Konsumentenschutz: VW-Abgasskandal: VKI erstreitet 23 Mio. Euro

2 Okt 2024
VKI

Konsumentenschutz

Für Geschädigte im langjährigen Volkswagen-Abgasskandal, die sich der Sammelklage des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) angeschlossen haben, gibt es nun eine Entschädigung. 23 Mio. Euro konnte der Verein für rund 10.000 Betroffene erstreiten.

Online seit heute, 9.50 Uhr (Update: 18.39 Uhr)

Die Sammelklagen liefen bereits seit 2018 und gehen auf die Vorwürfe gegen VW, manipulierte Motorsensoftware bei Dieselfahrzeugen eingebaut zu haben, aus dem Jahr 2015 zurück. Damals wurde bekannt, dass VW in Millionen Autos eine manipulierte Abgasreinigung verbaut hat. Diese Autos haben demnach mehr Schadstoffe ausgestoßen als erlaubt.

Nach jahrelangem Streit wurde nun laut VKI eine außergerichtliche Einigung erzielt. Um die Abwicklung kümmert sich der Verein selbst, der die Betroffenen nun über ihr individuelles Ergebnis informiert. Im Schnitt stehen jedem Betroffenen somit 2.300 Euro zu, der tatsächlich ausgezahlte Betrag richtet sich jedoch nach dem Kaufpreis des Autos, hieß es.

Volkswagen begrüßt die Lösung

Der Autobauer selbst zeigte sich ob des beendeten Rechtsstreits erfreut: „Volkswagen begrüßt die mit dem VKI gefundene Lösung.“ Aus dem Sozialministerium gab es ebenfalls positive Worte. „Wieder ist es uns gelungen, die Rechte von Kund:innen gegen einen mächtigen Konzern durchzusetzen“, so Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) in einer Aussendung.

Offen ist, wie es für tausende Betroffene weitergeht, die sich beim VKI zwar einst als Privatbeteiligte dem Strafverfahren gegen VW angeschlossen hatten, nicht aber der darauffolgenden Sammelklage des Vereins.

Der Verbraucherschutzverein (VSV) bietet dem VKI diesbezüglich an, dass die Ansprüche dieser Personen „über den deutschen Rechtsanwalt Tittel in Berlin und mit Unterstützung des VSV und einem Prozessfinanzierer beim Landgericht Braunschweig noch eingeklagt“ werden können, hieß es in einer Aussendung. Der VKI müsste die Betroffenen über die Option informieren und Interessenten an den VSV weiterleiten. Interessierte könnten sich zudem noch der VSV-Sammelaktion anschließen.

Viel mehr Betroffene in Österreich

Der Skandal ist damit aber nur für eine kleine Anzahl von Betroffenen abgeschlossen. Laut Angaben des ÖAMTC sind von dem Abgasskandal in Österreich insgesamt 383.400 Fahrzeuge betroffen, davon 180.500 VW-Pkws, 24.400 VW-Nutzfahrzeuge, 72.500 von Audi, 31.700 von Seat und 54.300 von Skoda.

Die Entschädigung von durchschnittlich 2.300 Euro ist zudem für viele wohl nur ein Tropfen auf den heißen Stein. In Einzelklagen, von denen derzeit noch Tausende laufen und einige schon abgeschlossen wurden, wurde teils deutlich mehr erzielt. Erst im März 2024 sprach der Oberste Gerichtshof (OGH) einem Besitzer eines VW Tiguan 13.200 Euro Schadenersatz zu. In Deutschland erzielte eine Sammelklage des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (vzbv) im Jahr 2020 eine Entschädigung je nach Fahrzeug zwischen 1.350 und 6.257 Euro.

Ein Vergleich der Summen zwischen Deutschland und Österreich sei aufgrund der unterschiedlichen Rechtsnormen allerdings „mit Vorsicht zu genießen“, sagte Klara Hinger vom VKI im Ö1-Mittagsjournal. Der VKI sei mit der erstrittenen Summe zufrieden. Bis das Geld bei den Betroffenen ankomme, dürften aber noch ein paar Wochen vergehen, da vorher noch alle relevanten Daten der Geschädigten geprüft werden müssten, so Hinger.

Entschädigungen im internationalen Vergleich

International gab es unterdessen teils sehr viel höhere Entschädigungen, allen voran in den USA, wo Volkswagen laut einem Bericht der Aufsichtsbehörde FTC aus dem Jahr 2020 ab 2016 9,5 Mrd. Dollar Schadenersatz aufgrund des Skandals gezahlt habe. Dagegen erhielten 60.000 Italiener mit bis zu 1.100 Euro pro Betroffenem deutlich weniger. In der Schweiz gingen viele Betroffene sogar leer aus – im Vorjahr wurde eine Sammelklage gegen VW, der sich rund 2.000 Personen angeschlossen haben, fallengelassen.

Weltweit waren laut Angaben von VW elf Millionen Fahrzeuge von dem Dieselskandal betroffen. Im September 2015 hatte der Autobauer die Manipulation zugegeben. Eine Software hatte dafür gesorgt, dass Grenzwerte für gesundheitsschädliches Stickoxid nur auf dem Prüfstand eingehalten wurden. Im normalen Straßenverkehr lagen sie um ein Vielfaches höher.

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