindern, dass Gesellschaften ihre Anpassungsfähigkeit verbessern. Dies habe sich zuletzt etwa am Horn von Afrika gezeigt, wo es binnen drei Jahren zwei extreme Dürren gab – was den Menschen in Somalia, Äthiopien, Dschibuti und Eritrea keine Zeit gegeben hätte, sich zu erholen und ihre Reserven wieder aufzufüllen.     

Dass Katastrophen wie schwere Dürren bewaffnete Konflikte auslösen oder eskalieren lassen, droht dem Bericht zufolge vor allem dann, wenn etwa Armut und ethnisch begründete Ausgrenzung bereits vorhanden sind und die staatlichen Institutionen schwach sind. In bestimmten Fällen könnten Katastrophen jedoch Konfliktpotenziale auch verringern – etwa dann, wenn sie die Ressourcen von Regierung und Aufständischen schwächten. Auch internationale Aufmerksamkeit infolge von Katastrophen könne Länder dazu motivieren, gewaltfreie Lösungen zu verfolgen.

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