Udo Jürgens wäre 90: Auch zehn Jahre nach dem Tod omnipräsent

3 Tage vor

Udo Jürgens wäre 90

Udo Jürgens hat zu den bedeutendsten Künstlern im deutschen Sprachraum gezählt – am 30. September hätte er seinen 90. Geburtstag gefeiert. Er hinterließ ein riesiges musikalisches Erbe mit mehr als 1.000 Liedern, rund 50 Alben und über 100 Millionen verkauften Tonträgern. Postum erschien dieser Tage das Album „Udo 90“, das auch ein nach etwa 40 Jahren veröffentlichtes Lied enthält. ORF III widmet Jürgens’ Leben und Werk einen Schwerpunkt.

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Online seit gestern, 13.18 Uhr

„Die Frage, wer Udo Jürgens war, wer er in der kollektiven Erinnerung noch immer ist, ist wie der Blick in ein Kaleidoskop. (…) Nie kann man sich gewiss sein, dass das, was man sieht, im nächsten Augenblick nicht schon wieder etwas ganz anderes bedeutet. Udo Jürgens war ein großes Schillern.“ So wird der lange als intellektuelles Aushängeschild des Schlagers geltende Musiker auf der Website der Tonträgerunternehmung Udo Jürgens Master AG (UJM) beschrieben.

Tatsächlich ließ Jürgens, der über Jahrzehnte das deutschsprachige Showgeschäft mitprägte, nicht nur aktuelle politische Ereignisse, sondern auch verschiedene Musikströmungen in seine Hits einfließen. „Was er nicht wollte, ist altbacken und von gestern sein“, sagte sein Sohn John unlängst der Deutschen Presse-Agentur.

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TV-Hinweis

ORF III zeigt am 30. September die Dokumentation „Udo Jürgens – Ein Leben für die Musik“ (20.15 Uhr). Anschließend beleuchtet „Merci Cherie – Österreich und der Song Contest“ (21.05 Uhr) seinen Sieg beim Eurovision Song Contest 1966. Danach folgt „Merci, Udo – Das letzte Konzert einer Legende“ (21.55 Uhr).

„Schlageruntaugliche“ Texte

Jürgens selbst bezeichnete die Texte einiger seiner bekanntesten Lieder wie „Ich war noch niemals in New York“, „Griechischer Wein“, ja selbst „Aber bitte mit Sahne“ als „schlageruntauglich“. „Durch die Melodien sind das dann Schlager geworden. Damit kann ich leben“, verriet er der „Presse“ in einem Interview vor 15 Jahren.

Die vergangene Woche erstmals veröffentliche Ballade „Als ich fortging“ stammt aus 1985, klingt aber „wie ein Chanson aus den späten Sechzigern“, schrieb die „Presse“, die sich dabei „an die wohl schönste Phase in Jürgens’ Karriere“ erinnert fühlte. Innerhalb von sechs Tagen wurde das in Wien gedrehte Video auf YouTube mehr als 335.000-mal aufgerufen.

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„Merci, Cherie“ brachte Triumph

Der Siegeszug des am 30. September 1934 als Udo Jürgen Bockelmann in Klagenfurt geborenen Künstlers begann in den 1960er Jahren. 1964 ersang er mit „Warum nur, warum?“ bei seinem ersten Auftritt beim Eurovision Song Contest (damals noch: Grand Prix Eurovision) den sechsten Platz, im Jahr darauf reichte es mit „Sag ihr, ich laß sie grüßen“ für Platz vier. Endgültig den internationalen Durchbruch erzielte er mit bei seiner dritten Teilnahme: „Merci, Cherie“ ließ 1966 alle Konkurrenten hinter sich.

