Grün zur Winterszeit: Weiße Weihnachten wieder nur für wenige
Grün zur Winterszeit
Weiße Weihnachten werden in Österreich durch die vom Menschen verursachte Erderwärmung zunehmend seltener. In den meisten Landeshauptstädten hat es mit Schnee zum Fest vor über zehn Jahren das letzte Mal geklappt. Letztes Jahr schlug das Weihnachtstauwetter stark zu. Auch heuer sieht es in den Niederungen kaum nach Schnee aus. Doch anders als im Vorjahr liegt auf den Bergen so viel wie selten.
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Der Advent hat heuer bemerkenswert winterlich begonnen. Fast ganz Österreich war Anfang Dezember weiß. In Wien lag mit über 20 Zentimetern so viel Schnee wie seit zehn Jahren nicht mehr, in Oberösterreich und der Obersteiermark fiel stellenweise sogar ein halber Meter.
Nach dem Schnee kam die klirrende Kälte. In Liebenau im oberösterreichischen Mühlviertel sank die Temperatur auf minus 25,4 Grad. Auch manche Landeshauptstädte verzeichneten zweistellige Minusgrade. In St. Pölten wurde es mit minus 11,5 Grad so kalt wie seit 13 Jahren nicht mehr im Dezember.
Fast ganz Österreich war am ersten Adventsonntag schneebedeckt. Der Schnee ist hier in Türkis dargestellt, die Wolken sind weiß. Tauwetter statt WinterkälteDie Winterfreude ist mittlerweile milder Ernüchterung gewichen. Der Schnee wurde deutlich weniger, vielerorts verschwand er schon wieder ganz. Das Tauwetter hat dabei nicht nur im Flachland seine Spuren hinterlassen, auch in den Alpen machte das warme Wetter dem Schnee zu schaffen. In Reutte in Tirol (842 Meter) und Abtenau (Salzburg, 709 Meter) ist die Schneedecke von einem halben Meter auf wenige Zentimeter zusammengeschrumpft, in Kernhof (Niederösterreich, 679 Meter) gibt es nur noch Spuren der einst 40 Zentimeter.
Besser ist die Schneelage dagegen auf den Bergen und in höher gelegenen Orten. So türmen sich am Galzig (Tirol, 2.079 Meter) über zwei Meter Schnee auf, in Warth (Vorarlberg, 1.478 Meter) über 70 Zentimeter, in Schmirn (Tirol, 1.464 Meter) über 40 Zentimeter. In Ramsau am Dachstein (Steiermark) und Krimml (Salzburg) liegen noch gute 20 Zentimeter, hier sollte es ebenfalls für weiße Weihnachten reichen.
Weihnachten nur in der Höhe weißDie besten Chancen, dass es auch noch am Heiligen Abend schneebedeckt ist, gibt es oberhalb von 800, 900 Meter Höhe. Dort sollte zumindest ein Teil des jetzt liegenden Schnees das massive Tauwetter der nächsten Tage überstehen. Oberhalb von 800 Meter Höhe leben in Österreich nur rund sechs Prozent der Bevölkerung. In den tieferen Lagen sind die Chancen auf Neuschnee bis Weihnachten deutlich geringer.
Derzeit spannt sich ein Hoch über den Alpenraum mit milder Luft bis weit hinauf. Ab Mittwoch wird es feuchter und Fronten bringen dann von Nordwesten her wiederholt Niederschlag. Im Flachland dürfte das allerdings meist Regen sein. Außerdem wird es vorübergehend stürmisch.
Damit würde sich in den Niederungen eine mittlerweile lange Serie an grünen Weihnachten fortsetzen. Eine kleine Chance besteht aber noch, dass es Ende der Woche weit herunterschneit. Manche Wettermodelle berechnen nämlich einen kräftigen Kaltlufteinbruch, und damit könnte es heuer kurz vor dem Fest noch einmal spannend werden.
Trend zu grünen WeihnachtenAbgesehen von Klagenfurt, wo es vor zwei Jahren zur Bescherung 17 Zentimeter Schnee gab, liegen in allen Landeshauptstädten die letzten weißen Weihnachten schon über zehn Jahre zurück. Das zeigt eine Auswertung der ORF-Wetterredaktion von den Daten der GeoSphere Austria. Gar schon 27 Jahre ist es her, dass ganz Österreich unter einer Schneedecke lag, das war 1996. Seit den 2000er Jahren sind weiße Weihnachten in tiefen Lagen markant seltener geworden.
