Walter Rosenkranz: Eine Belastungsprobe für den Kampf gegen ...

5 Stunden vor

Die jüdische Community will mit dem neuen Nationalratspräsidenten „nichts zu tun haben“. Jüdische Studierende verscheuchten ihn am Freitag vom Wiener Judenplatz. Die Parlamentsspitze wird damit zur Belastungsprobe der nationalen Strategie gegen Antisemitismus, während dieser weiter ansteigt.

Walter Rosenkranz - Figure 1
Foto DiePresse.com

Walter Rosenkranz (FPÖ, li.) wurde am Freitag bei seinem Versuch, den Novemberpogromen zu gedenken, von jüdischen Studierenden gehindert.  (c) APA

Wien. Die Amtsübernahme von Walter Rosenkranz (FPÖ) als Nationalratspräsident hat in keinem anderen Bereich eine so einschneidende Stimmungsänderung bewirkt wie in diesem: Die jüdische Community lehnt sich seither gegen Rosenkranz auf. Am Freitag verscheuchte ihn eine Gruppe jüdischer Studierender vom Judenplatz, wo Rosenkranz einen Kranz am Mahnmal für die österreichischen jüdischen Opfer der Shoah niederlegen wollte, um der Novemberpogrome zu gedenken.

Das tat er deshalb, weil die Israelitische Kultusgemeinde ihn sowie sämtliche FPÖ-Vertreter wie üblich von der Gedenkveranstaltung an der Shoah-Namensmauer im Ostarrichipark ausgeladen hatte. Bei seinem Gedenkversuch auf dem Judenplatz wurde Rosenkranz aber von Vertretern der Jüdischen Österreichischen Hochschüler:innen gestört. Sie stellten sich Rosenkranz in den Weg. Auf einem Transparent stand: „Wer Nazis ehrt, dessen Wort ist nichts wert!“ Der zufällig vorbeikommende Künstler Gottfried Helnwein gliederte sich spontan in ihre Menschenkette ein.

Walter Rosenkranz inmitten der jüdischen Protestierenden und der Polizei. Ein Wortgefecht endete damit, dass Rosenkranz den Platz verließ. (c) APA/Eva Manhart

Ein Wortgefecht folgte, Rosenkranz bat die Polizei, den Weg zur Kranzniederlegung zu ermöglichen. Schließlich aber beugte er sich dem Protest: „Sie hindern mich gewaltsam am Gedenken. Ich weiche Ihrer Gewalt“, sagte er dabei. Später hieß es aus Rosenkranz’ Büro, dass man mit „großem Bedauern“ zur Kenntnis nehme, dass das Gedenken „leider gesetzeswidrig verhindert wurde“. Die Demonstranten hätten eine „Gewaltaktion provozieren“ wollen. Auf den Videos von der Aktion ist davon nichts zu erkennen. Die Studierenden betonten, keine Gewalt auszuüben, sondern forderten ihn lediglich auf, den Gedenktag nicht „zu missbrauchen“ und den Platz zu verlassen.

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