Die Freiheitlichen von Mario Kunasek haben am Sonntag sowohl in den Städten als auch in den ländlichen Gemeinden ein Plus geholt und die ÖVP deutlich auf den zweiten Rang verwiesen - auch deshalb, weil sie der Volkspartei unter Landeshauptmann Christopher Drexler viele Wählerinnen und Wähler abspenstig gemacht haben. Die Folge: Ein schwarzes Minus von mehr als neun Prozentpunkten, während nur in einer einzigen Gemeinde ein Plus zu holen war.
In absoluten Zahlen wechselten bei der geschlagenen Landtagswahl 52.000 Menschen, die bei dem Urnengang vor fünf Jahren noch ihr Kreuzerl bei der ÖVP gemacht hatten, dieses Mal zu den Freiheitlichen. Zudem konnten die Freiheitlichen laut einer ORF/APA/Foresight-Wählerstromanalyse 56.000 vormalige Nichtwähler sowie 22.000 SPÖ-Wähler zu sich holen. Nur 37 Prozent der 229.000 FPÖ-Wähler von heute haben den Freiheitlichen schon 2019 ihre Stimme gegeben.
Weitere signifikante, allerdings klar geringere Ströme gab es von der SPÖ zu den Nichtwählern (aber auch wieder zurück). Ein weiterer Teil von ehemaligen Sozialdemokraten entschied sich diesmal hingegen für die FPÖ. Von den Nichtwählern von 2019 wanderte überdies ein kleiner Teil zur Volkspartei und einige wenige unterstützten nun nicht mehr die FPÖ, sondern blieben dem Urnengang lieber fern.
Große Einbußen bei den GrünenJene Personen, die vor fünf Jahren der Volkspartei ihre Stimme anvertraut (oder, wie Landeshauptmann Christopher Drexler im Wahlkampf zu sagen pflegte, „geliehen“) hatten, blieben der ÖVP großteils treu: 66 Prozent machten ihr Kreuzerl abermals im schwarzen Feld. 24 Prozent der einstigen Volkspartei-Anhänger entschieden sich diesmal hingegen für die Freiheitlichen, je zwei Prozent für die SPÖ und die Neos sowie je ein Prozent für die Grünen und die KPÖ. Fünf Prozent konnten Drexler und seine Funktionäre hingegen gar nicht mehr motivieren ihre Stimme abzugeben, sondern verloren diese ins Feld der Nichtwähler.
Einen großen Prozentsatz ihrer Wähler von 2019 büßten auch Grüne, KPÖ und Neos ein. Nur 41 Prozent der Grünen-Wähler von 2019 entschieden sich wieder für die Öko-Partei, bei der KPÖ waren es ebenfalls 41 und bei den Neos 45 Prozent.
Abgewandert sind von den Grünen 14 Prozent in die Arme der Volkspartei, zwölf Prozent durften die Neos begrüßen, zehn die SPÖ. 13 Prozent der einstigen Grünen wurden zu Nichtwählern, sechs zu Kommunisten und vier wurden freiheitlich.
Zur Landtagswahl in der Steiermark am Sonntag wurden wie üblich wieder tausende Wahlberechtigte im ganzen Bundesland nach ihren Motiven und ihrem Wahlverhalten befragt. Die Studien stammen diesmal vom Foresight-Institut in Kooperation mit dem Institut für Strategieanalysen (ISA) für den ORF sowie von Peter Hajek für ATV und Puls 24. (Details zur Methodik finden Sie am Artikelende.)
Arbeiter mit Lehre bevorzugen die FPÖWird darauf geachtet, welche Personengruppen ihr Kreuzerl wo gemacht haben, so zeigt sich, dass im ländlichen Gebiet die FPÖ 38,5, die ÖVP 30,4 Prozent begeistern konnte, während die SPÖ 19,3 Prozent von sich überzeugen konnte. Neos, Grüne und KPÖ finden sich weit dahinter. Eine Rochade am Treppchen gibt es beim Blick in die Städte: Auch hier konnte die FPÖ die meisten anziehen, allerdings folgen dahinter die Sozialdemokraten vor der ÖVP und den Grünen.
Bei den Erwerbstätigen lag die FPÖ mit 42 unantastbar voran, auf Platz zwei folgt mit weniger als der Hälfte, nämlich 20 Prozent, die Volkspartei vor den Sozialdemokraten von Anton Lang mit 18 Prozent. Ihren Vorsprung bei den Pensionisten ließ sich die ÖVP hingegen nicht streitig machen: 40 Prozent votierten für Drexler, 27 für Kunasek und 25 für Lang.
Unter den bis 34-Jährigen und den über 60-Jährigen bleiben die Freiheitlichen hingegen klar hinter ihrem Gesamtergebnis. Der Wahlsieg ist vielmehr den 35- bis 59-Jährigen, also den Jahrgängen zwischen 1965 und 1989, geschuldet. Mit 47 Prozent hat fast die Hälfte dieser Kohorte, die der Generation X (1965 bis 1980) sowie den älteren Millennials (1981 bis 1996) entspricht, blau gewählt.
(Red./APA)