Pächter sagt Ade - Traunsteinhaus steht nach vier Jahren ohne Wirt da
Die frischgezapfte Halbe Bier auf der Sonnenterrasse des Naturfreundehauses ist die schönste Belohnung für alle Bergsteiger, die den Traunstein schweißgebadet erklimmt haben. Doch in Zukunft ist es fraglich, wer in 1580 Metern Seehöhe für Kost und Logis sorgt. Denn Pächter Roman Leithner (39) schmeißt nach vier Jahren in der damals top-renovierten Hütte das Handtuch. Ihm reicht es: „Meine Freundin und ich wollen nicht mehr jeden Sommer hier oben verbraten. Es zahlt sich für uns persönlich einfach nicht mehr genug aus. Man verkauft seinen Sommer, eigentlich müsste das richtig gut entlohnt werden, nicht so wie jetzt.“
Noch-Hüttenwirt Roman Leithner mit Partnerin Michaela Schell und Mitarbeiter Dev aus Nepal, der am Traunstein bleiben will
(Bild: ZVG)
Genügsamer LebenstilDer studierte Verfahrens- und Umwelttechniker und Wirtschaftsingenieur betrieb mit Lebensgefährtin Michaela Schell vier Jahre lang von Mai bis Oktober das Traunsteinhaus, die restlichen sechs Monate lebte er von den ein Künften, betont aber, sehr genügsam zu sein.
Richtiges TraunsteinkindLeithner ist ein richtiges Traunsteinkind, von sechs bis 16 Jahren verbrachte er seine Sommer auf dem Hochplateau, weil seine Eltern die Gmundener Hütte gepachtet hatten: „Wir haben wirklich eine lässige Zeit heroben gehabt, wollen uns aber jetzt persönlich weiter entwickeln.“
Wir haben die Übernachtungszahlen verglichen. Sie sind nicht schlechter als in den Jahren zuvor, auch wenn sich die Parkplatzsituation unten geändert hat. Das ist sicher nicht das große Thema für uns.
Kurt Kramesberger, Naturfreunde
Bild: Wenzel Markus
Naturfreunde suchen NachfolgerLeithner liebäugelt damit, technischer Lehrer zu werden, seine Partnerin möchte sich im Pflegebereich fortbilden. Kein Pflegefall soll hingegen das Traunsteinhaus werden, davon ist Kurt Kramesberger, Obmann der Gmundener Naturfreunde, überzeugt, auch wenn er es schade findet, dass Leithner genug vom permanenten Gipfelerlebnis hat: „Wirt zu sein ist am Berg genauso herausfordernd wie im Tal. Natürlich gibt es Zeiten, wo man vergebens auf Tagesgäste wartet, weil das Wetter nicht passt. Wir haben dem Roman alle seine Wünsche erfüllt, sei es bei den Spülgeräten oder bei den Preisen für die Übernachtung. Wir werden die Pacht ausschreiben, es wird sich sicher wieder jemand Fähiger finden, davon bin ich überzeugt. Bei einer anderen Hütte in der Region haben sich acht Bewerber gemeldet, alles gute Leute.“