Warum um das Tiramisu noch immer ein G'riss herrscht
Es ist eine der italienischsten Speisen überhaupt, und um das Tiramisu gibt es nicht nur bei Tisch ein G'riss. Das liegt schon am Namen, immerhin heißt die üppige Süßspeise wörtlich "Zieh mich hoch". Aufrichten solle es jene, die es verspeisen. Sowohl was die Kalorien betrifft, aber auch emotional.
Und wie das oft so ist, mit Nationalheiligtümern, verlagert sich das G'riss ums Tiramisu regelmäßig auf die Diskussionsebene. Da geht es dann um das einzig wahre, beste und überhaupt originale Rezept.
Wird der Espresso, in den die Biskotten getränkt werden, korrekterweise mit Rum, Amaretto oder gar Marsalawein aromatisiert? Wobei: Sollen sie überhaupt getränkt werden? Oder nur dezent mit einigen Tropfen Kaffee beträufelt werden?
Kommt auch Eischnee oder nur Eidotter in die Mascarpone-Creme? Die in manchen Rezepten auch noch mit Schlagobers aufgefettet wird. Und dann erst die unzähligen Variationen - mit Topfen-Joghurtcreme und Früchten etwa. Auch die Höhe der Schichtspeise liefert Diskussionsstoff: Viele oder wenige Schichten?
Zutaten (für 5 Personen):6 Eigelb150 gr weißer Zucker500 gr Mascarpone0,5 Lt. Kaffee, ungesüßt -Ca. 30 Stk. BiskottenBitteres Kakaopulver zum Garnieren
Zubereitung:Eigelb und Zucker schaumig rühren, Mascarpone löffelweise unterheben
Biskotten leicht in Kaffee tränken und den Boden einer Form damit eng auslegen.
Mit einer Schicht Creme betreichen und einer weiteren Schicht getränkter Biskotten fortsetzen. So lange fortfahren, bis Biskotten und Creme aufgebraucht sind. Mit einer Schicht Cree abschließen.
Das Tiramisu mit Folie abdecken und mehrere Stunden oder über Nacht im Kühlschrank gut durchkühlen lassen.
Vor dem Servieren mit Kakaopulver bestreuen.
Als ob die korrekte Zubereitung nicht schon genug Konfliktpotenzial hätte - auch die Frage nach de Erfinder erhitzt die Gemüter der Italiener in regelmäßigen Abständen. Gleich mehrere Regionen beanspruchen für sich, die wahre Heimat des Tiramisu zu sein. Die Region Friaul Julisch-Venetien ist eine davon und vermerkt dies auch auf ihrer Tourismusseite.
Fest steht aber auch: Mit Roberto Linguanotto starb jetzt einer der "Väter" des Tiramisu. 81 Jahre wurde der Koch aus Treviso alt, doch sein Meisterstück lieferte er bereits als junger Koch. Er kreierte 1970 das Dessert im Restaurant Le Beccherie.
Wie oft in der Geschichte des Kochens war es ein Missgeschick, das sich überraschend schmackhaft erwies. Er habe bei der Herstellung für Vanilleeis versehentlich Mascarpone in eine Schüssel mit einer Dotter-Zucker-Masse verwechselt, erzählte er immer wieder. Und weil diese Creme richtig gut schmeckte, wurde sie mit Biskotten zum Dessert geschichtet. Ein Artikel in einer Gastrozeitschrift brachte dann Anfang der 1980er-Jahre eine Bekanntheit über die Region hinaus.
In der Region Friaul-Julisch Venetien wiederum rühmt man sich noch mit anderen Versionen. Da wäre Konditor Mario Cosolo aus Pieris, der bereits 1935 seinen "Coppa Vetturino" kreierte, dem Vernehmen nach bei einem Konditorwettbewerb um das beste und schnellste Dessert für den damaligen König.
Die Schichtspeise aus Mousse au chocolat, in Likör getränktem Biskuit und einer Zabaione (Weinschaumcreme), in ein Glas geschichtet, wurde in den 1950er-Jahren zum Tirami su.
In Tolmezzo im Friaul wiederum war im Albergo Ristorante Roma lange bereits eine Mascarponeschnitte bekannt. Und weil sie in den 1950er-Jahren erschöpften Skifahrern so schmeckte, riefen sie dem Wirt zu, dass diese Speise sie nun in der Tat wieder aufgerichtet hätte. "Tiramisu" eben.
Redakteurin im Ressort Lebensart. Gesundheit, Wellness, Lifestyle, Genuss. Seit 1997 beim KURIER, Studium Geschichte/Publizistik, Germanistik, Politikwissenschaften [Mag.phil.] Mag Menschen, Landschaften und Dinge, die gut tun, gut schmecken, gut riechen, neu sind.....und darüber schreiben.