Tupperware vor der Pleite:Warum die Party vorbei ist

2 Tage vor
Tupperware

Earl Silas Tupper entwickelte 1946 das erste Tupperware-Produkt: eine Schüssel. Zu der enormen Bekanntheit der Marke hat die Verkäuferin Brownie Wise aber mindestens ebenso viel beigetragen. Wise hatte die Idee, Hausfrauen dazu zu animieren, ihre Verwandten und Bekannten zu sich nach Hause einzuladen und ihnen die Tupperware-Artikel vorzustellen. Sie erfand die Tupperware-Party.

Doch in Feierstimmung ist das börsenotierte Unternehmen aus Orlando, Florida, schon lange nicht mehr. Die ältere Generation und damit wichtigste Tupperware-Zielgruppe stirbt aus. Das Online-Geschäft wurde lange verschlafen. Dann der Absturz an der New Yorker Wall Street, wonach die Aktie des Pleitekandidaten zum Spekulationsobjekt geworden war: Tupperware wurde zum sogenannten Meme-Stock, ähnlich wie einige Zeit zuvor die US-Videospielkette Gamestop. 

Kooperationen brachten nichts ein

Im Frühling 2023 musste das Management eine Warnung abgeben, dass die Rechnungen womöglich bald nicht mehr bezahlt werden können. „Wir tun alles, was in unserer Macht steht“, sagte Konzernchef Miguel Fernandez damals pathetisch. Er ist mittlerweile abgelöst.

Verkaufskooperationen mit Supermärkten wie jüngst mit dem US-Diskonter Target oder Interspar in Österreich brachten nicht den gewünschten Absatzerfolg. Gleichzeitig wurden die Party-Gastgeberinnen weniger, die Kreditzinsen jedoch höher. Ein riesiges Sortiment sollte dabei helfen, immer speziellere Aufgaben in der Küche zu bewältigen. In der Zeit von Single-Haushalten, berufstätigen Frauen, Convenience Food und Lieferdiensten geht dieses Konzept jedoch nicht mehr auf: Die Zeit hat Tupperware nicht frisch gehalten.

50 Cent für die Aktie

Jetzt steht das Unternehmen endgültig vor der Insolvenz. Noch diese Woche könnte Tupperware Gläubigerschutz beantragen, berichtet die Agentur Bloomberg unter Berufung auf Insider. Die Schuldensumme von 700 Millionen Dollar passt in keine der Tupperware-Behältnisse mehr. Da nützen auch deren bunte Namen nichts: Aloha, Frische-Drops, SuperSonic.

Noch ist die Insolvenz nicht beantragt. Doch unmittelbar nach Bekanntwerden der Nachricht brach die Aktie um satte 57 Prozent ein. Der Kurs liegt derzeit nur noch bei rund 50 US-Cent. Tupperware selbst hat sich noch nicht offiziell dazu geäußert.

Vertreten in 100 Ländern

Es ist der Anfang vom Ende einer Ära, die mit der Gründung der „Tupper Plastic Company“ ihren Lauf nahm. Silas Tupper entwickelte mit seinen „Wunderschüsseln“ samt luft- und wasserdicht schließendem Deckel ein damals revolutionäres Produkt zur Lagerung von leicht verderblichen Lebensmitteln – in einer Zeit, in der ein Kühlschrank noch nicht zur regulären Kücheneinrichtung gehörte. Dieser Deckel war jüngst noch Inspiration für einen neuen Markenauftritt und ein neues Logo: Es sieht aus, als würde vom „T“ in Tupperware der Deckel aufspringen.

Der deutschsprachige Raum, in dem sich Tupperware-Partys ab den 1960er-Jahren rasch verbreiteten, zählte stets zu den wichtigsten Märkten von Tupperware. 1965 fand die erste Tupperparty in Österreich statt. Mehr als 90 Prozent der Österreicher kennen laut Studien Tupperware. Die Produkte findet man in 80 Prozent aller Haushalte.

Weltweit ist Tupperware in 100 Ländern vertreten. Rund 84 Prozent des Umsatzes erzielt das Unternehmen außerhalb der Vereinigten Staaten. Laut Bloomberg arbeitet Tupperware auch heute noch mit mehr als 300.000 unabhängigen Verkäufern zusammen, obwohl es inzwischen Läden und Onlinevertrieb gibt. Aber wer hat heute noch Zeit, auf eine Verkaufsparty zu gehen?

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