Warten auf Kreuzfahrt: Neue Enttäuschung über „Villa Vie Odyssey“
Warten auf Kreuzfahrt
Zehntausende Euro kostet eine Kabine auf dem Kreuzfahrtschiff „Villa Vie Odyssey“, das von der nordirischen Hauptstadt Belfast aus jahrelang um die Welt fahren soll. Doch es gibt ein Problem: Das Schiff will nicht vom Fleck kommen – und das monatelang. In der Nacht auf Dienstag aber konnte das Kreuzfahrtschiff nun endlich ablegen. Doch gab es für die Passagiere eine neue Hiobsbotschaft.
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So hieß es kurz nach dem Ablegen, dass wegen administrativer Angelegenheiten noch einmal in den Hafen von Belfast zurückgefahren werden müsse, wie die britische Nachrichtenagentur PA und die BBC meldeten. Ursprünglich sollte die „Villa Vie Odyssey“ bereits am 30. Mai – also vor dem Sommer – zur ersten Etappe ihrer Kreuzfahrt aufbrechen.
Doch vier Monate lang – bis zum 30. September – musste das Schiff in Belfast bleiben, weil es Probleme mit den Rudern und dem Getriebe gab. Zuletzt musste das Schiff einige letzte Inspektionen bestehen, bevor es schließlich zum Auslaufen freigegeben wurde. Für die Passagiere bedeutete das monatelanges Warten.
Gestrandet in BelfastDie meisten jener, die schon für den Start in Belfast angereist waren, kommen aus den USA, so der „Guardian“ – einige von ihnen seien bereits im Mai nach Belfast gekommen und dort gestrandet. Sie seien anderweitig untergekommen oder hätten sich entschieden, die Wartezeit zum Reisen zu nutzen, schrieb die Zeitung.
Für die in Belfast gestrandeten Passagiere war es zwar möglich, sich während des Wartens auf einen Abfahrtstermin tagsüber auf dem Schiff aufzuhalten, abends mussten sie aber von Bord gehen und in Hotels übernachten. Die kostspielige Geduld der gestrandeten Passagiere hat einen Hintergrund.
Beworben wird die Reise als dauerhafte Kreuzfahrt. Passagiere können Kabinen entweder für eine bestimmte Zeit mieten oder auch kaufen. Einige haben ihre Häuser verkauft und geplant, dauerhaft auf dem Schiff zu leben. Gegen Bezahlung einer monatlichen Wartungsgebühr können sie auch mehrere Jahrzehnte an Bord bleiben.
US-Paar baute „größte Suite“So hofft etwa ein Paar aus Palm Beach im US-Bundesstaat Florida, für den Rest seines Lebens an Bord bleiben zu können, wie sie der BBC erzählten. Ihre unerwartete Zeit in Belfast nutzten sie, um „die größte Suite auf dem Schiff zu bauen“, wie sie von der BBC zitiert wurden. Sie verfüge über zwei Schlafzimmer und Bäder – durch die Wartezeit hätten sie alles fertigstellen können.
Auf der Website werden für Wohneinheiten Kaufpreise von 120.000 oder auch 350.000 US-Dollar angegeben (110.000 bzw. 315.000 Euro). Für das Unternehmen war die Wartezeit ein finanzieller GAU – der unerwartete Aufenthalt in Belfast habe das Unternehmen Millionen Pfund gekostet, wie der Geschäftsführer des Kreuzfahrtgesellschaft, Mikael Peterson, von der BBC zitiert wurde.
Stimmung „positiv“Die Stimmung an Bord schien zuletzt jedenfalls nicht gelitten zu haben: Die Stimmung sei „positiv“ gewesen. Eine Passagierin sagte gegenüber der BBC, dass sie die Verspätung als „einen weiteren Tag zum Erkunden einer schönen Stadt“ genutzt habe. Ein anderer Passagier sagte, trotz einiger Verwirrung sei er „froh, zu Hause zu sein“ und erstmals „in seinem Bett“ an Bord schlafen zu können.
Auch Romanzen entwickelten sich: Während der Wartezeit in Belfast seien sich zwei Passagiere nähergekommen, meldete die Nachrichtenagentur PA. Ein Mann aus Kanada und eine Frau aus den USA hätten sich in den vergangenen Monaten besser kennengelernt und seien mittlerweile verlobt. Hätte das Schiff seinen ursprünglichen Abfahrtstermin im Mai eingehalten, wäre es jetzt auf den Bahamas.