462 Millionen Jahre alt: Fossile Miniaturwelt in Wales gefunden

2 Mai 2023
Wales

Kleine Tiere mit Organen und Verdauungssystemen: Forschende haben in Castle Bank in Wales eine ungewöhnlich gut erhaltene »marine Zwergenwelt« aus der Zeit vor 462 Millionen Jahren gefunden. Über 150 Arten, von denen einige sehr klein wären, geben Aufschluss über die frühe Tierentwicklung. Die Besonderheit dabei: Weichgewebe und teils vollständige Organismen sind erhalten geblieben. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Montag in der Fachzeitschrift »Nature Ecology & Evolution«. 

Viele Fundstellen befinden sich in Gesteinen aus dem Kambrium, einer Zeit vor 542 bis 485 Millionen Jahren, heißt es. Die Zeit also, als erstmals erkennbare Tierfossilien auftauchten. Doch fast keine dieser Fundstellen liegt in Gesteinen aus dem Nachkambrium. In der Paläontologie ist daher viel über die Meereslebewesen des Kambriums bekannt – aber weniger darüber, wie sie sich in den unmittelbar darauffolgenden Perioden entwickelt haben, schreiben die Forschenden. Doch die Castle Bank stamme aus der Mitte des nachfolgenden Ordoviziums, vor etwa 462 Millionen Jahren.

Verdauungssysteme und Nerven erhalten

Entdeckt wurde sie 2020 von Joe Botting und Lucy Muir, zwei der Autoren der nun veröffentlichten Studie. Bislang wurden weit über 150 Arten geborgen, fast alle von ihnen bislang unbekannt, heißt es. Viele der Tiere seien mit einer Länge von nur einem bis drei Millimeter sehr klein. Es handle sich etwa um Gliederfüßer wie Krebstiere und verschiedene Arten von Würmern, Schwämmen, Seesternen. Bei einigen Tieren seien innere Organe wie Verdauungssysteme und Nerven erhalten, ebenso wie die Gliedmaßen winziger Gliederfüßer und filtrierende Tentakel: Die Fauna der Castle Bank repräsentiere eine Gemeinschaft vielfältiger mariner Organismen aus dem mittleren Ordovizium, so die Forschenden.

Auch ungewöhnliche Entdeckungen hätten die Forschenden gemacht, heißt es in einer Mitteilung zu der Studie: Etwa mit unerwartet späten Exemplaten kambrischer Tiere, »die wie Opabiniiden (seltsame Protoarthropoden mit langem Rüssel) und Wiwaxiiden (schneckenähnliche, mit Schuppen gepanzerte Weichtiere) aussehen«. Auch unerwartet frühe Fossilien seien gefunden worden, »die modernen Gänsefußkrebsen, Cephalocariden und möglicherweise sogar einem marinen Verwandten der Insekten ähneln«.

Abgeschlossen ist die Forschung an Castle Bank noch nicht. »Die meisten fossilen Lagerstätten von dieser Bedeutung werden über viele Jahrzehnte hinweg untersucht, und das wird hier wahrscheinlich nicht anders sein«, sagte Mui der Mitteilung zufolge.

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