Trump und Selenskij: Delikates Treffen in New York

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Donald Trump und Wolodymyr Selenskij treffen einander nun doch im Trump Tower. In den vergangenen Tagen ließ der US-Präsidentschaftskandidat mehrere undiplomatische Bemerkungen über die Ukraine fallen.

Es wird ein Treffen mit schwierigem Anlauf: Das Gespräch zwischen Wolodymyr Selenski und Donald Trump ist für 9.45 Uhr Ortszeit im New Yorker Trump Tower angesetzt.

Zuvor hatte es aus republikanischen Kreisen geheißen, dass Donald Trump Selenskij nicht treffen würde. Dann veröffentlichte Trump in Sozialen Medien Selenskijs Schreiben, in dem ihn der ukrainische Präsident um einen Termin bittet. Schließlich hieß es, Trump werde Selenskij am Freitag empfangen. Trotz des Hickhacks ist das eine gute Nachricht für Selenskij.

Es ist wichtig, dass beide Teams Kontakt miteinander aufnehmen, auch wenn man gravierende Auffassungsunterschiede über den russisch-ukrainischen Krieg und dessen Lösung hat. Selenskij muss einen Draht zu Trump finden, denn dieser könnte künftig das Land regieren, das sein wichtigster Verbündeter ist.

Trump wich Frage nach Sieg aus

In den Tagen während Selenskijs US-Aufenthalt flogen zwischen Selenskij und Trump Giftpfeile. Trump nannte den ukrainischen Präsidenten bei einer Wahlveranstaltung „den besten Verkäufer aller Zeiten“ und stellte ihn als Unterstützer seiner Konkurrentin Kamala Harris dar: Selenskij wolle, dass die Demokraten die Wahl gewinnen. Dann bezeichnete er die ukrainische Nation als „tot“ und „zerstört“. Zuvor war er der Frage ausgewichen, ob die Ukraine im Krieg gegen Russland siegen soll. Trump will bekanntlich die US-Ukraine-Hilfe zurückfahren.

Selenskij hat bei seiner Visite in den Vereinigten Staaten zwar versucht, sich aus dem US-Wahlkampf herauszuhalten, doch auch das klappte nicht richtig. Auch er erlaubte sich eine kritische Bemerkung gegenüber Trump. In einem Interview mit dem „New Yorker“ sagte er: „Mein Gefühl ist, dass Trump nicht wirklich weiß, wie er den Krieg stoppen soll, selbst wenn er es zu wissen glaubt.“

Eklat in Pennsylvania

Dann kam es zum Eklat im wichtigen Swing State Pennsylvania, wo Selenskij mit dem demokratischen Gouverneur Josh Shapiro eine Rüstungsfabrik besuchte. Republikaner warfen Selenskij darauf Einmischung in den Wahlkampf vor. Der Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, forderte in einem offenen Brief an Selenskij den Rücktritt der ukrainischen Botschafterin in Washington, Oksana Markarowa, die den Besuch vorbereitet hatte.

Über Trumps Ukraine-Plan ist trotz großer Ankündigungen eines schnellen Friedens nur wenig bekannt. Der republikanische Vizekandidat J.D. Vance hatte erklärt, dass eine demilitarisierte Zone entlang der Frontlinie geschaffen werden soll und hat sich für die Neutralität der Ukraine ausgesprochen. Zudem wird vermutet, dass Trump direkt mit Wladimir Putin über die Ukraine verhandeln könnte. Das würde auf Zustimmung beim Kremlchef treffen. Putin könnte womöglich unter einem US-Präsidenten Trump auf eine Lösung der Ukraine-Frage in seinem Sinn hoffen und zudem seinen internationalen Einfluss weiter ausbauen.

„It‘s not that simple.“

Für die Ukraine, die auf weitere Waffenhilfe des Westens pocht und eine Nato-Mitgliedschaft verfolgt, wäre ein solches Szenario verheerend. Eine Botschaft, die Selenskij Trump bei dem gemeinsamen Treffen mitgeben will, dürfte folgender Satz aus dem oben genannten Interview sein: „It’s not that simple.“

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