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Udo Jürgens hat rund 1.000 Lieder komponiert und mehr als 50 Alben veröffentlicht. Er verband in seinen Liedern populäre Schlagermelodien mit anspruchsvollen Texten. Am 5. März 1966 holte Jürgens mit „Merci, Cherie“ den Sieg für Österreich beim Eurovision Song Contest (damals noch: Grand Prix Eurovision) und trug zum erstarkenden Selbstbewusstsein der Nation bei Jürgens hatte vier Kinder von drei Frauen, aus seiner ersten Ehe mit dem ehemaligen Fotomodell Erika Meier, genannt Panja, entstammen John und Jenny. „Treue war was für die anderen“, fasste die deutsche „Bild“-Zeitung nach seinem Tod zusammen. Jürgens machte Tourneen durch Deutschland, Österreich, die Schweiz, Griechenland, Polen, Japan und Australien. 1977 übernahm der Schweizer Freddy Burger sein Management. Die Zusammenarbeit und Freundschaft hielt bis zu Jürgens’ Tod. Jürgens war bis zuletzt auf Tournee – hier im deutschen Freiburg in der Rothaus Arena im September 2014 Bei einer ZDF-Jubiläumsgala zu seinem 80. Geburtstag zeigte sich Jürgens von Schlagerstar Helene Fischer und ihrer Version von „Merci, Cherie“ begeistert Der Sänger war bekannt und berühmt für seine Auftritte im weißen Bademantel – hier 2009 in Berlin

Seine Liveauftritte mit Hits wie „Es wird Nacht, Senorita“, „Aber bitte mit Sahne“ und „Immer wieder geht die Sonne auf“ sind für viele auch heute noch Kult, genau wie seine Zugaben im Bademantel. Entsprechend sorgte sein überraschendes Ableben – bis zuletzt war er mit einem neuen Album auf Tour gewesen – für Schockwellen weit über die Musikszene hinaus.

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Tod bei Spaziergang

Knapp drei Monate nach seinem 80. Geburtstag, am 21. Dezember 2014, brach Jürgens bei einem Spaziergang in Gottlieben im Schweizer Kanton Thurgau, wo er eine Wohnung hatte, bewusstlos zusammen. Trotz versuchter Wiederbelebungsmaßnahmen verstarb er am Nachmittag jenes Tages im Krankenhaus von Münsterlingen an Herzversagen. Seine Urne wurde einen Monat später in der Volkshalle des Wiener Rathauses aufgestellt, wo ihm die Öffentlichkeit die letzte Ehre erweisen konnte – auch die damalige Staatsspitze war anwesend.

Der weiße Marmorflügel als Grabstein wurde von Udo Jürgens’ Bruder Manfred Bockelmann entworfen

Im Mai 2015 wurde Jürgens’ Urne in einem Ehrengrab der Stadt Wien auf dem Zentralfriedhof beigesetzt. Der Grabstein, der einen in ein weißes Trauertuch gehüllten Flügel darstellt, wurde von seinem Bruder Manfred Bockelmann entworfen, auf der Gedenktafel steht eine seiner Textpassagen: „Ihr seid das Notenblatt, das alles für mich war. Ich lass’ Euch alles – ich lass’ Euch alles da!“

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Postum auf der Bühne

Das Andenken an Jürgens wird in den kommenden Monaten hochgehalten, postum ist er auch wieder auf der Bühne zu sehen: Anfang November beginnt die Tournee „Da Capo Udo Jürgens“. In den Shows sind Konzertaufnahmen des Sängers auf einer LED-Wand zu sehen und hören, während die Pepe Lienhard Band und Orchester die Songs live begleitet – am 26. November auch in der fast schon ausverkauften Wiener Stadthalle.

Am 23. Dezember zeigen ORF2 und ORF ON die Show „Udo Jürgens Forever“, dabei interpretieren Künstlerinnen und Künstler wie Vanessa Mai, Howard Carpendale und Tom Neuwirth Jürgens’ größte Hits. Am selben Tag wird die neu produzierte Dokumentation „UDO!“ ausgestrahlt, ein Psychogramm mit bisher unveröffentlichtem Bild- und Tonmaterial.

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