Chronik: Tausende tote Schwalben in Österreich

17 Sep 2024

Chronik

Sturm und Regen haben auch Wildtieren stark zugesetzt. Besonders Schwalben sind betroffen. Sie wurden auf ihrem Flug in ihre afrikanischen Winterquartiere überrascht. Aber auch Fuchs und Hase wurden wohl stark dezimiert.

Tote Schwalben - Figure 1
Foto ORF Wien

Online seit heute, 13.48 Uhr (Update: 14.26 Uhr)

Schwalben sind Fluginsektenjäger. Doch Starkregen ließ Insekten nicht fliegen, die Nahrungssuche der Schwalben blieb erfolglos, berichtete die Vogelschutzorganisation Bird Life. Tausende geschwächte oder tote Schwalben seien beobachtet worden, sagte Eva Karner-Ranner von Birdlife. 1974 habe es schon einmal eine solche Situation gegeben. Damals seien Schwalben in einer „beispiellosen Aktion“ eingesammelt und per Flugzeug und Eisenbahn in den Süden transportiert worden.

Vögel drängten sich auch in Wien auf Simsen um geschützte Plätze Auffangstationen für geschwächte Tiere

Wie sich die aktuelle Lage auf die heimischen Brutpopulationen auswirken wird, sei noch nicht abschätzbar. Ansammlungen von Schwalben unter Dächern oder Ähnlichem sollte man weiterhin nicht stören, damit sie nicht noch mehr Energie verlieren. Auf dem Boden sitzende Vögel, die nicht mehr auffliegen, sollen nach Rücksprache mit Fachleuten in einer Schachtel mit Luftlöchern in die nächste Auffangstation gebracht werden.

„Vom Schneefall in höheren Lagen und längerer Schneebedeckung könnten aber auch andere Insektenfresser beeinträchtigt werden, die vornehmlich am Boden nach Nahrung suchen. Das wären zum Beispiel Hausrotschwanz, Rotkehlchen und Singdrosseln. Wobei diese Vogelarten am Herbstzug im Gegensatz zu Fluginsektenjägern den Vorteil haben, dass sie teilweise auf Fruchtnahrung umstellen und jetzt zum Beispiel Vogelbeeren fressen könnten“, sagte die Ornithologin Karner-Ranner.

„Mahnmal für Verletzlichkeit durch Klimawandel“

Indes hat das „Schwalbenhaus“ von Tierschutz Austria seine Fenster geöffnet, die dort betreuten Vögel können, sobald ausreichend aufgepäppelt, ihre Reise in den Süden fortsetzen. „Es war ein Wettlauf gegen die Zeit“, sagte Stephan Scheidl von Tierschutz Austria. Jene, die es nicht geschafft haben, seien „Mahnmale für die Verletzlichkeit unserer Tierwelt durch den Klimawandel“.

Auch Hase, Fuchs und Biber betroffen

Große Auswirkungen auf wildlebende Säugetiere befürchtet das Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie. Aktuell lägen noch keine Zahlen vor, sagte Aldin Selimovic. Es sei aber zum Beispiel mit enormen Ausfällen bis zu 100 Prozent bei Feldhasen in überfluteten Gebieten zu rechnen. Besonders bitter sei es, weil es gerade viele wenige Wochen alte Junghasen gegeben habe. Rehwild habe sich dort, wo das Wasser langsamer gestiegen ist, wohl retten können.

„Schwarzwild ist sicher auch betroffen gewesen von einem so schnellen Anstieg des Wassers“, meinte Selimovic. Vor allem auch im Wiener Umland seien die Populationen von Fuchs und Dachs wohl „ziemlich stark“ in Mitleidenschaft gezogen worden. Selbst Biber dürften vielerorts solche reißenden Wassermengen nur schwer überlebt haben.

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