US-Wahlen 2024: Donald Trump verliert Unterstützung der ...

2 Tage vor
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Lange trugen zahllose Geringverdiener wesentlich zur Finanzierung von Trumps Wahlkampf bei. Doch ihre Spenden lassen nach.

Das Wahlkampf-Team von Donald Trump steht vor einem Problem: Die Zuwendungen durch Kleinstspender sind seit dem letzten Rennen um das Weiße Haus deutlich zurückgegangen. Und in der Summe sind diese ein durchaus wichtiger Faktor. Die Entwicklung ist für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten gleich doppelt bitter. Zum einem, weil das Fundraising der Demokraten gerade wie geschmiert zu laufen scheint. Zum anderen, weil es nicht recht zum selbstgewählten Image passt, nun umso mehr auf Großspender angewiesen zu sein.

Laut einer Analyse der Nachrichtenagentur AP und der auf Wahlkampf-Finanzierung spezialisierten Organisation Open Secrets stammen weniger als ein Drittel der von Trump eingeworbenen Mittel von Anhängern, die weniger als 200 Dollar gaben. Vor vier Jahren war noch fast die Hälfte seines Budgets von „small-dollar donors“ gekommen. Die Gesamtsumme ist um 40 Prozent gesunken: Bis Juni hatte Trump 98 Millionen Dollar (90 Millionen Euro) von Kleinstspendern erhalten, in einem vergleichbaren Zeitraum vor vier Jahren waren es 165 Millionen Dollar gewesen.

Vertreter der Republikaner räumen ein, dass der Trend ihnen Sorgen bereitet. Denn er wirft auch die Frage auf, wie lange sich die Partei noch auf ihre bisherige Basis der laut Umfragen vergleichsweise alten Unterstützer verlassen kann. Viele Angehörige dieser Wählerschicht leben von einem festen Einkommen. Und angesichts steigender Kosten bleibt bei manchen von ihnen am Ende des Monats kaum noch Geld übrig, um an politische Kandidaten zu spenden.

Doch das scheint nicht der einzige Grund für den Spendenrückgang zu sein. Viele potenzielle Unterstützer sind offenbar auch von einem aufdringlichen Stil des Fundraisings verprellt worden. „Wenn Sie heute irgendeinem republikanischen Kandidaten etwas spenden, erhalten Sie innerhalb der nächsten drei Wochen 30 bis 50 Textnachrichten von anderen Kandidaten, von denen Sie noch nie etwas gehört haben“, sagt John Hall, Fundraising-Berater der Republikaner von der Firma Apex Strategies. Viele Trump-Anhänger an der Basis gäben deswegen lieber gar nichts mehr.

Hall und seine Mitarbeiter verschickten zu Beginn des Jahres Fragebögen an republikanische Spender. Aus den Antworten ging hervor, dass viele auch dann, wenn sie um eine Streichung ihrer Daten aus einer Liste gebeten hatten, weiterhin Spendenaufrufe per SMS erhielten. Das dürfte vor allem daran liegen, dass verschiedene Wahlkampfteams und Komitees die entsprechenden Listen oft untereinander austauschen. „Spender haben das Gefühl, nicht auf Dankbarkeit zu stoßen. Sie fühlen sich ausgenutzt. Und sie wissen nicht, wie sie aus diesen Listen rauskommen“, sagt Hall. Das habe „eine abschreckende Wirkung“ für das Fundraising aller.

Gespräche der AP mit früheren Kleinstspendern bestätigen dies. „Ich habe es satt, dass sie mich um Geld bitten“, sagt Susan Brito aus dem US-Staat Florida. In den Jahren 2022 und 2023 hatte die 51-Jährige Dutzende Mini-Spenden in Höhe von insgesamt 69 Dollar überwiesen. In diesem Jahr hat sie bisher gar nicht gespendet. Sie erhalte „eine SMS nach der anderen“, betont sie.

Der 70-jährige Bill Ruggio unterstützte das Wahlkampf-Team von Trump 2022 und 2023 fast jeden Monat, insgesamt waren es 60 Dollar. Auch er hat 2024 bisher nichts überwiesen. Er habe finanziell den Gürtel enger schnallen müssen, sagt er. Aber auch er sei zutiefst frustriert, weil er eine Flut von Textnachrichten von republikanischen Kandidaten und Komitees erhalte. „Es sind so viele, dass ich die Persönlichen verpasse, weil es so viele politische sind“, beklagt er.

Solche Beschwerden gebe es recht häufig, sagt Doug Deeken, Vorsitzender der republikanischen Partei im Bezirk Wayne in Ohio. Viele Leute seien „genervt von den SMS, Postwurfsendungen und E-Mails“. Auch sein eigenes Handy quelle über von Nachrichten von beliebigen konservativen Gruppen, die um Geld bitten würden. „Das ist ärgerlich. Es ärgert mich!“

Im Jahr 2016 hatte Trump das Feld der Kleinstspender, das zuvor lange eher eine Domäne der Demokraten gewesen war, für sich erobert. Während des damaligen Wahlkampfes erhielt er auf diesem Weg laut Open Secrets 170 Millionen Dollar, etwa 52 Prozent seiner Gesamtspenden. Vier Jahre später konnte er an diesen Erfolg anknüpfen.

Laut Shannon Burns, einem führenden Aktivisten der Republikaner in Ohio, liegt ein Problem in diesem Jahr darin, dass Menschen, die sich etwa in Listen zum Erhalt von E-Mails von Trump eingetragen hätten, plötzlich auch von allen möglichen anderen Republikanern Nachrichten erhielten. Das führe zu Verwirrung – auch dahingehend, wo eine Spende am Ende tatsächlich landen werde.

Kurzzeitig ging die Zahl der Kleinstspenden für Trump auch in diesem Wahlkampf hoch – etwa in den Tagen nach einem Gerichtsurteil gegen ihn im Mai oder nach dem versuchten Attentat im Juli. Aber der generelle Trend zeigt deutlich nach unten. Inwiefern sich dies bei der Wahl im November bemerkbar machen wird, bleibt derweil abzuwarten.

Der 78-jährige Stephen Buckhalter hat ebenfalls das Spenden eingestellt, nachdem er 2022 und 2023 noch 120 Dollar an Trump überwiesen hatte. „Die Lebenshaltungskosten haben ein Niveau erreicht, dass am Ende des Monats nicht mehr viel übrig ist“, sagt er. Auf die Frage, ob seine Entscheidung, dem republikanischen Kandidaten nichts mehr zu spenden, auch bedeute, dass er diesen nicht mehr unterstütze, reagiert er eindeutig. Das bedeute es „auf keinen Fall“, sagt er.

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