'Traumschiff' an Weihnachten: So viel Drama erwartet die Zuschauer
Am zweiten Weihnachtstag schippert "Das Traumschiff" ins US-amerikanische Hudson Valley. Dabei darf Kapitän Florian Silbereisen diesmal auch die Familie des Reeders an Bord begrüßen – was für Aufregung unter der Besatzung sorgt.
Was wäre Weihnachten ohne Baum, Braten und Besinnliches? Doch auch eine andere wichtige Tradition darf zum Fest nicht fehlen: Alle Jahre wieder schippert "Das Traumschiff" am Zweiten Weihnachtsfeiertag über die Bildschirme des Fernsehpublikums. So auch diesmal: Nach dem Ausflug ins schöne Argentinien bleibt Kapitän Max Parger alias Florian Silbereisen mit seiner Crew auf dem amerikanischen Kontinent, genauer im "Hudson Valley" im Osten der USA. Dort will kein Geringerer als der Reedereichef höchstpersönlich seinen 70. Geburtstag verbringen. Dass seine eher dysfunktionale Familie mit an Bord ist, sorgt bei der Besatzung für Aufregung - und Missmut. Ein Glück also, dass es auch ein Wiedersehen mit Harald Schmidt gibt, der wie Gastpromi Wigald Boning angemessen augenzwinkernd aufs Reisedrama blickt.
Die hochkochenden politischen Dramen im Gastland tastet die 103. Folge der Kultreihe selbstredend nicht an. Dafür stehen unter Regie von Helmut Metzger, der das unterhaltsame Drehbuch von Jürgen Werner wieder kurzweilig inszeniert, die kleinen Zerwürfnisse und Zankereien umso mehr im Mittelpunkt: Es geht um alte Liebe und das liebe Alter, um zerrüttete Familien und den Versuch, offene Wunden von früher zu heilen. Und um jede Menge Geheimnisse: Die umranken vor allem die Sippe von Reeder Hendrik Hansen (Peter Kremer), dessen Familie - anders als man es von den sonst vielfältigen Geschichten pro Folge gewohnt ist - die Handlung fast im Alleingang trägt.
Dabei ist der Boss zunächst gar nicht an Bord - zur Enttäuschung des wahnsinnig aufgeregten Oskar Schifferle (Harald Schmidt), der eigentlich einen pompösen Empfang geplant hatte, aber erstmal die mit Mann und Töchterlein angereiste Reederstochter Frederike Hansen (Natalie Avelon) begrüßt. "Mein Vater schätzt Anbiederungen dieser Art nicht allzu sehr", verrät sie - dass ihre Ehe mit Daniel Peterson (Söhnke Möhring) längst zerbrochen ist, hingegen lieber nicht. Man schweigt aus Furcht vor dem Patriarchen ("Opa-Angst"), der endlich seine Nachfolge geklärt haben will. Wer die Reederei zukünftig leitet, darum zankt sich die Schwester mit ihrem schnöselig ins Drehbuch geschriebenen Bruder Jasper Hansen (Marc Schöttner), der aus Angst vor dem Alten ebenfalls ein schwerwiegendes Geheimnis für sich behält. "Alles gut" lautet der Wahlspruch, schließlich soll eine heile Welt vorgegaukelt werden.
Auf dem luxuriösen Landgut am Hudson angekommen, spitzt sich das Familiendrama weiter zu. Nur des Reeders Enkelin Lilly (herrlich: Alissa Lazar), die zwar pubertiert und handysüchtig ist, scheint hinter die Familienkulisse zu blicken: "Ich muss mir aufschreiben, wann ich wen wie anzulügen habe." Vor allem hat sie einen Draht zum Opa, dem man die Rolle des harten Hundes ohnehin kaum abnimmt. Und so erfährt Lilly als Erste, dass - natürlich - auch der Großvater ein bitteres Geheimnis mit sich herumschleppt, An Heimlichkeiten mangelt es zur Weihnachtszeit selbst im "Traumschiff" wahrlich nicht.
Während es im Reeder-Clan gewaltig brodelt, graut auch Staff-Kapitän Martin Grimm (Daniel Morgenroth) vor dem Chef. Der verweigert ihm seit Jahren die Beförderung, weil er einmal angetrunken ein Schiff gesteuert hat. Hanna Liebholt (Barbara Wussow) rät ihm das Gespräch zu suchen, doch Grimm bekommt einen doppelten Korb: Vom Reeder als auch von Hanna, die lieber mit ihrem alten Schwarm Thomas Wellenstein (Adnan Maral) anbandelt, der zufällig an Bord weilt. Sie schwelgen nicht nur in Erinnerungen an Suffabende und Schlaghosen ("Hippie wollte jeder sein, da hab ich mich eben für Punk entschieden"), sondern auch an ihren ersten Kuss. Es scheint wieder zu funken - und Grimm muss mit uneingestandener Eifersucht klarkommen.
Eine andere Ausgabe von "Das Traumschiff" sorgte gerade erst für Ärger bei den Fans.
Großes Drama, leichtfüßig erzählt - das "Traumschiff" findet auch zur Weihnachtsfolge seinen gewohnten Ton. Dass es dabei mit viel Augenzwinkern zugeht, ist auch Harald Schmidt geschuldet, der zuletzt das große Jubiläum zur 100. Folge mitgefeiert hatte. Mittlerweile ist er - wenngleich nicht immer dabei - in seiner Rolle des nervös tänzelnden Kreuzfahrdirektors, der mit süffisantem Lächeln die Geschehnisse kommentiert, eine "Traumschiff"-Instanz. Angesichts des Reeder-Geburtstages hängt er dessen Porträt überm Kamin auf und wirkt auch sonst "etwas überambitioniert". Was dazu führt, dass die Slapstickeinlagen und Bonmots ("Mutig voran!") noch zahlreicher ausfallen - inklusive Titanic-Gag, den es beim "Traumschiff" wohl noch nicht gab: "Stellen wir uns vor, wir sind die Titanic. Und wir haben nur eine Möglichkeit, dem Eisberg auszuweichen."
Apropos deutscher Humor: Mit dabei ist diesmal als Gastpromi kein Geringerer als Wigald Boning - allerdings nicht an Bord, sondern als Barbier in einem klassischen Barbershop, in dem er nicht nur den sinnsuchenden Staff-Kapitän aufheitert, sondern auch samt Blues-Band mit dem Saxofon musiziert. "Drei Akkorde - für Blues völlig ausreichend. Ab vier ist es Jazz", kredenzt der Comedian noch eine Weisheit vom Fach.
Fast wäre Sigmar Solbach "Traumschiff"-Kapitän geworden, er hatte sogar schon ein Kostüm.