Weihnachtsgeschichte auf sieben Metern
Stand: 18.12.2023, 19:21 Uhr
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Jürgen Kneussel mit seiner meterlangen Krippe in der Heilig-Kreuz-Kirche in Bergen-Enkheim. © Michael SchickMit viel Liebe zum Detail erzählt die Krippe von Jürgen Kneussel die Geburt Jesu.
Wenn man in die Fenster der Herberge hineinschaut, sieht man Betten mit bunten Decken und Menschen, die zu Abend essen. Die Liebe zum Detail ist es, die die sieben Meter lange Krippe so lebendig erscheinen lässt.
Jürgen Kneussel arbeitet bereits seit 2017 an Häusern, Landschaften, Figuren, Pflanzen und Tieren, die die Weihnachtsgeschichte erzählen. Drei Dioramen zeigen die Herbergssuche, die Geburt Jesu und die Flucht aus Israel. Maria und Josef, immer etwas größer als die anderen Figuren, laufen durch einen Markt, fragen bei der Herberge nach Unterschlupf. Schließlich kommen sie zur Krippe, wo Jesus geboren wird. Daraufhin sieht man sie in Ägypten. Über ihnen ein Sternenhimmel, den hin und wieder eine Sternschnuppe schmückt.
Kneussel hat dafür winzige Löcher in die Rückwand der Szenerie gebohrt und LEDs angebracht. Auch eine Quelle mit echtem Wasser plätschert vor sich hin. Über dem Lagerfeuer hängt ein Kessel; aus dem es wirklich qualmt. Der kleine Räucherkegel, den Kneussel dort hineingelegt hat, riecht angenehm nach Zedernholz. Er habe schon immer gern gebastelt, sagt der 80-Jährige. Früher seien es Modelleisenbahnen gewesen, dann habe er im Garten ein kleines Hexenhäuschen mit Hänsel und Gretel gebaut. „Als ich damit fertig war; hat meine Frau gefragt: Und was machst du jetzt mit deiner Zeit?“ Da sei er auf die Idee mit der Krippe gekommen.
Er habe alles selbst gebaut, außer den Figuren, die er bei einer Schnitzerei aus Südtirol kaufe. Allerdings müsse er die auch manchmal neu einkleiden oder den Sockel, auf dem sie stehen, entfernen. Die Gebäude hat er aus Holz gebaut, Fassadenstrukturen reingeschnitzt und bemalt. Aus Gips hat er Fliesen in Miniaturformat hergestellt, um einen Balkon zu fliesen. Mit Tannenzapfen konnte er die Struktur des Stammes einer großen Palme nachahmen und aus Aluminiumblech hat er winziges Geschirr und Blechlöffel gefertigt. „Man muss einfach das nehmen, was man so findet, und etwas dran rumschnitzen.“ So nutzt er beispielsweise die Gummidichtungen von Kabeln, um daraus kleine Krüge und Trinkbecher zu formen.
Einer elektrisch betriebenen Holzfigur kann man zusehen, wie sie mimt, einen Stuhl zu fertigen. Auch diese kleinen Stühle hat Kneussel selbst geschreinert und aus Kordel eine Sitzfläche geknüpft. Die Wagen und Schubkarren haben funktionierende Räder, die Gebäude detaillierte Giebel und Balken. Auf die Frage, woher er weiß, wie man solche Dinge baut, sagt Kneussel nur bescheiden, dass er sich Möbel, Gebäude und Landschaften eben genau anschaue und dann nachbaue.
Der gelernte Werkzeugmacher brauche dafür einige Hilfsmittel, um das Holz zu bearbeiten. Dekupiersäge und Stechbeitel kämen regelmäßig zum Einsatz. Vor allem sei es aber der gute alte Bleistift, ohne den nichts gehe. Wenn er etwa einen neuen Stall baue, dann müsse er ja erst mal aufzeichnen, wo Fenster, Türen und Giebel hinkommen.
Dass hier alles perfekt durchdacht ist, zeigen auch die Nebengeschichten, die Kneussel mit seiner Krippe erzählt. So hat ein Miniatur-Handwerker schon seine Schubkarre mit Fenstergittern beladen, die beim Gebäude auf der anderen Seite fehlen. Besonders schön sei es, wenn Kinder zur Krippe kommen und er sich für sie solche Geschichten ausdenken könne. „Wenn die Kinder nachfragen, macht es Spaß, mir auszudenken, was die Figur da gerade vorhat.“
Ein neues Projekt plant Kneussel nicht. Es gäbe an der Krippe aber immer etwas zu tun. Er wolle noch mehr Figuren, die sich bewegen, und die Kulisse weiter ausbauen, um das Ganze realistischer zu machen. „Manchmal sitze ich hier und betrachte mein Werk. Dann bin ich schon etwas stolz.“
Die Krippe ist bis zum 2. Februar in der Heilig-Kreuz-Kirche, Barbarossastraße 59, in Bergen-Enkheim zu sehen.
Die Heilige Familie: Maria, Josef und das Jesuskind. Michael Schick (2) © Michael Schick