Wie bei der Titanic: Jahrzehntelange Suche nach vermisstem ...

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Stand: 04.10.2024, 05:15 Uhr

Von: Christoph Gschoßmann

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Fast 170 Jahre zuvor ging die „Lyonnais“ im Atlantik unter. Wie bei der „Titanic“ dauerte es eine Ewigkeit, bis das Wrack schließlich aufgespürt wurde.

New York – 73 Jahre dauerte es, bis das wohl berühmteste Schiffswrack der Welt, die Titanic, auf dem Grund des Atlantiks gefunden wurde. 1912 war sie gesunken, 1985 gingen die ersten Fotos des Katastrophenschiffs auf dem Meeresgrund um die Welt. Ein Titanic-Hype begann, der im gleichnamigen Film von James Cameron aus dem Jahr 1997 gipfelte. Nun wurde ein anderes verschollenes Schiff nach noch deutlich längerer Zeit entdeckt: Die „Lynnonais“, die vor 170 Jahren sank.

Die „Lyonnais“ sank wie die „Titanic“ im Nordatlantik

US-Taucher entdeckten Überreste des wie die „Titanic“ im Nordatlantik gesunkenen Passagier-Dampfers. Nach jahrzehntelanger Suche wurden die Wrackreste der Lyonnais im August rund 320 Kilometer vor der Küste von Massachusetts am Meeresboden gefunden, wie Jennifer Sellitti vom Unternehmen Atlantic Wreck Salvage der Nachrichtenagentur AFP schilderte. Bei dem Unglück waren 114 Menschen ertrunken.

Im Gegensatz zum anfangs gut erhaltenen Wrack der „Titanic“, das jedoch kürzlich wegen seines immer schlechteren Zustands Schlagzeilen machte, fanden die Taucher von der „Lyonnais“ nur einzelne Reste. Der Nordatlantik sei für Schiffswracks wegen der starken Strömung und der Bewegungen des Meeressandes eine „feindliche Umgebung“, sagte Sellitti. Anhand der Abmessungen eines Motorkessels sei aber eindeutig festgestellt worden, dass die Reste von dem Dampfer stammten.

„Lyonnais“ kollidiert nicht mit Eisberg, sondern mit einem anderen Schiff

Die „Lyonnais“ wurde 1855 gebaut und ein Jahr später von der französischen Reederei Compagnie Franco-Américaine in den Dienst gestellt. Sie war mit Segeln und einer horizontalen Dampfmaschine ausgestattet und ist laut den Forschern „ein frühes Beispiel eines Passagierschiffes mit zwei Innovationen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts“ – nämlich einem Schiffspropeller und einem Eisenrumpf. Für Frankreich war das damals hochmoderne Schiff wichtig, um den Transport von Passagieren, Waren und Post über den Atlantik zu fördern. Ein australischer Milliardär sorgt indes mit seinen Plänen für Aufsehen, weil er die „Titanic“ nachbauen will.

Das Unglück der „Lyonnais“ geschah schließlich am 2. November 1856. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Dampfer mit 132 Passagieren an Bord auf dem Rückweg von New York nach Le Havre, als er mit dem US-Segelschiff „Adriatic“ kollidierte. Die „Lyonnais“ habe „plötzlich ihre Richtung geändert, was eine Kollision unvermeidlich machte“, berichtete der Kapitän des US-Seglers, Jonathan Durham, einige Tage später der New York Times.

Katastrophe der sinkenden „Lyonnais“: Nur 20 Menschen wurden gerettet

Schwer beschädigt setzten beide Schiffe ihre Fahrt zwar zunächst fort. Durham konnte die „Adriatic“ in den Hafen von Gloucester in Massachusetts bringen, doch die „Lyonnais“ erreichte kein Land mehr und sank. Weniger als 20 Menschen konnten gerettet werden, 114 starben.

Wie bei der „Titanic“ im Jahr 1912 erregte auch der Untergang der „Lyonnais“ damals weltweit Aufsehen. Ebenso warf der Fall viele Fragen zum Schifffahrtsrecht auf. Durham wurde ungeachtet seiner Aussagen damals verhaftet und in Frankreich verurteilt. Das „Lyonnais“-Desaster führte zwar zu keinem Film-Hype, doch Jules Verne verarbeitete das Geschehen in seinem Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“. Eine Taschenuhr von der „Titanic“ indes wurde kürzlich für 1,4 Millionen Euro versteigert. (cgsc mit dpa)

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