Jüngere Menschen in St. Pölten kennen weiße Weihnachten nur aus Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern. Es ist die Landeshauptstadt mit der längsten schneelosen Serie und war das letzte Mal vor 16 Jahren am Heiligen Abend weiß. Noch in den 1980er und 1990er Jahren gab es regelmäßig weiße Weihnachten, in St. Pölten reichte es in diesen zwei Jahrzehnten immerhin siebenmal für Schnee.
Der Grund für die zunehmend seltener werdenden weißen Weihnachten: die gestiegenen Temperaturen durch den menschengemachten Klimawandel. Die Durchschnittstemperatur im Dezember hat sich in Österreich seit den 1990er Jahren schon um 1,5 Grad erhöht. Das wirkt sich zwangsläufig auf die Schneelage zu Weihnachten aus.
Allerdings liegt Weihnachten auch klimatologisch eher ungünstig für die weiße Pracht. Rund um die Weihnachtsfeiertage stellt sich in Mitteleuropa regelmäßig eine wärmere Wetterlage ein, das Weihnachtstauwetter. Letztes Jahr schlug es besonders erbarmungslos zu: 15,6 Grad am Heiligen Abend in Hartberg (Steiermark), 14,1 Grad am Christtag in Fraxern (Vorarlberg) und 16,3 Grad am Stefanitag in Micheldorf (Oberösterreich). Das Weihnachtstauwetter mündete schließlich in einen noch wärmeren Jahreswechsel.
In den 1960ern fast jedes Jahr weißWeiße Weihnachten waren somit auch vor dem Einsetzen des Klimawandels im Flachland keine Selbstverständlichkeit. In Graz gab es von 1900 bis einschließlich 1915 sechsmal weiße Weihnachten und zehnmal grüne. In Wien lag in den 1930ern, 1940ern und 1950ern rund jedes dritte Jahr Schnee zu Weihnachten.
Die Generation der heutigen Großeltern hat in ihrer Kindheit dagegen sehr viele Weihnachten mit Schnee erlebt. In den 1960er Jahren gab es nämlich besonders kalte Winter, der durchschnittliche Dezember war damals drei bis vier Grad kälter als die jüngsten zehn Dezember. Von 1961 bis 1965 war es zu Weihnachten in Österreich fast jedes Jahr flächendeckend weiß.
Weitgehende Schneegarantie auf den BergenOberhalb von etwa 1.200 Meter Höhe lässt sich aber nach wie vor mit großer Sicherheit mit weißen Weihnachten rechnen. Schröcken (Vorarlberg), Galtür und St. Jakob in Defereggen (beide Tirol) haben eine Wahrscheinlichkeit für Schnee zu Weihnachten von 90 Prozent und mehr. Letztes Jahr war aber selbst Schröcken schneelos.
Der Ort hält einen besonderen Schneerekord. 1981 lagen am Heiligen Abend 2,2 Meter, und bis zum Stefanitag wuchs die Schneedecke auf 2,5 Meter an. Mehr als ein Meter lag damals auch in Schoppernau (Vorarlberg), Abtenau (Salzburg), Pertisau (Tirol) und Kollerschlag (Oberösterreich).
Rekorde der LandeshauptstädteWeihnachten 1981 war auch Wien tiefwinterlich. Nach 20 Zentimetern am Heiligen Abend erreichte die Schneehöhe am Stefanitag 39 Zentimeter. Eine ähnlich mächtige Schneedecke gab es in der Bundeshauptstadt in ihrer langen Messreihe nur 1969. Aus diesem Jahr stammen die Rekorde für St. Pölten mit 50 Zentimetern und Eisenstadt mit 39 Zentimetern.
1962 lagen 65 Zentimeter in Innsbruck und 35 Zentimeter in Salzburg.Im Süden Österreichs ging es zu Weihnachten 1994 extrem schneereich zu. Graz und Klagenfurt waren am Heiligen Abend von fast einem halben Meter Schnee bedeckt. Linz ist die einzige Landeshauptstadt, deren Schneerekord nach dem Jahrtausendwechsel aufgestellt wurden: 2001 lagen in Linz am Christtag 23 Zentimeter.