Alpiner Skirennsport: Lindsey Vonn gewinnt in Sölden
Die erste Siegerin der neuen Skisaison heißt Lindsey Vonn. Dafür musste die 40-Jährige nicht mal beim Riesenslalom auf dem Rettenbachferner hoch über Sölden starten. Es reichte, dass sie in den Tagen vor dem traditionellen Weltcup-Auftakt im Ötztal dort beim Skitraining gesehen wurde.
Spektakuläre Comebacks großer Namen sind derzeit der Trend in der Alpin-Szene. Der Norweger Lucas Pinheiro Braathen (24) geht nach seinem Sabbatjahr am Sonntag im Riesenslalom (10.00 Uhr bei Eurosport und BR) erstmals für Brasilien im Weltcup an den Start, der achtmalige Gesamt-Weltcupsieger Marcel Hirscher (35) beendet nach fünf Jahren seine Alpin-Auszeit und fährt nun unter niederländischer Flagge.
Fehlt nur noch Lindsey Vonn. Dank der neuen Wildcard-Regelung, die sich der Ski-Weltverband FIS für verdiente ehemalige Weltmeister oder Olympiasieger ausgedacht hat, dürfte sie auch mit guter Startnummer direkt hinter der Topgruppe ins Rennen gehen – eine nicht zu unterschätzende Starthilfe, zumal die in ihrer aktiven Zeit zwar maximal erfolgreiche, aber auch extrem sturzgeplagte Lindsey Vonn mittlerweile mit einem künstlichen Kniegelenk leben und Skifahren muss.
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Im Gegensatz zu Braathen und Hirscher kann Vonn aber keine exotische Mutter und deshalb auch keine zweite Staatsbürgerschaft vorweisen – und müsste somit weiter unter dem Star-Spangled-Banner antreten.
Die Rolle als amerikanische Vorzeigefahrerin füllt seit Jahren Mikaela Shiffrin mit Bravour aus – nachdem Lindsey Vonn 2019 im bis dato letzten Abfahrtsrennen ihre Laufbahn bei der WM in Are noch einmal Bronze gewann und mit ihrer achten WM-Medaille um den Hals den Rücktritt einreichte. Die 29 Jahre alte Shiffrin hat sich längst als Hochbegabte einen Namen gemacht, die in allen alpinen Disziplinen zu gewinnen vermag.
Sie kann zwei Olympiasiege (Vonn einen) und sieben WM-Titel (Vonn zwei) vorweisen und selbst die lange Zeit unerreichbar erscheinende Zahl von 82 Weltcupsiegen, die Vonn gesammelt hat, übertraf Shiffrin längst. Derzeit steht sie bei 97, und der 98. schien bereits an diesem Samstag fällig. Shiffrin führte nach dem ersten Durchgang, fiel im zweiten Lauf aber überraschend noch auf den fünften Platz zurück. Den Sieg sicherte sich die Italienerin Federica Brignone. Lena Dürr als beste Deutsche fuhr auf einen überraschend guten zehnten Rang.
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Für Speedspezialistin Vonn war der Rennbachferner nie der liebste Hang. Bei neun Teilnahmen kam sie im Riesenslalom auf dem Gletscher nur dreimal in die Top-Ten, gewann aber immerhin auch einmal, 2011. Sie selbst gab in Sölden keine näheren Auskunft über ihre künftigen Ziele, vielmehr schrieb sie bei X im Stile eines Fans: „Ich kann es kaum erwarten, Mikaela Shiffrin und das US-Skiteam dieses Wochenende zu sehen.“ Gleichwohl fügte sie hinzu: „Ich wünschte, ich könnte persönlich dabei sein.“
Dass mit Lindsey Vonn stets zu rechnen ist, hatte sie bereits im Januar 2023 bewiesen, als sie sich einen Traum erfüllte, und die Streif in Kitzbühel herunterraste – mitten in der Nacht und bei Flutlicht. Die Amerikanerin hatte während ihrer Karriere stets gefordert, auch auf den Männer-Pisten starten zu dürfen. Dass sie es kann, hatte sie dann zumindest in einer PR-Aktion ihres früheren Ausrüsters Head und Sponsor Red Bull spektakulär unter Beweis gestellt. Bei all ihrem Talent zur Vermarktung entkräftete sie mit ihren Taten auch den latenten Vorwurf, letztlich nur ein „Showgirl“ zu sein. Somit dürfte ihr auch ein dauerhaftes Comeback im Weltcup durchaus zuzutrauen sein.
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Als Gewährsmann für ihre Rückkehr muss derweil der Rennchef von Head herhalten. „Ich bin fast überzeugt, dass es in diese Richtung geht“, sagte Rainer Salzgeber im ORF, als er auf die Möglichkeiten eines Comebacks von Lindsey Vonn angesprochen wurde, und verriet immerhin schon mal: „Wir unterstützen sie mit einem Servicemann, der ihr hilft, das tägliche Programm zu machen und zu schauen, wo es hingeht.“
Salzgeber, der selbst einmal eine WM-Medaille (1993 Silber im Riesenslalom) für Österreich gewann, fügte noch mit einer kleinen Spitze an seinen nun für die Niederlande startenden Landsmann Hirscher an, er persönlich hoffe auf Vonns Rückkehr: „Weil sonst sowieso alle nur über Holland reden.“ Und das sei „im Skisport schon ein wenig schräg“.