„Ende nie“ Wanda singen von Schmerz und dem Weiterleben

Wien · Erst starb der Keyboarder, dann der Vater des Leadsängers: Die Wiener Band versucht, das Trauma aufzuarbeiten und zu überwinden. Das gelingt nicht immer, aber wenn es gelingt, entsteht Großartiges.

Sänger Marco Michael Wanda verlor kürzlich seinen Vater. Den Verlust verarbeitet er auch im neuen Album seiner Band.

Foto: Stefan Puchner/dpa

„Es gibt Wunden, die sich nicht so schnell schließen lassen“, sagt die Wiener Band Wanda. Sänger Marco Wanda, Gitarrist Manu Poppe und Bassist Ray Weber wurden in den vergangenen Jahren von schweren Schicksalsschlägen getroffen. Heute erscheint ihr neues Album „Ende nie“, mit dem sie sich nicht nur ihren Schmerz von der Seele singen, sondern auch ein Gefühl der Hoffnung vermitteln wollen.

Im September 2022 starb Wanda-Keyboarder Christian Hummer nach einer langen und schweren Krankheit. Einige Monate später verlor Marco Wanda seinen Vater. „Und wenn du glaubst, dass es endet, bin ich da und ich halt' dich fest“, singt der Frontmann im Song „Bei niemand anders“ - einer der besten Nummern des Albums. Marco Wanda schrieb die Rock-Ballade im Gedenken an seinen Bandkollegen und als Mutmacher für seinen kranken Vater, wie der Sänger von seiner Plattenfirma zitiert wird.

Album-Themen zu schmerzhaft, um darüber zu reden

Die Band, die sich seit Mitte der 2010er Jahre mit Ohrwürmern wie „Bologna“ und „Bussi Baby“ eine Fangemeinde aufgebaut hat, gab in den Tagen vor der Veröffentlichung ihres sechsten Studioalbums keine Interviews. Normalerweise würden sie Rede und Antwort stehen, sagen die drei verbliebenen Mitglieder in einer Mitteilung. „Nun sind aber die dem Album zugrundeliegenden Themen zu schmerzhaft, um immer und immer wieder darüber zu reden“, erklären sie.

„An diesem Punkt kann unsere Musik nur für sich selbst und für uns sprechen. Wir hoffen, das Album macht euch Mut und Freude“, sagen die eingefleischten Live-Musiker, die ab morgen durch Deutschland touren.

Tod, Trauma und Verlust ziehen sich durch Nummern wie „Therapie“ oder „F___ Youtube“, in dem Marco Wanda davon singt, dass er manche Lieder nicht mehr hören kann, weil sie ihn an die Krankheit seines Vaters und an eine Trennung erinnern. Leider kann die Band ihren hohen inhaltlichen Anspruch musikalisch über weite Strecken nicht einlösen. Die Rockband, deren Stil manchmal auch als Indie-Schlager bezeichnet wird, liefert diesmal eine Reihe von farblosen Instrumentalpassagen, schleppenden Rhythmen und blutleeren Songstrukturen ohne Dynamik und Abwechslung.

Musik kann stützen, aber nicht heilen

Es gibt aber auch musikalische Highlights - dabei handelt es sich fast durchwegs um diejenigen Lieder des Albums, die Hoffnung und Zuversicht ausstrahlen. Das wären etwa die Mitsing-Nummer „Jeder kann es sein“ oder der Piano-Rock auf „Niemandem was schuldig“. Und die vorwärtstreibende Nummer „Woher soll ich wissen“, in der sich eine der enthusiastischsten Textzeilen des Albums versteckt: „Oh, wie wär' das schön, wenn es Liebe ist“ singt Marco Wanda mit einer Melodie, die über Trauer und Schmerz hinwegfliegt.

Insgesamt hat das Album aber viel Kraft gekostet, sagt die Band. „Das Musikmachen kann Stütze sein, aber es kann nicht auf magische Weise tiefer Liegendes heilen. Das ist ein persönlicher Prozess“, betonen sie.

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