Reisekonzern: Tui schmiedet nach Gewinnsprung neue ...

13 Stunden vor
TUI-Aktie

Die Reiseriese Tui sieht sich nach einem Gewinnsprung auch in den kommenden Jahren auf Wachstumskurs und setzt dabei auf ein steigendes Angebot individueller Reisepakete. „So sei in dieser Woche der Verkauf dieser Reisen, bei denen Kunden Airlines und Hotels selbst zusammenstellen, mit Ryanair in Großbritannien überraschend gut angelaufen“, sagte Tui-Chef Sebastian Ebel (61) am Mittwoch. Der globale Marktführer für Pauschalreisen sei spät in das Geschäft mit Baustein-Reisen eingestiegen, sehe aber großes Potenzial.

Im vergangenen Geschäftsjahr nutzten drei von gut 20 Millionen Kunden diese Option, also ein Anteil von 15 Prozent. Ebel peilt einen Anteil von 50 Prozent an. Tui wolle sich damit eine treue Kundenschar schaffen. Zum Vorbild nimmt er sich dabei die Abonnements des Streamingdienstes Netflix oder den Prime-Status des Online-Versandhändlers Amazon. Das solle aber nicht zulasten von über Reisebüros vermittelten Pauschalreisen gehen. Mehr dazu und zu Wachstumsplänen in Regionen außerhalb Westeuropas will Tui auf einem Kapitalmarkttag im März erklären. „Wir sehen Tui nicht mehr als deutsches, englisches Unternehmen – wir sehen unseren Markt in der Welt, das ist eine signifikante Geschäftsausweitung."

Mehr Gäste als im Vorjahr, aber hinter Vorkrisenjahr 2019

Tui hangelt sich zurück auf das Niveau aus der Zeit vor der Pandemie. Ebel berichtete am Mittwoch zwar von deutlichen Zuwächsen bei den Kunden aus Großbritannien und Deutschland. Dennoch blieb der Konzern im Geschäftsjahr 2023/24 mit insgesamt 20,3 Millionen Veranstaltergästen erneut hinter den 20,6 Millionen aus dem Vorkrisenjahr 2019 zurück. Ebel glaubt, diese Marke im neuen Geschäftsjahr bis Ende September 2025 zu knacken. Auch der operative Gewinn soll weiter steigen – obwohl Tui wegen der Krise von Boeing lange auf neue Flugzeuge warten muss.

An der Börse wurden die Neuigkeiten mit Kursverlusten quittiert: Obwohl die Geschäftszahlen in etwa so ausfielen wie von Analysten erwartet, verlor die Tui-Aktie am Vormittag zeitweise 8,5 Prozent auf rund 7,74 Euro. Zuletzt gehörte sie mit einem Abschlag von 4,8 Prozent immer noch zu den Schlusslichtern im MDax. Börsianer berichteten von Gewinnmitnahmen der Anleger, nachdem die Tui-Aktie in den vergangenen Wochen und Monaten stark zugelegt hatte. Im Vergleich zum vergangenen Jahreswechsel hat das Papier jetzt noch rund 14 Prozent gewonnen.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr zählte Tui immerhin 7 Prozent mehr Veranstaltergäste als ein Jahr zuvor. Der Umsatz stieg um 12 Prozent auf 23,2 Milliarden Euro. Dass der Anstieg nicht stärker ausfiel, lag an dem Geschäft in Frankreich. Dort hatte der Veranstalter sein Angebot um die Hälfte zusammengestrichen – wodurch die Gästezahl um eine halbe Million sank. In Großbritannien habe Tui hingegen schon 10 Prozent mehr Buchungen gezählt als vor der Pandemie, berichtete Finanzchef Mathias Kiep (49). In Deutschland lag die Zahl 5 Prozent höher.

Dazu trug auch die Pleite des Reiseveranstalters FTI bei, der seinen Betrieb diesen Sommer einstellen musste. Tui gewann dadurch zusätzliche Kundschaft, wie es schon nach der Pleite des damaligen europäischen Branchenzweiten Thomas Cook mit seiner Marke Neckermann Reisen im September 2019 der Fall gewesen war.

Gewinn steigt deutlich

In der Coronakrise 2020 wurde schließlich auch Tui zum Sanierungsfall: Wegen der Reisebeschränkungen brach dem Unternehmen sein Geschäft weg. Der deutsche Staat rettete Tui mit Finanzhilfen vor dem Untergang. Die Hilfen hat der Konzern zurückgezahlt, und der Konzern verdient wieder Geld. Der verbliebene Schuldenberg ist dem Vorstand aber immer noch zu groß.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr bis Ende September entfiel auf die Tui-Aktionäre ein Überschuss von 507 Millionen Euro und damit fast zwei Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Im Tagesgeschäft erzielte der Konzern vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten (bereinigtes Ebit) einen operativen Gewinn von knapp 1,3 Milliarden Euro, ein Anstieg um rund ein Drittel.

Eigene Hotels und Schiffe spielen Großteil der Erlöse ein

Längst erwirtschaftet Tui die Gewinne weniger mit dem Verkauf von Hotelübernachtungen und Flügen als mit den eigenen Hotels und Kreuzfahrtschiffen. Von dem operativen Gewinn in Höhe von 1,3 Milliarden Euro stammen 1,1 Milliarden aus der Sparte „Urlaubserlebnisse“. Diese umfasst neben den Hotelketten wie Riu und Tui Blue, die Robinson Clubs, die Kreuzfahrt-Reedereien Tui Cruises, Hapag-Lloyd und Marella sowie die Veranstalterangebote an den Urlaubszielen.

Im neuen Geschäftsjahr 2024/25 soll der Konzernumsatz um weitere 5 bis 10 Prozent zulegen. Der bereinigte operative Gewinn soll um 7 bis 10 Prozent steigen und damit ebenso stark, wie im mittelfristigen Schnitt geplant. Dabei möchte der Vorstand den Schuldenberg weiter abtragen. Im abgelaufenen Jahr verringerte sich die Nettoverschuldung des Konzerns um eine halbe Milliarde auf 1,6 Milliarden Euro.

Boeing macht Probleme, warten auf neue Flugzeuge

Für Ärger sorgt bei Tui weiterhin der US-amerikanische Flugzeughersteller Boeing, der seine Produktion wegen Zwischenfällen und Produktionsmängeln drosseln und wegen eines Streiks zuletzt sogar wochenlang stoppen musste. Die Fluggesellschaften des Tui-Konzerns wie die deutsche Tuifly müssen wie andere Airlines deshalb noch länger auf neue Boeing-Jets warten.

Inzwischen lägen die Auslieferungen der Maschinen vom Typ 737 Max zwei bis drei Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan, berichtete der Vorstand. Im abgelaufenen Geschäftsjahr habe Tui gerade mal fünf neue Maschinen des Typs erhalten. Für das neue Geschäftsjahr würden nach derzeitigem Stand 13 Jets erwartet.

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