Autozulieferer in schweren Schwierigkeiten: Weitere Jobkürzungen ...
Stand: 16.12.2024, 05:07 Uhr
Von: Mark Simon Wolf
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Der Fahrzeugteile-Hersteller Webasto verzeichnet enorme Defizite. Ein frisch ernannter CRO soll die Umstrukturierung des Münchner Betriebs leiten – steht nun ein weiterer Arbeitsplatzabbau bevor?
München – Die Automobilbranche in Deutschland steht unter massivem Druck – und trifft damit auch die Zulieferer. Einer der Sanierungsfälle: Das Münchner Unternehmen Webasto. Nach Finanzierungsärger, schwachem Absatzzahlen und dem Einbruch des China-Geschäfts braucht das Unternehmen anscheinend zusätzliches Kapital.
Webasto in der Krise – Finanzierende Banken drängen auf externes SanierungsgutachtenNachdem Webasto 2023 seine Kreditauflagen nicht erfüllt hatte, steigt bei den finanzierenden Banken die Sorge vor zusätzlichen Kosten. Eine Sprecherin des Unternehmens bestätigte, dass derzeit über die Bestellung eines Chief Restructuring Officers (CRO) diskutiert wird. Nach übereinstimmenden Berichten des Branchenblatts Finance und der WirtschaftsWoche soll Johann Stohner der bevorzugte Kandidat auf den Posten sein. Eine offizielle Bestätigung der Personalie blieb von Seiten Webastos jedoch vorerst aus. Genug zu tun gäbe es für Stohner, der die deutsche Restrukturierungspraxis der Beratungsgesellschaft Alvarez & Marsal leitet, allemal.
Mit Schulden und Verbindlichkeiten von über einer Milliarde Euro steht Webasto massiv unter Druck. Die Aufträge bleiben rar, und der Einbruch am chinesischen Markt – einst ein zentraler Wachstumstreiber – hat die finanzielle Schieflage des Unternehmens nur noch komplexer gemacht. Trotz eines Umsatzanstiegs auf 4,6 Milliarden Euro musste das Unternehmen 2023 einen Verlust von 195 Millionen Euro hinnehmen.
Der Webasto-Stammsitz im oberbayerischen Stockdorf: Der Auto-Zulieferer ist in einer finanziellen Schieflage. © Lino Mirgeler/dpaUnternehmen bestätigt: Krise werde „keine kurzfristige Phase sein“ – droht weiterer Stellenabbau?Diese Misere bestätigte auch das Webesto selbst: Man stelle sich darauf ein, dass die aktuelle Krise „keine kurzfristige Phase sein wird“, ergänzte eine Sprecherin gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Im Hintergrund drängen die Banken zudem auf ein umfassendes Sanierungsgutachten durch eine externe Stelle, um den Restrukturierungsprozess voranzutreiben.
Die im Februar gestarteten „Optimierungsmaßnahmen“, die einen Stellenabbau von weltweit 1.600 Mitarbeitern vorsahen, gingen den Finanzierern angesichts der weiterhin kritischen wirtschaftlichen Lage anscheinend nicht weit genug. Insofern könnten durchaus zusätzliche Stellenkürzungen drohen. Offen bleibt dann auch, ob der Konzern erneut ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommt. Seit Februar setzt das Unternehmen verstärkt auf flexible Arbeitszeitmodelle und Vorruhestandsregelungen, um Personalkosten zu senken. Aus Unternehmenskreisen hieß es lediglich, dass die „Optimierungsmaßnahmen“ auf dem Prüfstand stünden. Das gilt ebenso für alle Standorte und Unternehmensbereiche weltweit: Insgesamt arbeiten 16.600 Mitarbeiter für den Zulieferer, der sich auf Dach- sowie Heizungs- und Kühlsysteme für verschiedene Fahrzeugtypen spezialisiert hat.
Vorstandschef Engelmann appelliert wegen Energiepolitik und Bürokratie an PolitikNeben internen Maßnahmen sucht Webasto auch politische Unterstützung. Anfang Dezember hatte Vorstandsvorsitzender Holger Engelmann noch am Autogipfel von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder teilgenommen. Das damalige Ziel des CSU-Chefs: Gemeinsam mit Unternehmen aus der Automobil-Branche sowie Verbänden Wege aus der Krise zu erörtern – Söder selbst hatte einen Zehn-Punkte-Plan vorgelegt. Engelmann begrüßte die Vorschläge zwar, sah aber eher übergeordnetere Probleme, auf Ebene der EU-weiten Energiepolitik, fehlender Infrastruktur sowie dem Bürokratiestau in Deutschland. Forderungen, die sich wohl kaum kurzfristig umsetzen lassen, um Webastos Lasten zu mildern.
Für die Mitarbeiter des Autozulieferers bleibt die weiterhin Zukunft ungewiss. Die verordnete Betriebsruhe zwischen dem 22. Dezember und dem 10. Januar schafft zwar eine kurze Verschnaufpause, doch der Druck auf Webasto wird mit dem neuen Jahr kaum nachlassen.