Türkei verstärkt Engagement in der Sahelzone

30 Jul 2024
Türkei
Die Türkei intensiviert ihre Aktivitäten in der Sahelzone und versucht so, die Lücke zu füllen, die der schwindende westlichen Einfluss in der Region hinterlässt.

Der jüngste türkische Schritt zur Stärkung ihre Engagements in der Sahelzone bestand im Besuch einer hochrangigen Delegation unter der Leitung von Außenminister Hakan Fidan am 17. und 18. Juli in Niger, um die Zusammenarbeit mit dem afrikanischen Land zu intensivieren, das kürzlich einen Militärputsch erlebte, der die militärischen Beziehungen zu Frankreich und den Vereinigten Staaten beendete.

Der Besuch der türkischen Delegation zeichnete sich durch die Anwesenheit nicht nur des Außenministers, sondern auch des Verteidigungsministers Yaşar Guler, des Energieministers Alp Arslan Bayraktar, des Geheimdienstchefs Ibrahim Kalin und des Leiters der Gesellschaft für Verteidigungsindustrie der türkischen Präsidentschaft, Khaluk Gurgun, aus, was darauf hindeutet, dass der Schwerpunkt der Gespräche auf Energie und Verteidigung lag.

Dabei betonte Außenminister Fidan, die Türkei stehe sehr aufmerksam dem Kampf gegen den Terrorismus gegenüber: »Es gibt eine destabilisierende Situation in der Sahelzone und wir sind bereit, unsere Erfahrungen im Kampf gegen den Terrorismus zu teilen und mit Niger, einem befreundeten Land, zusammenzuarbeiten.« Darüber hinaus wies Fidan darauf hin, dass die Kooperationsbeziehungen zwischen der Türkei und den afrikanischen Ländern in den Bereichen Diplomatie, Wirtschaft, Finanzen, Sicherheit, Verteidigung, Bildung und Gesundheit weiterhin wachsen werden.

Der Niger erwarb im Mai 2022 sechs türkische Bayraktar-TB2-Kampfdrohnen, nachdem die beiden Staaten im November 2021 ein Abkommen geschlossen hatten, welches die Lieferung von Waffen an Niger, darunter besagte Drohnen sowie Trainingsflugzeuge und gepanzerte Fahrzeuge, vorsah, um Nigers Sicherheitsstrukturen im Kampf gegen terroristische Gruppen zu verbessern, wie es damals in den Erklärungen hieß.

Zwei Jahre zuvor hatte die Türkei nach dem Besuch des damaligen Außenministers Mevlut Cavusoglu ein Abkommen über militärische Zusammenarbeit mit Niamey unterzeichnet. Presseberichten aus Niger zufolge strebt Ankara die Einrichtung eines türkischen Militärstützpunktes in der Region Agadez im Norden Nigers an, die durch ihre geografischen Lage eng mit dem Tschad, Libyen und Algerien verbunden ist. Der Niger ist wegen seiner Nachbarschaft zu Libyen, seiner Probleme mit Frankreich und seiner natürlichen Ressourcen eines der wichtigsten Länder, die das zunehmende Interesse der Türkei an der Sahelzone auf sich ziehen. Die Beziehungen zwischen dem Niger und der Türkei haben in den vergangenen zehn Jahren seit der Aufnahme der offiziellen Beziehungen zwischen den beiden Staaten im Jahr 1967 stark an Dynamik gewonnen.

Seit 2018 hat die Türkei ihre Präsenz in der Sahelzone und den Ländern südlich der Sahara auch durch die Unterzeichnung weiterer bilateraler Abkommen über militärische Zusammenarbeit mit Mauretanien, Gambia, der Elfenbeinküste, dem Tschad, dem Sudan, Guinea, Nigeria und Benin deutlich verstärkt.

Nicht nur die Türkei

Der Experte für afrikanische Angelegenheiten, Ibrahim Nasser, erklärte, Ankara versuche bereits seit der Ausrufung des Jahres 1998 zum »Jahr Afrikas«, seinen Einfluss auf dem Kontinent zu stärken, wobei der Schwerpunkt auf der Sahelzone liege. Allerdings habe Ankara seine Strategie von Soft Power auf Hard Power umgestellt: »Es gibt zwei Phasen in der Politik der Türkei in der Sahelzone. Zunächst legte sie den Aspekt auf die Soft-Power, als sie den Ländern der Region im Rahmen ihrer afrikanischen Expansion humanitäre Hilfe leistete. Dann jedoch ging Ankara zur Hard-Power-Phase über.«

Dem Afrikaexperten zufolge habe die Instabilität infolge terroristischer Entwicklungen in Afrika die Sahelzone zu einem der größten Waffenmärkte der Welt gemacht, was die türkische Militärpräsenz in der Region erkläre. Laut Nasser vollzieht sich in Afrika aber auch ein geopolitischer Wandel: »Nachdem Frankreich seinen Einfluss in der Sahelzone verloren hatte, baute Ankara seine Beziehungen zu den Ländern der Region weiter aus, während türkische Drohnen diese militärischen Beziehungen verstärkten.«

Der nigrische Politologe Abdul Nasser Sidou sagte, es sei »klar, dass die Türkei dem Militärrat in Niger ein Angebot gemacht hat, im Austausch für Uranlieferungen modernste militärische Ausrüstung, Söldner und hochrangiges Militärpersonal zur Ausbildung der nigrischen Armee zu schicken«. Dieses Angebot sei auch von türkischen Medien erwähnt worden, die den Geheimdiensten und dem Verteidigungsministerium nahestehen. »Ich glaube, dass das Uran viele internationale Akteure in Richtung Niger drängen wird, wie es in den vergangenen Monaten der Fall war, als intensive Verhandlungen zwischen iranischen Beamten und den Anführern des Militärputsches in Niamey stattfanden«, resümierte Sidou.

Berichten zufolge gehört der Niger zu den zehn Ländern mit den größten Uranreserven weltweit. Ende April wurde öffentlich bekannt, dass die nigrische Militärjunta geheime Verhandlungen mit dem Iran über die Lieferung von dreihundert Tonnen Yellowcake im Austausch gegen Drohnen und Boden-Luft-Raketen geführt hat. Yellowcake ist ein gelbliches, puderförmiges Gemisch von Uranverbindungen, das aus Uranerz gewonnen wird und als Zwischenschritt bei der Herstellung von Kernbrennstoff oder Waffen benötigt wird.

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