„Lang steht die Welt nicht mehr“: Eichbergers Adrenalinschub nach ...

11 Stunden vor
Welt

Es war Gröden, wie es früher einmal war. Die Topstars lieferten sich packende Duelle, die Österreicher rätselten im Ziel über ihre Rückstände und den Ausnahmemann Marco Odermatt, der allen enteilt war – und dann begann das große Zittern. Denn die Fahrer mit hohen Nummern nützten wieder einmal die Gunst der Stunde auf der Saslong. Zum Glück auch ein Österreicher: Stefan Eichberger, schon in Beaver Creek im Super-G starker 14., verhinderte die nächste Schlappe für Österreichs schnelle Männer, war zur Hälfte des Rennens sogar noch vier Zehntel vor dem Schweizer Gesamtweltcupsieger und schwang dann als Sechster ab. „Es ist soo schön, so geil! Abgeschwungen, den 6er gesehen und ich hab‘ mir nur gedacht: Lang steht die Welt nicht mehr. Es ist einfach nur so ein geiles Gefühl gewesen.“

Auf ein Tänzchen wie in Beaver Creek verzichtete der 24-Jährige aus Kleinlobming diesmal – was nicht heißen soll, dass er seiner Freude keinen Ausdruck verlieh: „Heute habe ich die ganze Wut, nein, das ganze Adrenalin so rausgeschrien.“ Das tat er ausgiebig: „Kumm, Oida“ schrie er in die Kamera, drehte eine kleine Ehrenrunde und saugte auf, was man aufsaugen kann. Irgendwie schien Eichberger, der im vierten Einsatz des Winters zum vierten Mal Punkte machte und natürlich das beste Ergebnis seiner Karriere einfuhr, schon so eine Ahnung gehabt haben. „Ich bin auf jeden Fall positiv gestimmt auf morgen hin. In Gröden ist oft viel möglich zum Schluss raus.“ Und genau so kam es. „Ich habe mir meine Teamkollegen angeschaut, der Stefan Rieser (16.) und der Felix Hacker (29., Anm.) haben das nicht so schlecht gemacht. Und dann kam mein Servicemann Felix Sagmeister schon mit so einem breiten Grinsen zu mir, der war sich sicher, dass da was geht.“

Es ging was für den 104-Kilo-Mann, das merkte Eichberger auch während der Fahrt: „Ich habe Felix noch gesagt, dass er ruhig bleiben soll, alles normal wie immer machen soll. Und bei der Fahrt habe ich dann gesehen, dass die Spur glänzt, dass es dahin geht.“ Und wie es dahinging! Bei der Einfahrt zur Ciaslat lag der Murtaler vier Zehntel vor Odermatt, „aber da war ich dann fünf, sechs km/h schneller als im Training. Da ging dann alles viel weiter, jeder Sprung, einer war zu weit. Aber ich habe den Schwung nicht ganz abgestochen und unten raus wieder Gas gegeben.“ So wurde es Platz sechs. Der Rest? Eruption, siehe oben. „Ich werde sicher zwei, drei Tage brauchen, um das zu verarbeiten. Aber dann geht es ja schon wieder weiter. Der nächste Klassiker wartet in Bormio.“

Die perfekte Fahrt des Marco Odermatt

Die sechs Hundertstelsekunden, die aufs Podest fehlten? „Die sind mir heute egal“, lachte Eichberger. Dass sogar der Sieg möglich gewesen wäre, das wagte auch er nicht zu denken. Denn den holte sich der aktuell beste Skifahrer der Gegenwart. Mit einer, wie Marco Odermatt es selbst sagte, „einem perfekten Rennen von oben bis unten“. Vor allem auf der Ciaslat war er in einer eigenen Liga: „Ich hatte einen klaren Plan, der mir sensationell gut aufgegangen ist.“ Kein Wunder, dass er im Ziel schon siegessicher und befreit jubelte wie selten – und dann doch lange zittern musste, denn viele kamen oftmals bis zur letzten Zwischenzeit an ihn heran. Ganze zwölf Läufer drängten sich zwischen den Plätzen zwei und zwölf innerhalb von 0,31 Sekunden. Was Odermatt noch freute: „Dass wir in der Schweiz wieder über einen Doppelsieg jubeln können.“ Den machte der junge Franjo von Allmen perfekt, der nur aufgrund eines Fehlers in der Ciaslat – ähnlich wie Eichberger – am ersten Weltcupsieg vorbeiraste. Denn ohne diesen Fehler hätte Odermatt aufgrund seines Rückstandes im obersten Gleitteil auch seine „Wunderfahrt“ dort kaum genützt.

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